Ein plötzlicher Windstoß fegte durch die Bäume, raschelte heftig in den Blättern, und die ganze Lichtung schien sich unter dem Druck einer unsichtbaren Kraft zu verschieben. Der Moment zog sich schwer und erstickend in die Länge, als hätte sich die Luft um sie herum verdichtet. Dann, ohne Vorwarnung, kam der Wind erneut auf, diesmal stärker, und wirbelte Staub und Trümmer in die Luft.
Alle Augen richteten sich auf die Quelle der Störung.
Ein kleines rundes Portal flackerte wenige Meter entfernt auf, seine Ränder schimmerten wie flüssiges Licht. Es war anders als alle Portale, die sie bisher gesehen hatten – es gab kein Leuchten, keine strahlende Energie, nur eine bedrohliche schwarze Leere in seiner Mitte, als würde es in einen Abgrund führen, aus dem kein Licht entweichen konnte.
Ein eisiger Schauer breitete sich auf dem Schlachtfeld aus, drang bis in die Knochen und für einen kurzen Moment erstarrten sogar die Feinde, die kurz davor standen, die wehrlosen Mädchen zu töten.
Dann schoss eine Gestalt aus dem Portal hervor, die Luft um ihn herum vibrierte vor lauter Kraft. Das Portal schloss sich hinter ihm mit einem leisen Summen und verschwand so schnell, wie es erschienen war.
Madison, Bella und Alice starrten geschockt, ihre verletzten und blutigen Gesichter spiegelten Ungläubigkeit wider, als sie den Anblick vor sich aufnahmen.
Es war Nate.
Er stand aufrecht da, atmete schwer, sein Körper war mit frischen Wunden übersät, die von der Hölle erzählten, die er gerade durchlebt hatte. Tiefe Kratzspuren zogen sich über sein Gesicht, frisches Blut befleckte seine Haut, und doch, trotz der Erschöpfung, die sich in seiner Haltung widerspiegelte, blieb die Aura um ihn herum unverändert – kraftvoll, unerschütterlich und gefährlich.
Sein Blick schweifte über das Schlachtfeld, nahm jedes Detail in sich auf, und in diesem Moment wurde seine Müdigkeit durch etwas ganz anderes ersetzt.
Wut.
Er biss die Zähne zusammen, ballte die Fäuste, während er die Szene vor sich verarbeitete – Bella saß auf dem Boden, ihr Gesicht blutüberströmt, sie rang nach Luft. Alice wurde von einem Mann mit seinem Stiefel festgehalten, ihr Körper zitterte unter dem Druck auf ihrem Rücken. Madison lag auf dem Boden, ihr Handgelenk war unter dem Stiefel eines anderen Mannes eingeklemmt, ihre Augen waren voller Schmerz und Frustration.
Ein gefährliches Funkeln blitzte in Nates Augen auf. Sein Gesicht verzog sich zu einer Maske purer, ungefilterter Wut.
Bevor irgendjemand reagieren konnte, war er verschwunden.
Eine verschwommene Bewegung, eine Kraft, die schneller war, als ihre Augen registrieren konnten.
Der Mann, der über Madison stand, hatte kaum Zeit zu begreifen, was geschah, bevor ein vernichtender Schlag seine Wange traf. Das Geräusch des Aufpralls hallte wie ein Schuss über die Lichtung, und sein Körper wurde vom Boden gerissen, als hätte ihn ein Lkw erfasst. Bevor er den Schmerz überhaupt registrieren konnte, folgte ein weiterer Schlag – diesmal in den Magen –, der ihm mit einem widerlichen Keuchen die Luft aus den Lungen drückte.
Aber Nate war noch nicht fertig.
Er tauchte wieder dort auf, wo der Mann landen würde, und versetzte ihm mitten in der Luft einen weiteren brutalen Schlag, der ihn in die entgegengesetzte Richtung schleuderte. Dann setzte er seinen Angriff fort, als würde er mit einer Stoffpuppe spielen – jedes Mal, wenn der Körper des Mannes kurz davor war, auf den Boden aufzuschlagen, war Nate schon da und schleuderte ihn mit einem weiteren brutalen Schlag in die Luft. Das widerliche Knacken brechender Knochen erfüllte die Luft, die Gliedmaßen des Opfers verbogen sich in unnatürlichen Winkeln.
Der Kampf, wenn man ihn überhaupt so nennen konnte, war vorbei, bevor er begonnen hatte.
Als Nate endlich aufhörte, war der Mann nichts weiter als ein zerknitterter, lebloser Haufen. Sein Körper lag regungslos im Dreck, die Augen weit aufgerissen, aber ohne Leben, Blut sammelte sich unter seinem zerschmetterten Schädel.
Die drei verbliebenen Angreifer standen wie erstarrt da, ihre Gesichter blass vor Entsetzen.
Nate drehte sich langsam zu ihnen um, sein Blick scharf und unversöhnlich.
Angst.
Pure, lähmende Angst überkam die verbleibenden Männer, die unbewusst einen Schritt zurücktraten.
Aber es gab kein Entkommen.
Nate verschwand erneut und war nicht mehr zu sehen.
Es folgte eine Sekunde Stille – so kurz und doch so erdrückend.
Dann durchschnitten scharfe Pfiffe die Luft.
Einer der drei verbliebenen Männer drehte sich zu dem Geräusch um, Verwirrung huschte über sein Gesicht. Doch in dem Moment, als sein Blick auf die Quelle fiel, wich alle Verwirrung blankem Entsetzen.
Sein Freund – einer der Männer, die noch vor wenigen Augenblicken neben ihm gestanden hatten – hatte nun ein riesiges Loch an der Stelle, wo einst seine Brust gewesen war.
Es gab kein Herz. Keine Organe.
Nur eine klaffende, grauenvolle Leere.
Sein Körper schwankte für einen Moment, als würde sein Gehirn noch versuchen, zu begreifen, was gerade passiert war. Dann brach er lautlos zusammen und blieb leblos auf dem Boden liegen.
Die beiden verbliebenen Angreifer brachen endlich zusammen.
Panik ergriff sie, als sie sich umdrehten und in entgegengesetzte Richtungen rannten, verzweifelt bemüht, dem Monster vor ihnen zu entkommen.
Aber Nate war schneller.
Er stand in der Mitte der Stelle, an der sie sich getrennt hatten, und folgte ihnen mit berechnendem Blick. Dann hob er mit einer einzigen, mühelosen Bewegung die Hand und schnippte mit den Fingern.
Ein plötzlicher Blitz schoss aus seiner Handfläche und traf einen der Männer mitten in den Rücken.
Ein ohrenbetäubender Schrei zeriss die Luft, als der Strom durch seinen Körper floss, sein Fleisch versengte und ihn von innen heraus verbrannte. Seine Haut wurde schwarz, seine Schreie verwandelten sich in gurgelnde Atemzüge, bevor er schließlich zusammenbrach und Rauch von seiner Leiche aufstieg.
Jetzt war nur noch einer übrig.
Nates Fuß knackte unter einem Blitz, als er erneut aus dem Blickfeld verschwand.
Der letzte Überlebende – schwer atmend, sein Körper zitternd – rannte weiter, sein einziger Gedanke war, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Nate zu bringen.
Aber es war sinnlos.
Im nächsten Moment tauchte Nate direkt hinter ihm auf.
Der Mann hatte kaum Zeit zu schreien, bevor Nate ihn am Hinterkopf packte und sein Gesicht mit solcher Wucht gegen den nächsten Baum schlug, dass sein Schädel beim Aufprall explodierte.
Blut. Knochenfragmente. Fleischstücke spritzten wie eine groteske Malerei über die Baumrinde.
Stille.
Nate blieb endlich stehen, mitten inmitten des Gemetzels, und atmete schwer und langsam.
Seine Hände waren blutverschmiert, seine Wunden noch frisch von dem Kampf, dem er entkommen war. Aber im Moment spielte das keine Rolle.
Die Feinde waren tot.
Madison, Alice und Bella rappelten sich langsam vom Boden auf, ihre Glieder schmerzten von den brutalen Schlägen, die sie gerade erst erlitten hatten. Ihre Körper protestierten vor Schmerz, aber sie nahmen es kaum wahr. Ihre Augen blieben auf Nate gerichtet, der in der Mitte des Schlachtfeldes stand, Blut tropfte von seinen Händen, sein Körper war mit tiefen Wunden übersät, die frisch aussahen, doch seine Präsenz strahlte eine überwältigende Kraft aus, die ihnen einen Schauer über den Rücken jagte.
Sie hatten ihn so lange nicht gesehen. Er war spurlos verschwunden und nun, aus dem Nichts, war er zurückgekehrt – verletzt, erschöpft, aber stärker denn je.
Aber irgendetwas stimmte nicht.
Es waren nicht nur seine Wunden oder die Art und Weise, wie er ihre Angreifer ohne zu zögern vernichtet hatte. Es war etwas anderes, etwas viel Beunruhigenderes.
Sein Schatten.
Er bewegte sich nicht synchron mit seinem Körper.
Während Nate da stand und nach Luft schnappte, verdrehte sich sein Schatten unnatürlich auf dem Boden, verschob sich und wand sich, als hätte er einen eigenen Willen. Er folgte seinen Bewegungen nicht wie ein normaler Schatten – er schlitterte dahin, winden sich wie eine Schlange, dehnte sich unnatürlich aus und zog sich wieder zusammen, als wäre er lebendig.
Bella machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, ihr Herz pochte. „Nate …?“
Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, atmete Nate scharf aus, endlich erleichtert, dass sie in Sicherheit waren. Seine Lippen öffneten sich, und er wollte etwas sagen – aber die Worte kamen nicht heraus.
Sein Mund schloss sich augenblicklich.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich so plötzlich, dass alle drei Mädchen von einer Welle der Unruhe erfasst wurden.
Sein ganzes Gesicht verkrampfte sich, seine Augen weiteten sich und sein Kiefer presste sich so fest zusammen, dass die Adern an seinem Hals hervortraten. Es war ein Ausdruck, den keine von ihnen jemals zuvor bei ihm gesehen hatte.
Angst.
Alice stockte der Atem.
Nate hatte unzählige Schlachten geschlagen. Er hatte Monster, Krieger und Feinde bekämpft, die nichts anderes wollten, als ihn zu töten. Aber in all dieser Zeit, egal wie gefährlich die Situation war, hatte sie ihn nie ängstlich gesehen.
Nie.
Aber gerade jetzt war das alles, was sie in seinem Gesicht sehen konnte.
Ohne ein Wort, ohne eine Warnung verschwand Nate plötzlich von seinem Platz.
Er rannte nicht einfach weg. Er verschwand so schnell, dass ihre Augen seine Bewegung nicht verfolgen konnten.
Die Wucht seines Verschwindens sandte eine Schockwelle durch die Luft und ließ den Boden leicht beben. Eine Windböe folgte ihm und raschelte heftig in den Bäumen, als würde die Natur selbst auf seine Verzweiflung reagieren.
Madison und Bella hatten kaum Zeit zu reagieren, noch benommen und versuchend zu begreifen, was gerade passiert war. Aber Alice – Alice bewegte sich.
Ihr Körper schoss in die Luft, angehoben von einer Welle aus eisiger Energie, und innerhalb eines Augenblicks schoss sie vorwärts, ihre Geschwindigkeit glich der des Windes selbst.
Ihre Augen fixierten Nate und verfolgten ihn von oben, während er wie ein Geist durch den dichten Wald raste, schneller als alles, was sie je gesehen hatte.
Sie musste ihn einholen.
Etwas stimmte nicht – etwas war furchtbar, furchtbar falsch.
Dann, gerade als sie sich auf ihn stürzen wollte, sah sie es.
Ein Portal.
Eine kleine, kreisförmige Lücke aus absoluter Schwärze, identisch mit der, die erschienen war, als Nate angekommen war. Aber diesmal kam etwas aus ihr heraus.
Und es war schrecklich.
Die Gestalt, die auftauchte, sah fast menschlich aus, aber nur auf eine äußerst verstörende Weise. Ihr Körper war skelettartig, ihre Haut trocken und grau, so straff über die Knochen gespannt, dass sie mumifiziert wirkte. Lange, gezackte Klauen ragten aus ihren Fingern und glänzten unnatürlich, als wären sie in eine dunkle, giftige Substanz getaucht worden.
Aber das Schlimmste war, wie sie sich bewegte.
Es hatte keine Beine – sein Oberkörper endete in einem gezackten, diagonalen Schnitt, als wäre er in zwei Hälften geteilt worden. Und doch schwebte es mühelos durch die Luft, als ob die Gesetze der Physik für es keine Bedeutung hatten.
Ein Schauer lief Alice über den Rücken.
Dieses Ding … was auch immer es war … es war nicht natürlich.
Sie hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor es sich auf sie stürzte.
Es war schnell.
Zu schnell.
Direkt vor ihren Augen holte das Monster Nate in einem Augenblick ein und schloss die Distanz zwischen ihnen, als würde sich der Raum selbst seinem Willen beugen. Seine langen, knochigen Finger streckten sich aus – und bevor Nate reagieren konnte, bevor er auch nur versuchen konnte, sich zu wehren, schlossen sich seine Klauen fest um seine Kehle.
Nates Körper zuckte in der Luft, sein Schwung wurde sofort gebremst, als die Kreatur ihn mit furchterregender Kraft packte. Seine Finger krallten sich an den Armen der Kreatur, aber es war zu spät.
Ein weiteres Portal öffnete sich direkt vor ihnen.
Eine zweite schwarze Leere, identisch mit der ersten.
Alice riss vor Entsetzen die Augen auf, als sie begriff, was geschah.
„NATE!“, schrie sie und streckte die Arme aus.
Aber sie war zu weit weg.
Zu langsam.
Bevor sie ihn erreichen konnte, bevor sie irgendetwas tun konnte –
Die Kreatur zog Nate in das Portal.
Und im Handumdrehen waren sie verschwunden.
Die wirbelnde schwarze Leere schloss sich augenblicklich und hinterließ nichts als Stille.
Alice schwebte in der Luft, ihre Brust hob und senkte sich schnell, während ihr Verstand versuchte, zu begreifen, was gerade passiert war.
In einer Sekunde war er noch da.
In der nächsten war er weg.
Und dieses Mal wusste sie nicht, wohin er gebracht worden war.
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