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Kapitel 105 Der gefrorene Horizont I

Kapitel 105 Der gefrorene Horizont I

Der schwach beleuchtete Raum war still, bis auf das leise Atmen. Nate saß mit gekreuzten Beinen in der Mitte des Käfigs, die Augen geschlossen, tief in Meditation versunken. Er war ruhig – zu ruhig für jemanden, der wie ein Verbrecher eingesperrt war. Aber das war ihm egal. Seine Wut war bereits verglüht und hatte nur kalte Entschlossenheit hinterlassen.

Dann plötzlich eine Veränderung in der Luft. Ein Flackern von Energie.

Madison erschien.
Ihre Gestalt materialisierte sich direkt vor dem Käfig, aber in dem Moment, als sie einen Schritt nach vorne machen wollte, konnte sie sich nicht bewegen. Eine scharfe Kraft stieß sie zurück, etwas Unsichtbares, aber Undurchdringliches. Verwirrung zeigte sich in ihrem Gesicht. Das war noch nie passiert.

Sie runzelte die Stirn und versuchte es erneut. Diesmal drückte sie stärker, um hineinzukommen – aber sie wurde erneut blockiert. Egal, wie oft sie es versuchte, sie konnte nicht durchkommen.
„Was zum Teufel?“, murmelte sie, und Frustration schwang in ihrer Stimme mit.

Dann erklang aus dem Schatten Nates Stimme – ruhig und fest.

„Verschwende deine Kraft nicht.“

Madison drehte den Kopf zu ihm, aber der Raum war zu dunkel. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Er saß gerade außerhalb der Reichweite des schwachen Lichts, das durch das kleine Fenster fiel.
„Dieser Ort“, fuhr Nate fort, seine Stimme klang unheimlich sicher, „wurde von Ray gebaut. Deine Kräfte funktionieren hier nicht.“

Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Verdammt.“

Aus Frust schlug sie mit der flachen Hand gegen den Käfig und legte ihre ganze Kraft in den Schlag – aber nichts passierte. Die Gitterstäbe klirrten nicht einmal. Es war, als hätte das Material die ganze Kraft absorbiert und keine Spuren des Aufpralls hinterlassen.
Dann eine Bewegung.

Aus der Dunkelheit erhob sich Nate. Langsam trat er vor, und das schwache Licht enthüllte sein Gesicht Stück für Stück, während er näher kam.

Sein Gesichtsausdruck zeigte weder Wut noch Traurigkeit – nur stille Akzeptanz.

Madison stockte der Atem, als er den Rand des Käfigs erreichte und nur wenige Zentimeter von ihr entfernt stand, nur die kalten Eisenstangen trennten sie.

Dann streckte er seine Hand aus.
Madison spürte eine vertraute Wärme, als seine Finger sanft ihre umschlossen, und diese einfache Berührung gab ihr Halt.

Dann sagte er leise:

„Pass auf Alice auf.“

Madison blinzelte. „Was?“

Aber Nate war noch nicht fertig. Seine Stimme war zwar sanft, aber sie hatte eine unbestreitbare Schwere.
„Sag Ray …“ Er hielt inne, als würde er seine nächsten Worte sorgfältig abwägen. Dann fuhr er mit Bestimmtheit fort: „… dass ich ihm nicht mehr helfen kann, den Täter zu finden.“

Madison runzelte die Stirn. „Nate, wovon redest du?“

Sein Griff um ihre Hand wurde etwas fester, dann ließ er sie los.

„Ich muss woanders hin“, sagte er.

Verwirrung blitzte in Madisons Augen auf. „Wohin?“
Zum ersten Mal seit seiner Inhaftierung lächelte Nate. Ein kleines, wissendes Lächeln.

„Um herauszufinden, wer ich bin.“

Madison öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Nate hatte sich bereits abgewandt.

Er trat zurück in die Dunkelheit und ließ seinen Blick zu dem kleinen Fenster am anderen Ende des Raumes schweifen.

Draußen hatte sich der Himmel verändert.
Die Wolken dehnten sich unnatürlich aus und verdrehten sich zu langgestreckten Formen, die wie schattenhafte Finger über den Himmel zu reichen schienen. Aber dahinter – am äußersten Rand des Himmels – schimmerte ein seltsames Licht.

Ein Streifen eisblauer Strahlung.
Ein Streifen kalter, leuchtender Nebel zog am Horizont entlang, unbeweglich, unberührt von der Wärme der Sonne. Es war subtil, fast zu übersehen – aber Nate erkannte es sofort.

Er öffnete die Lippen und flüsterte die Worte, die der alte Mann ihm vor langer Zeit gesagt hatte.

„Wenn die Schatten länger sind als der Himmel selbst, folge dem Weg zum gefrorenen Horizont.“

Und da war er.

Der gefrorene Horizont.
Die Luft in der Kammer wurde plötzlich dick von statischer Elektrizität. Ein scharfes Knistern hallte durch den schwach beleuchteten Raum, als Blitze über Nates Körper zuckten und sich wie lebende Schlangen über seine Arme und Schultern schlängelten. Das schwache blaue Leuchten der Funken beleuchtete die kalten Eisenstangen, die ihn einst gefangen gehalten hatten – bis jetzt.

Dann – BOOM.
Im nächsten Augenblick zerriss eine Explosion die Luft. Die Wand hinter Nate explodierte in einer Wolke aus Trümmern, Steinen und Staub, die in alle Richtungen flogen, während eine Schockwelle nach außen drang. Die Wucht der Explosion hallte ohrenbetäubend durch das gesamte Höhlensystem und ließ Madison zusammenzucken, als ihre Ohren schmerzten.
Für einen Moment konnte sie fast nichts mehr hören außer dem entfernten, verklingenden Dröhnen der Explosion.

Ihr Herz schlug wie wild.

Sie hatte einfach nur da gestanden und ihm zugehört, wie er von einer geheimnisvollen Reise erzählte – und dann hatte er eine verstärkte Steinwand zerstört, als wäre sie nichts gewesen.

Wie?

Ihre Augen weiteten sich, als sie sich zu ihm umdrehte, und was sie sah, ließ ihr den Atem stocken.

Blitze zuckten um Nates Augen.

Nicht nur gewöhnliche Blitze – sondern etwas Rohes, etwas Unkontrollierbares.

Die Luft selbst fühlte sich schwerer an, und die Zeit schien langsamer zu vergehen, als er den Kopf leicht neigte und ihren Blick für einen letzten Moment traf.

Dann drehte er sich ohne ein Wort um.
Hinter der zerbrochenen Wand öffnete sich der Himmel – und dort, am äußersten Rand des Horizonts, schimmerte schwach das seltsame, eisblaue Leuchten, das bereits zu verblassen begann.

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Bevor Madison überhaupt reagieren konnte, bewegte sich Nate.
Und „bewegte“ war noch milde ausgedrückt, denn so etwas hatte sie noch nie gesehen.

In einer Sekunde stand er noch da.

In der nächsten war er weg.

Ihre Augen konnten die Bewegung kaum verfolgen – nur eine verschwommene Gestalt, die mit übermenschlicher Geschwindigkeit vorwärts schoss. Ein Blitz zuckte über den Boden, wo er gerade noch gestanden hatte, und die Hitze seines Verschwindens versengte den Boden unter ihren Füßen.
Madison machte einen schnellen Schritt zurück, ihr Herz raste immer noch. Sie hatte nicht einmal gesehen, wie er gegangen war. Es war, als hätte er einfach weggeblinkt und wäre vor ihren Augen verschwunden, bevor ihr Verstand es begreifen konnte.

Ein paar Sekunden später tauchten zwei Gestalten hinter ihr auf.

Ray und Ryder waren gerade angekommen und starrten sofort auf die Szene vor ihnen. Ihre Blicke schweiften durch den Raum und nahmen die Zerstörung wahr, die Nate hinterlassen hatte.
Die verstärkten Steinwände, die speziell dafür gebaut worden waren, um Menschen mit besonderen Fähigkeiten zu kontrollieren, waren komplett verbrannt. Der Bereich hinter den Gitterstäben war nur noch verkohlte Überreste, und große Risse zogen sich an den Höhlenwänden entlang, als hätte gerade ein Erdbeben den Ort erschüttert.

Ray kniff die Augen leicht zusammen, als er vorschritt und die Zerstörung sorgfältig untersuchte. Seine Gedanken rasten.

„Das hätte nicht passieren dürfen“, murmelte er leise.
Das Unterdrückungsfeld hätte Nates Kräfte in Schach halten müssen. Die Kugel, die er geschaffen hatte – speziell entwickelt, um Fähigkeitsnutzer in ihrem Wirkungsbereich zu neutralisieren – war die ganze Zeit aktiv gewesen. Und doch, irgendwie …

Nate hatte sie durchbrochen, als wäre sie nichts gewesen.

Rays Finger krallten sich leicht in seine Handflächen, während sein Verstand verarbeitete, was das bedeutete.

Wie mächtig ist er?
Ryder, der neben ihm stand, atmete tief aus und schüttelte ungläubig den Kopf. „Selbst nach all dieser Zeit wissen wir immer noch nicht, wozu er wirklich fähig ist …“

Ray schwieg und ließ seinen Blick durch die zerstörte Kammer schweifen. Wenn das Unterdrückungsfeld gegen Nate versagt hatte, bedeutete das … dass Nate weit über das hinausging, was sie ursprünglich angenommen hatten.

Ryder wandte sich mit angespanntem Gesichtsausdruck an Madison. „Wo ist er hingegangen?“
Madison würdigte ihn kaum eines Blickes, ihre Frustration war deutlich in ihrer Stimme zu hören.

„Woher soll ich das wissen?“, fauchte sie. Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und ging weg, entschlossen, Bella zu finden.

Ray und Ryder blieben zurück und starrten auf die Folgen des Geschehens.

Nach einem langen Moment der Stille wandte sich Ryder schließlich an Ray, seine Stimme war diesmal leiser.
„… Wie stark ist Nate wirklich?“

Ray starrte immer noch auf die zerstörte Wand und strich mit den Fingern über die verkohlten Überreste des Steins.

Dann schüttelte er schließlich den Kopf.

„Zu stark.“

Ryder atmete langsam aus und rieb sich die Schläfen, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Sie brauchten ihn.
Mit dem Auftauchen dieser seltsamen Kreatur, die Madison und Bella gefangen genommen hatten, brauchten sie jeden starken Fähigkeitsnutzer, den sie bekommen konnten. Wenn etwas passierte – wenn etwas noch Schlimmeres da draußen auf sie wartete – wäre Nate ihre beste Chance gewesen.

Aber jetzt …

Jetzt war er weg.

Ray bemerkte Ryders besorgten Gesichtsausdruck und verschränkte die Arme. „Was hältst du von ihm?“
Ryder atmete durch die Nase aus und rieb sich nachdenklich das Kinn. Nach einer kurzen Pause murmelte er schließlich:

„Ich glaube, Nate ist ein selbstloser Mensch. Jemand, der vor nichts zurückschreckt, um unschuldige Menschen zu beschützen.“

Ray lachte.

Es war kein spöttisches Lachen, sondern ein leises, wissendes Lachen.

Dann schüttelte er den Kopf und antwortete:

„Dann weißt du nichts über ihn.“

Odyssee des Überlebens

Odyssee des Überlebens

Score 10
Status: Ongoing Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
(Achtung: Nicht jugendfrei – ab 18 Jahren) Ein paar Studenten machen sich auf zu einem einfachen Museumsausflug, doch ihr Flugzeug stürzt auf einer geheimnisvollen, unbekannten Insel ab. Gestrandet und verzweifelt versuchen sie, Hilfe zu rufen, doch ihre Rufe bleiben ungehört. Als aus Tagen Wochen werden, müssen sie eine erschreckende Wahrheit erkennen: Sie sind völlig allein. Aber die Insel hat ihre eigenen dunklen Absichten. Eine unheimliche, verführerische Energie durchdringt die Luft, dringt in ihr Innerstes ein und entfacht ein Feuer der Lust und Begierde, dem niemand widerstehen kann. Es geht nicht mehr nur ums Überleben, sondern um das Erwachen der ursprünglichsten, fleischlichen Triebe. Ihre Körper sehnen sich mit einer Gier, die sowohl erschreckend als auch aufregend ist, ihre Gedanken werden von einer unerbittlichen, dunklen Leidenschaft getrübt. Die Insel schenkt ihnen nicht nur Überlebensfähigkeiten, sondern auch übernatürliche Kräfte – Feuer, Eis, Telekinese, immense Stärke. Doch diese Gaben haben einen finsteren Preis. Die Insel nährt sich von ihren dunkelsten Begierden, ihren tiefsten Lüsten und verstärkt sie bis ins Monströse. Freundschaften lösen sich in etwas viel Intensiveres, viel Körperlicheres auf. Bindungen werden auf die Probe gestellt, zerbrochen und im Feuer der Lust neu geschmiedet. Die Insel flüstert ihnen Versuchungen zu und treibt sie zu Taten von unaussprechlicher Lust und Sünde. Jede Berührung, jeder Blick ist mit einer starken Mischung aus Verführung und Verderbnis durchsetzt. Hemmungen brechen zusammen, während sie mit der Entscheidung ringen, der dunklen Ekstase zu erliegen oder für das zu kämpfen, was von ihrer Menschlichkeit noch übrig ist. Hier ist der wahre Kampf nicht gegen die Natur, sondern gegen das Böse in ihnen selbst, ein Kampf um ihre Seelen inmitten der Qualen der Leidenschaft. Können sie der verführerischen Anziehungskraft dieses bösartigen Paradieses widerstehen oder werden sie von ihren eigenen dunklen Begierden verschlungen? Übermächtiger Mc Charakterentwicklung – Höhepunkt [Im ersten Band (Kapitel 1–100) ist Mc ein Held, der versucht, alle zu retten, aber er verändert sich, als sie ihn verraten, und beschützt nur noch diejenigen, die ihm jetzt wichtig sind. Der Roman "Odyssey Of Survival" ist ein beliebter Light Novel aus dem Genre Fantasy. Geschrieben von dem Autor opulyn7. Lies den Roman "Odyssey Of Survival" kostenlos online.

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