Die Luft war voller Spannung, stickig und schwer, als Nate vortrat und seinen Blick auf den Mann richtete, der Alice angegriffen hatte. Jeder Muskel seines Körpers war vor Wut angespannt, sein Geist war ein Inferno der Rache, das nach Vergeltung verlangte. Doch bevor er sein Ziel erreichen konnte, stürmten sofort drei Männer herbei und versperrten ihm den Weg.
Sie waren nicht dumm – sie hatten den Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen, die pure Tötungsabsicht, die von ihm ausging wie ein Sturm kurz vor der Zerstörung. Wenn sie ihn an den Mann ließen, gäbe es keine Rettung für ihn.
Nates Augen blitzten verärgert auf, als er zu den drei Männern blickte, die ihm im Weg standen. Sie zitterten leicht, ihre Haltung verriet ihre Angst, aber sie wagten es dennoch, sich ihm in den Weg zu stellen. Er hätte fast über ihren Mut gegrinst. Fast. Aber er hatte keine Zeit für Ablenkungen. Ohne ein Wort zu sagen, schoss seine Hand nach oben, und im nächsten Moment entlud sich ein heftiger Blitz, der vor roher Energie knisterte.
Der Blitz traf die drei Männer und schleuderte sie wie Stoffpuppen durch die Luft, ihre Körper schlugen bewusstlos – oder schlimmer – auf den Boden der Höhle. Nate machte sich nicht die Mühe, nachzusehen. Es war ihm egal, ob sie tot waren oder nicht. Sie hatten sich entschieden, ihm im Weg zu stehen.
Im nächsten Moment, bevor irgendjemand reagieren konnte, tauchte Nate vor dem Mann auf, der Alice verletzt hatte. Seine Geschwindigkeit war furchterregend, schneller als alles, was sie je gesehen hatten.
Der Mann hatte kaum Zeit zu begreifen, was geschah, da schon schoss Nates Hand hervor, packte ihn wie in einem Schraubstock an der Kehle und hob ihn vom Boden hoch. Der Mann strampelte hilflos mit den Beinen in der Luft, seine Finger krallten sich in Nates Arm, aber es war zwecklos – Nates Griff war unerbittlich.
„Du hast mich einen Mörder genannt“, sagte Nate mit unheimlich ruhiger, gefährlich leiser Stimme. „Ich habe nicht reagiert.“ Sein Griff verstärkte sich leicht, und der Mann rang nach Luft.
„Du hast mich einen Vergewaltiger genannt“, fuhr Nate fort, seine Stimme immer noch unlesbar, seine Augen emotionslos. „Ich habe nicht reagiert.“
Dann senkte er seine Stimme noch weiter, und jede Silbe klang wie ein Todesurteil.
„Aber du hast ihr wehgetan.“
Nates Augen brannten, als er den Mann anstarrte, der sich in seinem Griff wehrte. Der Moment spielte sich immer wieder in seinem Kopf ab – wie Alice in seinen Armen zusammengebrochen war, Blut aus ihrem Mund tropfte und ihr Körper schlaff an ihm herunterhing. Die Wut in ihm kochte über, und bevor irgendjemand auch nur blinzeln konnte, schlugen Flammen aus seiner Hand.
„Niemand rührt meine Frau an!“
Der Schrei des Mannes kam nicht über seine Lippen.
In einem blendenden Feuerausbruch wurde er vollständig verschlungen. Sein Körper zerfiel innerhalb von Sekunden zu Asche und verschwand, als hätte er nie existiert. Die intensive Hitze der Flammen hinterließ eine Brandstelle auf dem Boden der Höhle, wo er zuvor gestanden hatte. Stille erfüllte die Luft, eine erstickende, absolute Stille.
Dann –
Panik.
Die Leute wichen nicht zurück. Sie rannten los.
Eine regelrechte Massenpanik brach aus, als Männer und Frauen in blanker Angst vor Nate flohen und sich drängelten und schubsten, um so weit wie möglich wegzukommen. Er hatte gerade einen Fähigkeitsnutzer getötet – einen der ihren – als wäre er nichts. Nicht in einem Kampf. Nicht in einer Auseinandersetzung. Einfach so. Verbrannt. Ausgelöscht.
Die Angst breitete sich wie ein Lauffeuer aus.
Sogar Claire und Axel, die noch vor wenigen Augenblicken selbstbewusst dastanden, merkten, wie ihre Beine unkontrolliert zu zittern begannen. Claires Hand krallte sich instinktiv um Axels Handgelenk, ihr sonst so selbstbewusster, arroganter Gesichtsausdruck war wie weggeblasen. Angesichts dieser absoluten Macht war sie jetzt ein Niemand.
Axel biss die Zähne zusammen und versuchte, mutig zu sein. Er trat einen Schritt vor, als wolle er Claire beschützen.
Aber sein Mut war nutzlos.
Nate würdigte ihn kaum eines Blickes, bevor er ihm mit dem Handrücken ins Gesicht schlug.
Der Schlag war verheerend.
Axel flog quer durch die Höhle und prallte heftig gegen eine Steinwand. Sein Kopf schlug mit einem widerlichen Knacken auf den Fels, und er sank stöhnend zu Boden, Blut tropfte aus seinem Mundwinkel.
Jetzt war nur noch Claire übrig.
Nate drehte sich langsam und bedächtig zu ihr um. Die Höhlenwände flackerten im Licht des Feuers, das noch um seine Hände loderte. Claires ganzer Körper zitterte, sie atmete schwer und ihre Lippen waren vor Angst leicht geöffnet.
Aber Nate griff nicht an. Noch nicht.
Stattdessen starrte er sie an, sein Gesicht unlesbar, seine Stimme fast … enttäuscht.
„Warum?“, fragte er, leiser als zuvor, aber irgendwie schwerer. „Ich habe dir gegenüber alles richtig gemacht. Ich war nett zu dir. Ich habe dich nie respektlos behandelt.“ Seine Fäuste ballten sich an seinen Seiten, Flammen tanzten immer noch zwischen seinen Fingern. „Also warum?“
Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton von Verrat.
Claire sagte nichts.
Sie versuchte nicht, es zu erklären. Sie versuchte nicht, sich zu verteidigen. Sie stand einfach nur da, wie erstarrt, die Lippen leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen – aber es kamen keine Worte heraus. Sie wusste es. Sie wusste, dass es nichts gab, was sie sagen konnte, um sich zu retten. Nicht jetzt. Nicht nach allem, was passiert war.
Nate musterte ihr Gesicht einen langen Moment lang und suchte nach etwas – irgendetwas –, das erklären könnte, warum sie das getan hatte. Aber da war nichts. Keine Reue, kein Bedauern, keine Schuldgefühle. Nur Angst.
Er atmete scharf aus und schüttelte den Kopf.
„Es scheint, als hättest du dich bereits entschieden“, murmelte er.
Seine Finger krallten sich zusammen, die Flammen schlängelten sich wie hungrige Schlangen um sie und wurden immer heißer, als er seine Hand hob.
Er zögerte nicht.
Das war keine Wut. Das war keine blinde Raserei. Das war eine Entscheidung. Claire hatte ihr Spiel gespielt, und jetzt würde sie dafür bezahlen.
In dem Moment, als seine Hand ihren höchsten Punkt erreichte, ließ er das Feuer los –
aber nichts passierte.
Nates Augen weiteten sich leicht, als er es erneut versuchte und sich bemühte, die Flammen aus seiner Handfläche lodern zu lassen. Nichts. Keine Hitze. Keine Energie. Einfach … nichts.
Ein Problem.
Seine Kräfte funktionierten nicht.
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als Verwirrung über sein Gesicht huschte. Er hatte keine Veränderung gespürt – keine Störung in seiner Energie. Und doch war es, als wären seine Fähigkeiten einfach … verschwunden.
Dann drehte er langsam den Kopf.
Und da stand Jack hinter ihm. Deine Reise geht weiter in My Virtual Library Empire
Jacks Blick traf den von Nate, sein Gesichtsausdruck war unlesbar, aber allein seine Anwesenheit reichte aus, um Nate die Antwort zu geben. Jacks Fähigkeit – es war Unterdrückung. Innerhalb eines bestimmten Bereichs konnte er Fähigkeitsanwendern ihre Kräfte entziehen und sie in gewöhnliche Menschen verwandeln.
Und direkt hinter Jack stand Ryder.
Nate ballte die Fäuste, während er die Situation verarbeitete. Er war nicht nur machtlos – Ryder war es auch. Das bedeutete, dass Jack seine Fähigkeit einsetzte, um sie beide außer Gefecht zu setzen. Wenn Ryders Kräfte verschwunden waren, dann war klar, auf welcher Seite Jack stand.
Ryder trat vor, seine Stimme ruhig, aber bestimmt.
„Nate“, sagte er. „Hör auf damit.“
Aber Nate hörte nicht auf.
Er nahm nicht einmal zur Kenntnis, dass seine Kräfte verschwunden waren.
Stattdessen ging er weiter auf Claire zu.
Seine Augen, die zuvor vor Wut gebrannt hatten, brannten nun vor etwas ganz anderem.
„Das ist mir egal“, sagte er ohne zu zögern. „Es ist mir egal, dass ich meine Kräfte nicht habe.“ Seine Schritte hallten langsam, schwer und unerbittlich durch die Höhle.
„Ich werde nicht aufhören, bis sie tot ist.“
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