Nate spürte Alices Atem auf seiner Haut, warm und hastig, ihre Hände um seinen Hals legten sich fester, als wolle sie sich daran festhalten. Der Kuss kam unerwartet, eine plötzliche, unkontrollierbare Kraft überkam sie, und für einen Moment war er wie erstarrt. Aber als sich ihre Lippen auf seine bewegten und der weiche, berauschende Geschmack der seltsamen Frucht zwischen ihnen zurückblieb, regte sich etwas in ihm – etwas Unbekanntes, aber Anziehendes.
Seine Hände, machtlos gegen die Anziehungskraft des Augenblicks, senkten sich auf ihre Taille, seine Finger drückten sich in die Rundung ihres Rückens und spürten die Feuchtigkeit ihrer Haut vom Bad. Ihr nasses Haar klebte an ihrem Nacken, Strähnen zeichneten zarte Linien über ihr Schlüsselbein. Sie zitterte, aber ob das von der nachwirkenden Wirkung der Frucht kam oder von etwas Tieferem, konnte Nate nicht sagen.
Sein Verstand schrie ihn an, aufzuhören – das war nicht sie, nicht ganz. Etwas in dieser Frucht hatte das mit ihr gemacht. Aber die Art, wie sie sich an ihn schmiegte, wie sie ihn so verzweifelt festhielt, machte es ihm schwer, zu widerstehen.
Trotzdem musste er es tun.
„Alice“, flüsterte er zwischen ihren Lippen, um sie zu bremsen, um ihr klar zu machen, was sie tat.
Aber statt zu antworten, zog sie ihn näher zu sich heran, ihre Fingernägel kratzten an seinem Nacken, ihr Atem ging unregelmäßig.
Ihr Körper, der sich so fest an ihn presste, brannte – heißer als sonst, fast fiebrig. Er konnte spüren, wie sich ihre Brust schnell gegen ihn hob und senkte, wie ihre Hände zitterten und sich dennoch fest an ihn klammerten.
So hatte er sie noch nie gesehen.
Nate übernahm die Kontrolle, verlangsamte das Tempo und bewegte seine Lippen langsamer und bedächtiger. Die hastige Verzweiflung in ihrem Kuss milderte sich unter seiner Führung und verwandelte sich in etwas Tieferes, etwas Natürlicheres. Seine Finger zeichneten kleine, beruhigende Kreise auf ihrem Rücken und versuchten, die Anspannung zu lösen, die sie erfasst hatte.
Alice folgte seinem Rhythmus, die Dringlichkeit ließ nach und wurde durch ein neues Gefühl ersetzt – etwas Weicheres, aber dennoch unbestreitbar Kraftvolles.
Sie rutschte auf seinem Schoß zurecht, um bequemer auf seinen Oberschenkeln zu sitzen, und legte ihre Hände von seinem Nacken auf seine Brust. Ihre Lippen öffneten sich leicht, als Nate instinktiv den Kuss vertiefte und seine Zunge langsam und bewusst auf ihre traf. Es war elektrisierend, ein stiller Austausch von Gefühlen, die keiner von beiden jemals ausgesprochen hatte, die aber beide schon so lange unter der Oberfläche geschlummert hatten.
Ihre Finger krallten sich in den Stoff seines Hemdes, ihr Atem stockte, als ihre Verbindung intensiver wurde. Nate erwiderte dies, sein Griff um sie wurde etwas fester, während er sich dem Moment hingab – nur für diesen Moment.
Dann, als Alice sich zurückzog, um Luft zu holen, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt, war Nate völlig sprachlos.
Ihre geröteten Wangen, ihr unregelmäßiger Atem, ihre vom Kuss leicht geschwollenen Lippen – er hatte noch nie etwas so Atemberaubendes gesehen. Sie strahlte auf eine fast unwirkliche Weise, eine Mischung aus Schönheit und Verletzlichkeit, die sein Herz gegen seine Rippen hämmern ließ.
Alice blinzelte ihn an, als würde sie gerade erst realisieren, was passiert war, und doch bewegte sie sich nicht. Stattdessen blieben ihre Arme locker um seine Schultern gelegt, ihre Brust drückte sich immer noch gegen seine.
Ein langsames Grinsen bildete sich auf Nates Lippen, bevor er sich wieder vorbeugte und diesmal sanfte, lang anhaltende Küsse entlang ihrer Halsseite hinterließ.
Alice zitterte und krallte instinktiv ihre Hände in sein Haar, während sie einen leisen, kaum hörbaren Seufzer ausstieß. Er konnte ihr Herz unter seinen Lippen rasen spüren, spüren, wie ihr Körper auf jede Berührung reagierte.
Seine Lippen wanderten nach unten, drückten sich gegen die Rundung ihrer Schulter, sein Atem war warm auf ihrer Haut.
Alice flüsterte seinen Namen, ihre Stimme fast zittrig, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie wollte, dass er weitermachte, oder ob sie ihn aufhalten sollte.
Und genau da hielt Nate inne.
Mit Mühe zog er sich leicht zurück, seine Stirn ruhte sanft auf ihrer, sein Atem war genauso unregelmäßig wie ihrer.
„Alice“, murmelte er erneut mit leiser Stimme.
Bleib dran bei My Virtual Library Empire
Sie antwortete nicht sofort. Stattdessen zeichnete sie mit ihren Fingern kleine Kreise auf seine Schulter, während sie versuchte, sich zu beruhigen.
So hatte sie sich noch nie zuvor gefühlt.
Alice lag immer noch in seiner Umarmung, ihr Atem ging leise und gleichmäßig gegen seine Brust. Die Wärme ihres Körpers, das sanfte Heben und Senken ihres Atems – es war ein seltener, zerbrechlicher Moment, den Nate noch nie zuvor erlebt hatte. Sie war völlig schutzlos in seinen Armen, ihr Gesicht noch immer leicht gerötet, ihre Lippen leicht geöffnet, als wäre sie noch irgendwo zwischen Wachsein und der nachklingenden Benommenheit der Frucht.
Nate atmete langsam aus und zog sie ein bisschen näher zu sich heran. Er wusste, dass er ihr helfen musste, sich zu entspannen. Was auch immer ihren Körper beherrschte, was auch immer sie dazu gebracht hatte, so impulsiv zu handeln – sie musste sich davon erholen.
Er bewegte sich leicht, passte seinen Griff an und fuhr dann mit einer langsamen, bedächtigen Bewegung mit den Fingern ihren Nacken entlang, wobei er sanften, aber festen Druck auf den Nackenansatz ausübte. Seine Berührung war vorsichtig, kontrolliert. Er hatte schon mal Krieger diese Technik anwenden sehen – nicht um zu verletzen, sondern um zu beruhigen, um eine Person in die Ohnmacht zu versetzen, wenn ihr Verstand überfordert war.
Alice zuckte leicht zusammen, doch dann, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, schloss sie die Augen und ihr ganzer Körper entspannte sich an ihm. Ihre Finger, die sich um seine Schultern gekrallt hatten, öffneten sich langsam und fielen schlaff auf seine Brust. Ihr Atem wurde ganz ruhig, sanft und ungestört.
Sie war in seinen Armen eingeschlafen, vollkommen friedlich.
Nate neigte den Kopf leicht und beobachtete sie, sein Herz war unerwartet schwer.
Zu sagen, dass er nicht in Versuchung war, wäre die größte Lüge gewesen. Jeder Mann wäre in Versuchung gewesen, mit einem Mädchen wie ihr zusammen zu sein – stark, schön, unberechenbar. Sie hatte ein Feuer in sich, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte, ein Feuer, das ihn gleichzeitig faszinierte und frustrierte. Und doch, als er sie so sah, so schutzlos, regte sich etwas Tieferes in ihm – etwas, das über bloße Anziehung hinausging.
Er atmete durch die Nase aus, schüttelte die Gedanken ab und bewegte sich wieder. Mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen richtete er seinen Körper aus und legte sie sanft auf das Bett. In dem Moment, als ihr Kopf das Kissen berührte, drehte sie sich leicht und schmiegte sich unbewusst in die Weichheit. Die Strähnen ihres weißen Haares fielen über ihr Gesicht und fielen wie Seide über ihre Wange.
Nate zögerte einen Moment, bevor er die Hand ausstreckte, die Strähnen beiseite strich und sie hinter ihr Ohr steckte. Seine Berührung war federleicht, fast zögerlich.
Dann, bevor er überhaupt realisierte, was er tat, beugte er sich vor.
Sein Gesicht schwebte direkt über ihrem, so nah, dass er die sanfte Wärme ihres Atems auf seinen Lippen spüren konnte.
Und dann, ganz langsam, ohne nachzudenken, schloss er die Distanz zwischen ihnen.
Seine Lippen berührten sanft ihre – nur für einen Moment, gerade lang genug, dass sich das Gefühl in sein Gedächtnis einbrannte.
Er wusste nicht, warum er das getan hatte. Es war nicht wie zuvor, als Impulse ihre Handlungen bestimmt hatten. Das hier … das kam von irgendwo tiefer.
Und als er sich zurückzog, spürte er ein seltsames Ziehen in seiner Brust.
Nate setzte sich auf, fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und atmete langsam aus. Er schüttelte die Gedanken ab, trat leise vom Bett zurück und zog einen Stuhl an den kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raumes. Er würde sie nicht so allein lassen. Nicht hier. Nicht an diesem Ort, an dem er niemandem vertraute.
Als er sich setzte, fiel sein Blick auf die halb aufgegessene Frucht, die noch immer am Rand des Bettes lag.
Er runzelte leicht die Stirn, hob sie auf und drehte sie in seiner Hand. Der Duft war noch immer süß und berauschend, aber jetzt, wo er genauer hinsah, stimmte etwas nicht.
Nate kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Mitte der Frucht. Inmitten des weichen, fleischigen Inneren befand sich eine kleine rote Substanz, die tief darin eingebettet war.
Eine fremde Substanz.
Seine Finger krallten sich leicht um die Frucht, während er sie vorsichtig untersuchte. Das war nicht natürlich. Es passte nicht zur Struktur der Frucht – es war dort hineingelegt worden.
Seine Finger umklammerten die Frucht fester, während seine Gedanken rasten. Diese Substanz hatte ihm nichts angetan, aber Alice hatte sie beeinträchtigt. War sie für ihn bestimmt gewesen? War es ein Zufall, dass Alice stattdessen davon abgebissen hatte?
Sein erster Gedanke galt Madison – vielleicht hatte sie die Frucht hier hingelegt. Aber auch wenn sie ihm wegen seiner letzten Tat noch böse war, würde sie nicht so weit gehen. Das war nicht nur ein einfacher Streich. Hier steckte mehr dahinter.
Nates Miene verdüsterte sich.
Jemand hatte diese Frucht absichtlich in sein Zimmer gelegt. Jemand wollte, dass er sie aß.
Und jetzt musste er rausfinden, warum.
—
Alice schlug die Augen auf und kam langsam aus ihrem tiefen Schlaf zurück. Sie blinzelte ein paar Mal, während sich ihre Augen an die Umgebung gewöhnten, und als sie den Kopf nach rechts drehte, sah sie ihn.
Nate saß auf dem Stuhl neben dem Bett, die Arme verschränkt und das Kinn auf die Brust gesenkt. Selbst im Schlaf strahlte seine Haltung eine gewisse Wachsamkeit aus, wie ein Krieger, der niemals wirklich seine Deckung aufgibt. Er atmete ruhig, seine Brust hob und senkte sich rhythmisch, aber Alice konnte erkennen, dass er nicht tief schlief – er ruhte sich aus, war aber bereit, bei der geringsten Störung zu reagieren.
Einen Moment lang beobachtete sie ihn einfach nur.
Die scharfen Konturen seines Gesichts wirkten im schwachen Licht weicher, sein sonst so intensiver Ausdruck war nun entspannt. Sein dunkles Haar fiel ihm leicht über die Stirn, einige Strähnen bewegten sich sanft mit jedem Atemzug. Es war selten, ihn so zu sehen – ruhig, unbeschwert, fast friedlich.
Doch sobald sie sich aufrichtete, ließ das Rascheln der Bettdecke seine Augen augenblicklich aufschlagen.
Sein Blick heftete sich sofort auf sie, scharf und abschätzend, aber als er sah, dass sie es nur war, ließ die Anspannung in seinem Körper nach. Seine Schultern entspannten sich leicht, als er sich nach vorne beugte und die Ellbogen auf die Knie stützte.
„Du bist wach“, sagte er mit leicht rauer Stimme vom Schlaf. „Wie fühlst du dich?“
Alice streckte leicht die Arme aus, rollte mit den Schultern und nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu orientieren.
Sie hatte keinen Schwindel, keine Beschwerden – die seltsame Wirkung, die die Frucht zuvor auf sie gehabt hatte, schien vollständig verschwunden zu sein. „Mir geht es gut“, antwortete sie leise. „Ich bin nur ein bisschen müde.“
Nate nickte leicht und musterte ihr Gesicht mit scharfem Blick, als wollte er sich vergewissern, dass sie wirklich in Ordnung war. Dann, gerade als sie wieder etwas sagen wollte, kamen ihr plötzlich Erinnerungen in den Sinn.
Die Frucht. Die seltsame Hitze, die in ihr gebrannt hatte.
Und dann …
Ihr Atem stockte, als sie mit weit aufgerissenen Augen begriff, was geschehen war.
Instinktiv legte sie die Hände auf den Mund, ihr Herzschlag beschleunigte sich, während sich in ihrem Kopf bruchstückhafte Bilder zu einem Ganzen zusammenfügten. Wie ihr Körper sich von selbst bewegt hatte, wie sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen hatte, wie ihre Lippen ohne zu zögern auf seine gedrückt hatten.
Oh.
Oh nein.
Alice‘ Gesicht glühte, als sie langsam ihren Kopf zu Nate drehte und ihren Blick auf ihn heftete. Er sah sie immer noch an und wartete darauf, dass sie etwas sagte, völlig ahnungslos, welches Chaos gerade in ihrem Kopf tobte.
Sie hatte ihn geküsst.
Nicht nur einen normalen Kuss – einen tiefen, atemlosen Kuss, der so lange gedauert hatte, dass sie sich an jedes einzelne Detail erinnern konnte. Und dabei war es nicht geblieben. Er hatte sie festgehalten, hatte ihr Kuss erwidert, hatte –
Alice‘ ganzer Körper verkrampfte sich, als ihr die Hitze in die Wangen schoss, ihr Gesichtsausdruck erstarrte in einer Mischung aus Schock und Verlegenheit.
Was zum Teufel hatte sie gerade getan?
****
Unterstütze uns mit Golden Tickets und Power Stones.