Nate stand fest da und starrte auf die riesige Schlange, die über ihm aufragte. Ihr schwarzer, schuppiger Körper schimmerte bedrohlich im Sonnenlicht, das durch die Bäume fiel, und jede ihrer Bewegungen strahlte Kraft und Gefahr aus. Seine ausgestreckte Hand knisterte vor blauen Blitzen, und Elektrizität tanzte wie lebende Ranken an seinem Arm entlang.
Alice, verletzt und mitgenommen von ihrer früheren Begegnung mit dem Biest, lehnte an einem Baum in der Nähe und atmete flach. Ihre großen Augen waren auf Nate gerichtet, ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Ehrfurcht und Sorge. Sie hatte ihn schon unzählige Male mit Feuer kämpfen sehen, aber das hier … Das hatte sie erst einmal gesehen.
Die Schlange zischte, ihre gespaltene Zunge flackerte hin und her, während ihre leuchtend gelben Augen Nate fixierten. Der Boden bebte unter ihnen, als sie ihren riesigen Körper bewegte und sich fest zusammenrollte, als würde sie sich zum Angriff bereitmachen.
Nate zuckte nicht mit der Wimper. Sein Gesicht war stoisch, sein Körper strahlte eine unnachgiebige Energie aus, die durch die Luft zu hallen schien.
„Du bist erledigt“, murmelte Nate mit leiser Stimme, die jedoch von unerschütterlicher Entschlossenheit geprägt war.
Die Schlange stürzte sich mit ihrem massiven Kopf mit erschreckender Geschwindigkeit auf Nate. Das Geräusch ihrer Bewegung klang wie eine Peitsche, die durch die Luft zischte, aber Nate blieb standhaft. Im letzten Moment wich er zur Seite aus, und die Kiefer der Schlange schnappten nach ihm, wo er noch einen Moment zuvor gestanden hatte.
Der Boden bebte, als der Kopf der Schlange aufschlug und Erde und Trümmer in alle Richtungen flogen. Nate sprang in die Luft, und Blitze zuckten in einem brillanten Schauspiel aus seinem Körper. Mit ausgestrecktem Arm schleuderte er einen konzentrierten Blitz direkt in den Kopf der Schlange.
Die Bestie stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus, als der Blitz einschlug, und ihr Körper zuckte heftig.
Funken sprühten über ihre Schuppen, aber zu Nates Frust durchdrang der Angriff ihre Haut nicht vollständig. Die Schlange schüttelte den Kopf und peitschte mit dem Schwanz nach ihm, wobei die Wucht der Bewegung einen mächtigen Windstoß erzeugte.
Nate drehte sich in der Luft und wich dem Schwanz knapp aus, der auf einen nahe gelegenen Baum prallte und ihn in Splitter zerschmetterte. Er landete anmutig auf dem Boden und kniff die Augen zusammen, während er die Lage einschätzte.
„Deine Schuppen sind hart“, murmelte er und ballte die Fäuste, während weitere Elektrizität durch seinen Körper schoss. „Aber mal sehen, wie lange du das aushältst.“
Die Schlange reckte sich, ragte wie ein lebender Berg über ihm auf. Ihr Maul öffnete sich weit und enthüllte Reihen gezackter Zähne und eine leuchtend grüne Kugel, die sich in ihrer Kehle bildete – ein Giftangriff. Nate zögerte nicht.
Er sprintete blitzschnell vorwärts und hinterließ eine Spur aus Elektrizität. Der Giftstrahl schoss aus dem Maul der Schlange, aber Nate war schon weg und tauchte in einem blauen Lichtblitz an der Seite der Schlange wieder auf.
Er rammte seine elektrifizierte Faust in den Körper der Schlange, wobei die Wucht des Schlags Wellen durch ihre Schuppen sandte.
Das Biest brüllte vor Schmerz und wand sich, während der Blitz durch seinen Körper schoss. Aber Nate war noch nicht fertig.
Er nutzte den Schwung, sprang auf den Rücken der Schlange und seine Hände leuchteten mit jeder Sekunde heller. Er schlug mit beiden Handflächen auf ihre Schuppen und setzte eine gewaltige Welle von Elektrizität frei, die den ganzen Wald erhellte. Die Schlange kreischte und schlug wild um sich, um ihn abzuschütteln.
Alice sah sprachlos zu, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Die schiere Kraft, die Nate an den Tag legte, war etwas, das sie noch nie gesehen hatte. Seine Bewegungen waren präzise, kalkuliert und unerbittlich.
Die Schlange schaffte es, Nate von ihrem Rücken zu werfen, sodass er auf den Boden aufschlug. Aber Nate rollte sich ab und sprang mit einer flüssigen Bewegung wieder auf die Beine. Er wischte sich einen Blutstropfen aus dem Mundwinkel und ließ die Schlange nicht aus den Augen.
„Nicht schlecht“, sagte er mit einem leichten Grinsen. „Aber das musst du schon besser können.“
Die Schlange stürzte sich erneut auf ihn, ihr massiger Körper bewegte sich mit überraschender Geschicklichkeit. Nate ging frontal auf sie zu und wich ihren Schlägen mit blitzschnellen Bewegungen aus. Jedes Mal, wenn die Schlange angriff, konterte er mit einem Blitz, der ihre Verteidigung schwächte.
Endlich sah er seine Chance. Als die Schlange sich zu einem weiteren Giftangriff zurückzog, sammelte Nate all seine Energie. Blitze zuckten um ihn herum und bildeten eine knisternde Kugel, die vor roher Kraft zu pulsieren schien.
„Bringen wir es zu Ende“, knurrte er, und seine Stimme hallte mit einer überirdischen Intensität wider.
Die Schlange stürzte sich mit weit aufgerissenem Maul auf ihn. Nate streckte seine Hände nach vorne und entfesselte einen gewaltigen Blitz, der auf den Kopf des Tieres traf. Der Aufprall war blendend, eine grelle Explosion aus Licht und Lärm, die den Wald bis in seine Grundfesten erschütterte.
Die Schlange stieß ein letztes, qualvolles Brüllen aus, bevor sie zu Boden sackte. Ihr Körper zuckte einmal, zweimal, dann lag sie still da. Rauch stieg aus ihren verbrannten Schuppen auf, und der Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft.
Nate stand über dem gefallenen Tier und rang nach Luft, während seine Brust heftig auf und ab ging. Die Elektrizität um ihn herum ließ allmählich nach und hinterließ nur ein leises Summen der Restenergie.
Alice drückte sich vom Baum weg und näherte sich ihm mit zitternden Beinen. Ihre Augen waren vor Unglauben weit aufgerissen, als sie die riesige Schlange ansah, die leblos auf dem Boden lag.
„Du … du hast sie getötet“, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme.
Nate drehte sich zu ihr um, sein Gesichtsausdruck unlesbar. „Es war nicht so schwer, wie es aussah“, sagte er einfach, obwohl die Erschöpfung in seiner Stimme die Anstrengung verriet, die es ihn gekostet hatte.
Alice öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kamen keine Worte heraus. Sie konnte ihn nur anstarren, eine Mischung aus Bewunderung und Verwirrung in ihrer Brust.
Nate warf einen letzten Blick auf die Schlange, bevor er sich wieder Alice zuwandte. „Lass uns weitergehen“, sagte er mit ruhiger, aber fester Stimme.
Als Nate sich umdrehen wollte, um weiterzugehen, rief Alice ihm mit fester Stimme zu, obwohl die Spannung in der Luft noch immer spürbar war.
„Nate, warte! Schau dich noch mal nach der Schlange um!“
Nate runzelte die Stirn und drehte sich um. Sein scharfer Blick fiel auf den riesigen Kadaver der Schlange, deren Schuppen noch vom Kampf dampften. Inmitten der dunklen Blutlache, die ihren Kopf umgab, schimmerte etwas schwach. Ein lebhaftes, kristallines Leuchten pulsierte durch die dicke Flüssigkeit und zog die Blicke der beiden auf sich.
„Was ist das?“, fragte Alice und machte einen zögernden Schritt näher.
Nate näherte sich vorsichtig, die Luft um ihn herum knisterte noch leicht von Restelektrizität. Er hockte sich in die Nähe der Lichtquelle und griff in das warme, klebrige Blut. Seine Finger schlossen sich um den Gegenstand und er zog ihn heraus.
Es war ein Kristall, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Der Edelstein war etwa so groß wie eine geballte Faust und strahlte ein sanftes, goldenes Licht aus. Er fühlte sich warm in seiner Hand an, fast als wäre er lebendig.
„Ich weiß nicht“, sagte Nate nach einem Moment und drehte den Kristall in seiner Handfläche. Er konnte ein leises Summen von Energie spüren, das aus seinem Inneren drang, aber seine Bedeutung war ihm ein Rätsel.
Alice trat näher und starrte auf den leuchtenden Gegenstand. „Ist er gefährlich?“
„Ich weiß es noch nicht“, antwortete Nate. Er warf ihr den Kristall zu. „Hier, behalte ihn vorerst. Wir werden es herausfinden, wenn wir zurück im Camp sind.“
Alice fing den Kristall mit beiden Händen auf und war überrascht von seinem Gewicht. Ohne ein weiteres Wort steckte sie ihn in ihren Rucksack, obwohl ihre Neugierde ungebrochen war. Weitere Kapitel findest du in My Virtual Library Empire
Mit dem Kristall in ihrer Tasche setzten sie ihren Weg fort und drangen tiefer in den Wald ein. Nate spürte es in seinen Knochen – sie waren nah. Die Luft hatte sich verändert, die Umgebung wurde ihm immer vertrauter. Jeder Schritt fiel ihm schwerer, belastet von einer Mischung aus Vorfreude und Unbehagen.
Endlich lichteten sich die dichten Bäume, und der scheinbar endlose Marsch fand sein Ende, als sie auf eine Lichtung traten. Vor ihnen stand eine Höhle, still und unheimlich, deren Eingang von dicken Ranken verdeckt war.
Alice starrte die Höhle an und runzelte verwirrt die Stirn. „Ist es das? Bist du sicher?“
Nate nickte mit fester Stimme. „Ja. Ich bin mir sicher.“
Er trat vor und zauberte eine kleine Flamme in seine Hand. Mit einer Handbewegung schickte er das Feuer auf die Ranken. Die Flammen verschlangen sie schnell und ließen nur Asche zurück, die zu Boden rieselte. Der Eingang der Höhle gähnte dunkel und unheimlich, sein Inneres lag im Schatten.
Als Nates Feuer die Höhle erhellte, weiteten sich Alices Augen. Die Wände waren mit roten Ranken bedeckt, organisch und pulsierend, mit schwachen Spuren von Leben. Zumindest waren sie das einmal gewesen. Jetzt hingen sie schlaff wie entleerte Adern, immer noch an den Wänden befestigt, aber völlig leblos.
„Was … was ist das?“, fragte Alice mit unruhiger Stimme.
Nate antwortete nicht sofort. Sein Kiefer presste sich zusammen, während er auf die regungslosen Ranken starrte. Erinnerungen überschwemmten seinen Geist – das erste Mal, als er hier gewesen war, der lebhafte Traum, der ihn heimgesucht hatte.
„Es ist besser, wenn du es nicht weißt“, sagte er schließlich mit schneidender Stimme.
Alice runzelte die Stirn, nicht zufrieden mit seiner vagen Antwort. „Du verheimlichst etwas“, sagte sie unverblümt.
Nate wandte den Kopf ab, sein Blick war abwesend. „Vertrau mir einfach.“
Alice verschränkte die Arme und starrte ihn an. „Dir vertrauen? Ist dir klar, wie verdächtig das klingt?“
Nate hustete verlegen und vermied es, ihr in die Augen zu sehen. „Lass uns einfach weitergehen.“
Alice schnaubte, hakte aber nicht weiter nach. Stattdessen murmelte sie leise vor sich hin und folgte ihm tiefer in die Höhle hinein.
Die Luft wurde kälter, je tiefer sie hinabstiegen, und der schmale Gang schlängelte sich wie ein Labyrinth. Nates Flammen flackerten an den Wänden und warfen unheimliche Schatten, die bei jedem ihrer Schritte zu tanzen und sich zu winden schienen.
Als sie endlich das Ende der Höhle erreichten, blieb Nate abrupt stehen und hielt den Atem an.
Alice wäre fast in ihn hineingelaufen. „Was ist los?“, fragte sie und spähte über seine Schulter.
Was sich vor ihnen bot, war ebenso außergewöhnlich wie beunruhigend. Als Nate das letzte Mal hier gewesen war, war das Portal von einer illusorischen Wand verdeckt und somit unsichtbar gewesen. Jetzt war die Tarnung verschwunden und das Portal lag vollständig frei.
Ein wirbelnder Strudel aus eisblauem Licht schimmerte in der Mitte der Höhle, an dessen Rändern eine schwache, frostige Energie knisterte. Hinter dem Portal konnten sie eine andere Welt sehen – eine gefrorene Weite aus Eis und Schnee, die sich so weit das Auge reichte. In der Ferne glitzerten zerklüftete Gipfel, und seltsame, ätherische Lichter tanzten über den gefrorenen Himmel.
Alice starrte mit offenem Mund. „Was ist das …?“
„Das ist die Eiswelt“, flüsterte Nate mit leiser Stimme.
Sie konnten die Kälte, die vom Portal ausging, nicht spüren, aber ihre Präsenz war unbestreitbar. Die schiere Größe dessen, was sie sahen, ließ Alice einen Schauer über den Rücken laufen.
„Es ist … wunderschön“, sagte sie, obwohl ihre Stimme zögerte.
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