Der Wald wurde dichter, als Nate Alices Spur folgte, seine Stiefel knirschten leise im Unterholz. Das Blätterdach über ihm war so dicht, dass nur vereinzelte Sonnenstrahlen hindurchdrangen und schwache Lichtflecken auf den Boden warfen. Die Luft war feucht und roch nach Moos und nassen Blättern, aber Nate achtete nicht darauf.
Instinktiv griff er in seine Tasche und holte ein kleines Stück getrocknete Frucht heraus. Er kaute langsam und sah sich dabei um.
Jedes Geräusch, jeder Schatten schien in der unheimlichen Stille des Waldes verstärkt zu werden. Je weiter sie gingen, desto stiller wurde es.
Ein seltsames Gefühl kro in Nate’s Rücken hoch und die Haare auf seinen Armen stellten sich auf. Er blieb stehen, seine Augen verengten sich, als eine Welle der Unruhe ihn überkam. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es fühlte sich an, als würden ihn Augen beobachten, versteckt in den Schatten, und auf den perfekten Moment warten, um zuzuschlagen.
Nate beschleunigte seine Schritte und holte Alice ein, die unbekümmert vor ihm herging. „Alice“, sagte er mit leiser, aber dringlicher Stimme. „Warte.“
Alice blieb nicht stehen. Sie ging weiter, ihr weißes Haar schwankte bei jedem Schritt. „Wir verschwenden Tageslicht“, murmelte sie, ohne sich nach ihm umzusehen.
„Alice, halt an“, sagte Nate erneut, diesmal mit einer Entschlossenheit, die sie innehalten ließ.
Sie drehte sich zu ihm um, mit gerunzelter Stirn. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte sie genervt.
Nates Gesichtsausdruck hielt sie jedoch davon ab, weiterzusprechen.
Seine Augen waren weit aufgerissen, und er hob die Hand, um ihr zu bedeuten, still zu sein. Sein Mund öffnete sich leicht, aber es kam kein Ton heraus, als hätte er zu viel Angst zu sprechen. Langsam legte er seinen Finger auf seine Lippen und bedeutete ihr, still zu sein und sich nicht zu bewegen.
Alice runzelte die Stirn, gehorchte aber, da sie die Ernsthaftigkeit der Situation erkannte. Ihr Herz begann zu pochen, während sie wie erstarrt dastand und jede Bewegung von Nate beobachtete.
„Keine Bewegung“, flüsterte Nate mit kaum hörbarer Stimme.
Alice neigte leicht den Kopf, Verwirrung blitzte in ihren Augen auf. „Wovon redest du?“
Nates Blick fiel auf ihre Füße und sein Kiefer spannte sich an. „Du stehst auf etwas“, sagte er leise, seine Stimme klang ängstlich. „Es lebt.“
Alice‘ Herz setzte einen Schlag aus, als sie nach unten blickte. Der unebene Boden unter ihr war gar kein Boden. Die Oberfläche war rau und mit etwas bedeckt, das wie Schuppen aussah, jede so groß wie ihre Hand. Ihr stockte der Atem, als ihr klar wurde, dass sie auf einem riesigen Wesen stand.
Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Was für ein Tier kann so groß sein?“, dachte sie und ihre Gedanken rasten.
Nates Stimme durchbrach ihre Panik. „Geh runter. Langsam. Mach keine plötzlichen Bewegungen.“
Alice nickte schwach und schluckte schwer, während sie vorsichtig ihr Gewicht verlagerte. Ihre Füße bewegten sich quälend langsam, jeder Schritt war bedächtig und vorsichtig. Sie stieg den Körper des Tieres hinunter, ihre Knie zitterten bei jeder vorsichtigen Bewegung.
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Gerade als sie von dem, was sie nun als den massiven Torso der Kreatur erkannte, heruntersteigen wollte, gab der Boden unter ihr nach. Ein leises Grollen erfüllte die Luft und vibrierte in ihren Knochen. Die Bestie regte sich, ihre Bewegungen waren träge, aber entschlossen, als würde sie den winzigen Eindringling auf ihrem Körper bemerken.
Bevor Alice reagieren konnte, schoss ein riesiger Schwanz aus dem Unterholz hervor. Er bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, schlug sie wie eine Peitsche und schleuderte sie nach hinten.
„Alice!“, schrie Nate, beugte die Beine und sprang in die Luft.
Er bewegte sich mit geübter Präzision, drehte seinen Körper, während er nach ihr griff. Seine Arme schlossen sich um sie in der Luft, zogen sie an sich, während er sich auf den Aufprall vorbereitete. Mit einer kraftvollen Landung schlug er mehrere Meter entfernt auf dem Boden auf, seine Stiefel rutschten leicht, als er den Schwung abfing.
„Alles okay?“, fragte er mit ruhiger, aber besorgter Stimme, während er sie sanft absetzte.
Alice stöhnte und rieb sich den Arm. „Ja, mir geht’s gut“, sagte sie, obwohl ihre Stimme leicht zitterte.
Nates Blick wanderte an ihr vorbei, seine Augen verengten sich, als er das Wesen vor ihnen erblickte.
Die Bestie entfaltete sich und erhob sich wie ein Gestalt angenommener Schatten vom Waldboden. Ihr Körper war unmöglich lang, ihre Schuppen schimmerten schwach im fleckigen Licht.
Als es sich vollständig ausgestreckt hatte, ragte es über ihnen auf, sein Kopf reichte fast bis zu den Baumwipfeln. Seine schlitzförmigen Augen leuchteten blassgelb und fixierten sie mit beunruhigender Intelligenz.
Alice starrte das Wesen ungläubig an und ihr Kiefer fiel herunter. „Was … was ist das?“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar.
Das schlangenähnliche Biest zischte und streckte seine gespaltene Zunge heraus, während es sie beobachtete. Sein Körper rollte sich leicht zusammen, sodass der Boden unter ihren Füßen bebte.
Nate antwortete nicht auf ihre Frage. Seine Hand griff nach dem Dolch an seiner Seite, seine Muskeln spannten sich an und waren bereit zum Sprung. „Bleib zurück“, sagte er mit fester Stimme.
Alice nickte, ohne den Blick von der Bestie abzuwenden. Sie konnte nicht begreifen, was sie da sah. Kreaturen wie diese sollten nicht existieren, nicht auf dieser Insel, nirgendwo. Sie waren Stoff für Mythen und Albträume, Monster, die zu riesig und zu mächtig waren, um real zu sein.
Die Schlange hob ihren Kopf höher und wogte mit ihrem Körper, während sie sich zum Angriff bereitmachte. Ihre Präsenz war überwältigend, sie strahlte Kraft und ursprüngliche Wildheit aus. Für einen Moment fühlte Alice sich völlig unbedeutend, wie ein Insekt, das vor einem Gott stand.
Nate umklammerte seinen Dolch fester und seine Gedanken rasten. „Alice“, sagte er mit leiser Stimme. „Wenn dieses Ding angreift, renn weg. Bis du in Sicherheit bist.“
„Was ist mit dir?“
„Ich halte es auf.“
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber sein Blick brachte sie zum Schweigen.
Die Bestie zischte erneut, und das Geräusch hallte wie Donner durch den Wald. Es war eine Herausforderung, eine Warnung – und Nate wusste, dass sie gerade in einen Kampf um ihr Leben geraten waren.
Alice wich zurück, ihr Atem ging in kurzen Stößen. Jeder Schritt kam ihr wie eine Ewigkeit vor, während ihre silbernen Augen auf die monströse Schlange geheftet blieben. Ihr riesiger Körper ragte über ihr auf, ihre Schuppen schimmerten in einem fast überirdischen Licht. Ihre Beine zitterten, aber sie zwang sich, weiterzugehen, einen Schritt nach dem anderen, um sich von dem bevorstehenden Kampf zu entfernen.
Nate stand jedoch fest. Sein Blick war kalt und berechnend. Flammen begannen um seinen Körper zu flackern und wurden mit jeder Sekunde intensiver. Er hob die Hände, ballte die Finger zu Fäusten, während Feuer aus seiner Haut brach und ihn vollständig verschlang. Er war nicht mehr nur ein Mann – er war ein feuriges Inferno, das vor dem dunklen Hintergrund des Waldes wie ein Leuchtfeuer der Zerstörung glühte.
Er schwebte leicht über dem Boden, während die Flammen die Luft um ihn herum leckten und seine Kräfte ihn höher hoben. Die Hitze, die von ihm ausging, war selbst aus Alices Entfernung fast unerträglich, und auch die Schlange schien sie zu spüren. Ihre goldenen Augen verengten sich und sie stieß ein kehliges Zischen aus, das durch die Bäume hallte.
Nate stieg weiter auf, bis er auf gleicher Höhe mit dem Kopf der Schlange war. Seine Flammen loderten heller und warfen lange Schatten über den Waldboden. „Bringen wir es schnell hinter uns“, murmelte er mit grimmiger Stimme. Er konnte sich kein Zögern leisten.
Die Schlange reagierte sofort, warf den Kopf zurück und stürzte sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit nach vorne.
Ihr klaffendes Maul öffnete sich weit und enthüllte Reihen messerscharfer Zähne, als sie zuschlug. Nate sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, sodass der Kopf des Tieres ihn nur knapp verfehlte.
Während er sich bewegte, konterte er und schleuderte eine Feuerlaune aus seinen Händen. Die Flammen brüllten, als sie auf die dicken Schuppen der Schlange trafen, und hüllten ihren Kopf in eine blendende Explosion aus Hitze und Licht.
Alice schirmte ihre Augen ab, da sie von der intensiven Helligkeit geblendet war. Als sie jedoch wieder hinsah, sank ihr das Herz. Die Flammen waren erloschen und die Schlange war völlig unverletzt. Ihre Schuppen glänzten, als würden sie Nate verspotten, und wiesen nicht einmal eine Brandspur auf.
Nate kniff die Augen zusammen. „Verdammt“, fluchte er leise. Das würde nicht einfach werden.
Die Schlange schlug wieder zu und spritzte diesmal Gift direkt auf ihn. Die Flüssigkeit glänzte, als sie durch die Luft schoss, und zischte unheilvoll. Nate drehte sich und wich dem Angriff knapp aus.
Das Gift spritzte gegen einen Baum in der Nähe, und die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten – Rauch stieg auf, als die Rinde schmolz und einen verkohlten, geschmolzenen Stumpf zurückließ. Sogar der Boden darunter begann zu zischen und bildete eine tiefe Grube an der Stelle, wo das Gift aufgeschlagen war.
„Dieses Gift … es ist ätzend“, erkannte Nate und seine Gedanken rasten. Eine falsche Bewegung, und es würde ihn nicht nur töten – es würde ihn vollständig auflösen.
Die Schlange ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Sie schlug mit ihrem Schwanz zu, der wie ein Rammbock durch die Luft sauste. Nate hob die Arme, um sich mit einer Feuerwand zu schützen, aber die Wucht des Aufpralls schleuderte ihn nach hinten. Er schaffte es, in der Luft das Gleichgewicht wiederzufinden, und seine Flammen trieben ihn wieder nach vorne, wo er einen weiteren Angriff startete.
Diesmal zielte er auf die Augen der Schlange. Zwei Feuerstrahlen schossen aus seinen Handflächen und zischten präzise durch die Luft. Die Schlange bäumte sich auf und drehte den Kopf, um dem Angriff auszuweichen. Die Flammen streiften ihr Gesicht, aber wieder einmal erwiesen sich ihre Schuppen als undurchdringlich.
Alice sah entsetzt zu, ihre Hände zu Fäusten geballt. Nate gab alles, was er hatte, aber das Biest war unerbittlich.
Ihre schiere Größe und Kraft waren überwältigend, und ihre Schuppen waren wie eine Rüstung, die Nates Angriffe wirkungslos machte.
Die Schlange stürzte sich erneut auf ihn und versuchte diesmal, ihren massigen Körper um Nate zu winden. Ihre Bewegungen waren für ein Wesen ihrer Größe täuschend schnell, und Nate konnte nur knapp entkommen. Er schoss eine Feuerwolke nach unten und katapultierte sich höher, als sich die Windungen der Schlange unter ihm schlossen.
Der Boden bebte von dem Aufprall, und mehrere Bäume fielen um, als der Körper der Schlange alles in ihrem Weg zermalmte.
Nate schwebte in der Luft und atmete schwer. Schweiß tropfte ihm ins Gesicht und vermischte sich mit dem Ruß, der an seiner Haut klebte. Er warf einen Blick auf die Schlange und überlegte verzweifelt, wie er weiter vorgehen sollte.
„Wenn Feuer ihre Schuppen nicht verbrennen kann“, dachte er, „dann muss ich eine Schwachstelle finden.“
Seine Augen suchten den massigen Körper der Schlange nach einer Schwachstelle ab. Dann bemerkte er etwas – ihren Unterleib. Im Gegensatz zum Rest ihres Körpers waren die Schuppen an ihrer Unterseite etwas heller, fast durchscheinend.
„Das ist es“, murmelte Nate. Er tauchte nach unten, Flammen hinter ihm herziehend wie ein Komet, und zielte auf den Bauch der Schlange.
Die Schlange zischte und folgte ihm mit ihren Augen. Sie bäumte sich auf, bereit zum Schlag, aber Nate war schneller. Er schleuderte einen konzentrierten Feuerstrahl direkt auf ihren Unterleib und steckte seine ganze Energie in den Angriff.
Die Flammen trafen ihr Ziel, und diesmal reagierte die Schlange. Sie stieß einen ohrenbetäubenden Schrei aus und wand sich vor Schmerz, als das Feuer ihre empfindliche Unterseite versengte.
„Ja!“, dachte Nate, und ein Funken Hoffnung entflammte in seiner Brust.
Aber der Sieg war nur von kurzer Dauer. Die Schlange schlug wütend um sich, ihr Schwanz peitschte mit erschreckender Geschwindigkeit durch die Luft. Nate sah es kommen, aber er konnte nicht mehr ausweichen.
Der Schwanz traf ihn mit der Wucht eines Güterzugs und schleuderte ihn wie eine Stoffpuppe durch den Wald. Er krachte durch mehrere Bäume, bevor er endlich auf dem Boden aufschlug, wobei ihm der Aufprall den Atem raubte.
Alice schrie seinen Namen, ihre Stimme hallte durch den Wald, während die Schlange triumphierend brüllte.
Nate lag auf dem Boden, seine Sicht war verschwommen und sein Körper schmerzte. Er versuchte sich zu bewegen, aber der Schmerz durchzuckte ihn und hielt ihn fest an seinem Platz. Das Letzte, was er sah, bevor seine Sicht schwarz wurde, war die Schlange, die über ihm aufragte und deren goldene Augen vor Raubabsichten glühten.
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