Die Luft wurde eisig, die Temperatur sank rapide, während eine Kälte über die Insel kroch. Madison wurde ganz blass, ihre sonst so selbstbewusste Haltung wich purer Angst. Ihre Hände zitterten, als sie sie an ihre Seiten presste, um sich zu beruhigen.
Bella bemerkte ihre Unruhe sofort. „Madison, was ist los?“, fragte Bella mit leicht besorgter Stimme.
Madison antwortete nicht sofort, ihre Augen waren auf den Strand gerichtet, als würde sie einen Albtraum vor sich sehen. Schließlich flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar über dem Lärm des Sturms: „Er ist wieder hier.“
Bella runzelte verwirrt die Stirn. „Wer? Wer ist hier?“
Anstatt zu antworten, hob Madison eine zitternde Hand und zeigte auf den Strand. Bella folgte ihrem Blick und hielt den Atem an, als sie sah, was Madison sah.
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Direkt vor Nate stand ein Mann im Sand. Sein ganzer Körper schien aus Eis zu sein und glitzerte im schwachen Licht, das durch die Sturmwolken brach. Das Meer um ihn herum war zu Eis gefroren, und scharfe Eissplitter ragten aus dem Boden, als wäre er das Epizentrum einer eisigen Explosion. Bella konnte die Kraft spüren, die von ihm ausging, selbst aus dieser Entfernung.
„So mächtig“, flüsterte Bella und konnte ihren Blick nicht von der Szene abwenden.
Am Strand stand Nate fest auf dem Boden. Anders als bei ihrer letzten Begegnung war keine Angst in seinem Gesicht zu sehen. Er stand ruhig da, die Fäuste an den Seiten geballt, während um ihn herum leise Blitze zuckten. Seine Augen leuchteten schwach, passend zu den Blitzen, die über den stürmischen Himmel tanzten.
Die beiden Gestalten standen sich gegenüber, elementare Gegensätze. Der eisige Mann strahlte eine Kälte aus, die die Luft selbst scharf erscheinen ließ, während Nate vor knisternder Energie sprühte und der Sturm über ihnen die Spannung zwischen ihnen widerspiegelte.
Aus der Ferne beobachteten Bella und Madison das Geschehen voller Ehrfurcht. Eine Seite des Strandes war von Eis dominiert, Frost kroch den Sand hinauf und die Wellen waren in ihrer Bewegung eingefroren. Die andere Seite war voller Blitze, die Luft vibrierte vor elektrischer Energie. Sogar der Himmel schien sich in zwei Teile zu spalten, eine Hälfte dunkel und stürmisch, die andere unheimlich ruhig und kalt.
„Wer bist du?“, fragte Nate schließlich mit fester Stimme, in der jedoch Neugier mitschwang.
Der Eismann neigte leicht den Kopf, als würde er Nate mustern. Er wirkte fast neugierig, seine eisigen Gesichtszüge verzogen sich zu etwas, das wie Anerkennung aussah. „Ich weiß, dass du es bist“, sagte der Mann mit hohler, trockener Stimme, die wie das Flüstern des Windes über der gefrorenen Tundra klang. „Wie kannst du noch leben?“
Nate runzelte verwirrt die Stirn. „Wovon redest du? Wer bist du?“
Der eisige Mann starrte Nate unverwandt und kalt an. „Du solltest nicht hier sein. Du solltest tot sein.“
Von ihrem Standpunkt aus warfen Madison und Bella einander besorgte Blicke zu. Bellas Augen huschten zwischen der eisigen Gestalt und Nate hin und her, während ihr Kopf vor Fragen radelte. „Wovon redet er?“, flüsterte sie.
Madison schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, aber …“ Sie verstummte und biss sich auf die Lippe, während ihr Blick wieder zum Strand wanderte.
Der eisige Mann trat einen Schritt näher an Nate heran, und der Frost breitete sich unter seinen Füßen aus. „Du bist nicht er“, sagte der Mann schließlich, sein Tonfall weniger anklagend, aber nicht weniger erschreckend. „Aber du stehst mit ihm in Verbindung.“
„In Verbindung mit wem?“, fragte Nate frustriert.
Der Eismann antwortete nicht. Stattdessen richtete er sich auf, seine eisige Hülle schimmerte. „Das ist egal“, sagte er mit entschiedener Stimme. „Keiner von euch verdient es zu leben.“
Im nächsten Moment verschwand die eisige Gestalt so schnell, als wäre sie eine Fata Morgana gewesen.
Nate hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor ein kalter Windstoß ihn traf und ihn fast aus dem Gleichgewicht brachte. Die Luft um ihn herum schien vor Spannung zu knistern, und der Sturm über ihm wurde immer heftiger.
Bella packte Madison am Arm, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Haut. „Was ist gerade passiert? Wo ist er hin?“
Madison sagte nichts. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen weit aufgerissen vor Angst, während sie den Strand absuchte, auf der Suche nach dem Eismann. „Er ist schnell“, murmelte sie, mehr zu sich selbst. „Zu schnell.“
Der Sturm tobte, und Bellas Herz schlug wie wild, als ihr klar wurde, dass sie sich in einer Situation befanden, die sie nicht verstanden.
Blitze zuckten über den Himmel und tauchten den Strand in kurze, grelle Lichtblitze. Das Aufeinandertreffen der Elemente – Eis und Elektrizität – war spürbar, die Luft war so angespannt, dass das Atmen schwerfiel.
Madison umklammerte Bellas Arm fester. „Bleib zurück“, warnte sie mit leiser, eindringlicher Stimme. „Es ist gefährlich.“
Blitze zuckten und tanzten um Nate herum, der nur wenige Schritte von der Stelle entfernt stand, an der er noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte. Sein Körper strahlte pure Energie aus, Funken sprühten von seiner Haut, während die Luft um ihn herum vor Elektrizität zischte. Der Eismann drehte den Kopf, seine gefrorenen Gesichtszüge verrieten einen Moment der Überraschung. Er hatte nicht erwartet, dass Nate seinem Angriff so mühelos ausweichen würde.
Mit einer einzigen Handbewegung beschwor der Eismann eine Lawine aus Eis herauf, die über den Strand hinwegfegte. Riesige Splitter und Wellen aus gefrorenem Geröll stürzten auf Nate zu und bedeckten den Boden mit einer Wand aus Frost. Die Luft wurde eisig kalt, und auf den Felsen und Pflanzen in der Nähe bildete sich Raureif, als die Temperatur noch weiter sank.
Madison, die mit Bella in einiger Entfernung stand, erkannte die drohende Gefahr. Ohne zu zögern packte sie Bella am Arm.
„Wir müssen weg – sofort!“, sagte sie mit dringlicher Stimme. In einem Lichtblitz verschwanden die beiden Mädchen und tauchten in sicherer Entfernung wieder auf.
Die Kraft hinter der Lawine war gewaltig. Das Geräusch von Eis, das aufeinanderprallte und knirschte, hallte über die Insel. Nate blieb standhaft und unerschrocken, selbst als der Frost näher kam. Er konnte die schiere Kraft des Angriffs spüren, aber in seinen Augen war keine Angst zu sehen – nur Entschlossenheit.
Blitze zuckten in seinem Blick, seine Augen leuchteten heller, als die Energie in ihm sich zu einem Crescendo aufbaute. Langsam begann er sich in die Luft zu erheben, emporgehoben von dem Sturm, der über ihm tobte.
Aus den wirbelnden Wolken verschwand Nate und wurde eins mit dem Unwetter. Blitze schlugen in rascher Folge ein und trafen mit verheerender Präzision auf den Strand. Jeder Schlag riss den gefrorenen Boden auf und zerschmetterte die eisige Landschaft, die der Eismann geschaffen hatte.
Das Chaos am Strand war sogar vom Lager aus zu sehen. Die Überlebenden, die sich in der Nähe der Höhle versammelt hatten, sahen entsetzt zu, wie der Sturm tobte. Blitze erhellten den dunklen Himmel, während der Donner wie Kanonenschüsse über die Insel rollte.
Jack stand in der Nähe des Höhleneingangs und blinzelte ungläubig in den Sturm. Seine Stimme zitterte, als er fragte: „Ist er es? Der Blitz-Typ – er ist zurück, oder?“
Niemand antwortete, aber die Angst stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Der Boden unter ihnen bebte bei jedem entfernten Donnerschlag, und gelegentliche Blitze schlugen in den umliegenden Dschungel ein und verwandelten ganze Bäume in schwelende Stümpfe.
Inmitten des Sturms schwebte Nate, sein Körper strahlte Kraft aus. Er hob eine Hand, seine Finger knisterten vor Energie, als er nach der herannahenden Eislawine griff.
„Genug“, murmelte er, seine Stimme war kaum über den Sturm hinweg zu hören.
Der Sturm schien seinem Befehl zu gehorchen. Ein gewaltiger Blitz schoss aus den wirbelnden Wolken hervor, sein gleißendes Licht blendete alle, als er auf die herannahende Eiswelle zuschoss.
Die beiden Kräfte prallten mit einem ohrenbetäubenden Knall aufeinander, der so laut war, dass er über die ganze Insel hallte.
Die Schockwelle des Aufpralls war gewaltig. Bäume in Strandnähe bogen sich und brachen unter der Wucht, und der Boden bebte, als würde die Insel selbst versuchen, dem Schlag standzuhalten. Madison und Bella schirmten ihre Augen vor dem blendenden Licht ab, ihre Herzen pochten, während sie versuchten, zu begreifen, was gerade passierte.
Als das Licht endlich verblasste, kehrte Stille über die Insel ein. Der Sturm über ihnen legte sich, die Wolken zogen zurück und gaben den Blick auf einen ruhigen, klaren Himmel frei. Der Eismann war verschwunden, seine Anwesenheit ausgelöscht, als wäre er nie da gewesen.
Nate stieg langsam vom Himmel herab und berührte mit einem leisen Aufschlagen den Boden. Sein Gesichtsausdruck war ruhig und konzentriert. Die Energie des Sturms hatte ihn verlassen, die Blitze zuckten nicht mehr um ihn herum.
Der Strand war jedoch nicht wiederzuerkennen. Der gefrorene Teil war vom Blitz vollständig geschmolzen und hatte Wasserlachen und Dampf hinterlassen, der in die Luft stieg. Der Sand war versengt und uneben, übersät mit Rissen und Trümmern. Der Ozean in Ufernähe war stellenweise verdunstet und gab den Blick auf zerklüftete Felsen unter der Oberfläche frei.
Madison und Bella näherten sich vorsichtig dem Strand und hielten den Atem an, während sie die Szene in sich aufnahmen. Madisons Stimme zitterte, als sie sprach. „Die Insel … wird nie mehr so sein wie früher.“
Bella nickte und starrte Nate an, der schweigend in den Trümmern der Schlacht stand. „Er auch nicht“, flüsterte sie.
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