Die Sonne ging unter und tauchte die Höhle in ein orangefarbenes Licht, als Madison, Alice und Bella zusammen zurückgingen und ihr Lachen leise von den Steinwänden widerhallte. Sie hatten gerade ein langes Training hinter sich, Schweiß glitzerte noch auf ihrer Haut, aber die Kameradschaft zwischen ihnen machte die Erschöpfung erträglich.
„Also“, sagte Madison und streckte ihre Arme über den Kopf, „wer hat morgen Lust auf eine weitere Runde?“
Alice stöhnte. „Bitte nicht. Ich würde lieber gegen das ganze Lager kämpfen als gegen dich. Du bist zu flink und nervig.“
Madison grinste. „Ist nicht meine Schuld, dass du nicht mithalten kannst.“
Als sie um eine Ecke bogen, rief eine bekannte Stimme.
„Na, na, wo wollen die hübschen Damen denn hin?“ Axel lehnte lässig an der Wand und grinste breit und übermütig. „Sagt mir nicht, ihr besucht wieder Dornröschen.“
Alice verdrehte die Augen. „Verpiss dich, Axel.“
„Ach, komm schon“, antwortete er und legte eine Hand auf seine Brust, als wäre er beleidigt. „Nicht mal ein Hallo? Vielleicht ein kleines Lächeln?“
Bella warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Nicht in diesem Leben.“
Die drei Mädchen gingen wortlos an ihm vorbei, aber ein kleines Mädchen, das vorbeikam, lachte spöttisch über die Szene.
Axel drehte sich zu ihr um, sein Grinsen war einem finsteren Blick gewichen. „Was zum Teufel lachst du da, du verdammte Göre?“
Das Mädchen streckte ihm die Zunge heraus und rannte davon, bevor er noch etwas sagen konnte.
Madison kicherte. „Du kannst wirklich gut mit Menschen umgehen, Axel.“
„Ja, ja, lach nur“, murmelte er und schüttelte den Kopf.
Als die Mädchen sich dem Gesundheitszentrum näherten, sprach Madison erneut. „Weißt du, wir sollten mal ausgehen. Etwas Abwechslung in unser Leben bringen.“
Alice schnaubte. „Ich gehe nicht noch mal mit dir aus.“ Alice erinnerte sich daran, was vor einer Woche passiert war, als Madison ihr vorgeschlagen hatte, zusammen ausgehen und Spaß zu haben. Sie würde absichtlich Ärger mit den Bestien suchen und sobald sie Gefahr witterte, würde sie verschwinden.
Madison lachte und stieß die Tür auf. „Wie du willst …“
Ihre Worte blieben ihr im Hals stecken, ihr Lächeln verschwand.
Nates Bett war leer.
Es war unheimlich still im Zimmer. Die drei sahen sich panisch an, bevor sie sich aufteilten, um das Zimmer zu durchsuchen. Sie überprüften jede Ecke und suchten sogar unter dem Bett.
„Er ist nicht hier“, sagte Bella mit zitternder Stimme.
Madison schluckte schwer und ging schon zur Tür. „Wir müssen es den anderen sagen.“
—
Die Nachricht von Nates Verschwinden verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Lager.
Alle machten sich auf die Suche und durchsuchten jeden Winkel der Höhle und sogar den umliegenden Wald. Ryder bellte Befehle, seine Stimme scharf und eindringlich, während andere jedes mögliche Versteck durchsuchten.
Madison rannte durch den äußeren Rand des Lagers und suchte jeden Busch und jeden Schatten ab. Ihr Herz pochte in ihrer Brust, ihr Kopf rauchte vor lauter Möglichkeiten.
„Nate!“, rief sie mit brüchiger Stimme.
Sie drehte sich ruckartig um, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Es war Bella, ihr Gesicht blass, aber entschlossen.
„Bring mich zum Strand“, sagte Bella.
Madison runzelte die Stirn. „Zum Strand? Warum?“
Bella zögerte einen Moment, dann sagte sie: „Als ich in seinen Gedanken war, hat er den Strand seine perfekte Welt genannt. Wenn er irgendwo ist, dann dort.“
Madison blinzelte und verarbeitete ihre Worte. Dann legte sie ohne zu zögern eine Hand auf Bellas Schulter.
Im nächsten Moment waren die beiden verschwunden.
—
Als Bella die Augen öffnete, schlug ihr die salzige Brise ins Gesicht. Die Wellen brachen rhythmisch an der Küste, der goldene Sand erstreckte sich endlos vor ihnen.
Sie waren am Strand.
Bellas Blick schweifte über den Strand, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Als ihr Blick auf das Wasser fiel, erstarrte sie. Am Ufer stand Nate, seine Füße berührten gerade die Wellen.
„Ist er das?“, fragte Madison mit leicht zitternder Stimme.
Bella nickte langsam. „Ja, er ist es.“
Sie riefen ihm zu, ihre Stimmen übertönten das Rauschen der Wellen. „Nate!“
Aber er reagierte nicht. Er stand regungslos da, den Rücken zu ihnen gewandt, seine Silhouette zeichnete sich gegen den dunkler werdenden Horizont ab.
Bella zögerte, dann ging sie auf ihn zu. Jeder Schritt war langsam und bedächtig, ihr Herz schlug mit jedem Zentimeter, den sie näher kam, lauter. Madison eilte ihr hinterher, die Hand am Bogen, bereit für alles.
Als sie ihn endlich erreichten, standen sie nur wenige Meter von ihm entfernt. Bellas Hand schwebte in der Luft und zitterte, als sie sich ausstreckte, um ihn zu berühren.
„Warte“, flüsterte Madison und packte ihr Handgelenk. „Nicht.“
Bella drehte sich zu Madison um, ihr Gesichtsausdruck verwirrt, aber voller Angst. „Warum nicht? Er ist doch nur …“
„Schau dir sein Gesicht an“, unterbrach Madison sie und trat vorsichtig um ihn herum.
Bella trat ebenfalls vor ihn hin, und der Anblick ließ ihr den Atem stocken.
Nates Gesicht war emotionslos, in seinen Augen blitzten Streifen, die in ihrer Tiefe funkelten und tanzten. Sein Blick war distanziert, als würde er sie überhaupt nicht sehen.
„Was ist mit ihm los?“, fragte Madison mit kaum hörbarer Stimme.
Bella schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich kann ihn spüren, ganz schwach, aber in seinem Inneren …“ Ihre Stimme stockte. „Es ist Chaos.“
Madisons Blick huschte zwischen Nate und Bella hin und her, ihre Stirn runzelte sich. „Tret zurück“, sagte sie plötzlich.
„Was? Warum?“
„Mach es einfach!“, fauchte Madison und teleportierte Bella ein paar Meter weg, bevor sie weiter diskutieren konnte.
In dem Moment, als sie außer Reichweite waren, veränderte sich die Atmosphäre.
Der Himmel verdunkelte sich, und fast augenblicklich zogen schwere Wolken auf. Die Luft wurde dick und geladen, und ein leises Summen vibrierte in ihren Ohren.
Dann kam der Regen.
Dicke, schwere Tropfen fielen und durchnässten sie innerhalb weniger Augenblicke. Der Wind heulte, während Blitze den Himmel zerrissen und die Szene in blendendem Licht erstrahlen ließen.
„Nate!“, schrie Bella, aber ihre Stimme ging im ohrenbetäubenden Donnergrollen unter.
Madison packte Bella am Arm und zog sie näher zu sich heran. „Schau!“, rief sie und zeigte auf Nate.
Bella blinzelte durch den Regen und riss vor Entsetzen die Augen auf. Der Blitz schlug nicht nur in der Nähe von Nate ein – er traf ihn.
Immer wieder schlugen blendende Lichtblitze in seinen Körper ein. Doch er zuckte nicht, schrie nicht. Er stand da, unerschütterlich, als wäre der Sturm ein Teil von ihm.
„Sie tun ihm nichts“, sagte Madison mit zitternder Stimme. „Er … er kontrolliert sie.“
Bellas Mund wurde trocken, als sie das furchterregende Schauspiel beobachtete. „Was meinst du mit ‚kontrolliert sie‘?“
„Schau doch hin!“, sagte Madison. Dank ihrer scharfen Augen konnte sie sehen, was Bella nicht sehen konnte. „Die Blitze – sie schlagen nicht wahllos ein. Sie treffen ihn, aber dann bewegen sie sich, als wären sie lebendig.“
Ein weiterer Blitz schlug in Nate ein, und der Knall war ohrenbetäubend. Bella und Madison hielten sich beide die Ohren zu und zuckten vor Schmerz zusammen, als der Boden unter ihnen zu beben schien.
Nates Körper war von Licht umhüllt, und der Sturm tobte um ihn herum mit einer Wucht, die die beiden Mädchen noch nie zuvor gesehen hatten. Blitze schlängelten sich wie Schlangen um ihn herum, zuckten und knisterten, als würden sie auf seinen Befehl warten.
Bellas Herz raste, ihre Angst lähmte sie fast. „Was ist los?“, flüsterte sie, ihre Stimme war kaum über den Sturm hinweg zu hören.
Madison antwortete nicht, ihr Blick war auf Nate geheftet. Ein weiterer Blitz schlug in ihn ein, der Knall erschütterte den Boden unter ihren Füßen. Setze dein Abenteuer mit My Virtual Library Empire fort
Der Sturm tobte weiter, und Nate stand in seiner Mitte, eine Gestalt von unvorstellbarer Kraft und Chaos.