Nate drehte sich zu den Wächtern um und presste die Kiefer aufeinander, als er ihre bedrohlichen Gestalten sah. Sie waren ganz anders als die Kreaturen, gegen die er bisher gekämpft hatte. Diese waren größer, stärker und viel gefährlicher. Sie waren über zwei Meter groß und ihre massigen Körper waren mit einer harten, gepanzerten Haut bedeckt, die im schwachen Licht der Kammer glänzte. Jeder von ihnen trug einen riesigen Hammer, der eine bedrückende Aura ausstrahlte und fast so groß war wie sie selbst.
Ihre leuchtenden Augen brannten vor Wut und waren auf Nate gerichtet wie die eines Raubtiers, das seine Beute beobachtet.
Für einen Moment herrschte Stille in der Kammer, nur das Knistern der Glut, die um Nates Füße tanzte, war zu hören. Er hielt ihrem Blick stand und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, trotzigen Lächeln. „Ihr seid nicht die Einzigen, die ein Upgrade bekommen haben“, murmelte er mit leiser Stimme, die jedoch einen gefährlichen Unterton hatte.
Nates Körper flackerte in Flammen, die Hitze strömte in Wellen von ihm ab. Seit seine Kräfte vor ein paar Tagen gewachsen waren, wusste er, dass sich etwas verändert hatte. Sein Feuer brannte heißer, wilder und lebendiger als je zuvor. Er konnte seine Kraft durch sich strömen spüren, die darauf wartete, entfesselt zu werden. Aber er hatte sich zurückgehalten, aus Angst, dass diese neue Kraft das Eiswesen wieder herbeirufen würde.
Jetzt war das egal. Die Angst vor dem, was passieren könnte, wurde von der Realität dessen, was passieren würde, übertrumpft.
Weitere Wächter strömten aus den Tiefen der Höhle in die Kammer, ihre schweren Schritte hallten unheilvoll wider. Nate atmete scharf aus und murmelte leise: „Wie viele sind es?“
Die Wächter verteilten sich und bildeten einen Halbkreis um ihn herum. Ihre Bewegungen waren langsam und bedächtig, wie Jäger, die sich einem in die Enge getriebenen Tier nähern. Aber Nate war nicht in die Enge getrieben – er war bereit.
Als die Flammen um ihn herum heller und heißer wurden, entzündete sich sein ganzer Körper und verwandelte ihn in ein lebendes Inferno.
Feuer züngelte über seine Haut, seine Umrisse verschwammen und waren nicht mehr von den wirbelnden Flammen zu unterscheiden. Allein seine Anwesenheit machte die Luft drückend und zwang sogar die massigen Wächter, unwillkürlich einen Schritt zurückzutreten.
Die Hitze verzerrte die Luft um ihn herum, und die Kammer leuchtete in einem intensiven Orange. Zum ersten Mal zögerten die Wächter.
„RAAAAAH!“
Der Schrei durchbrach die Spannung, als einer der Wächter ein markerschütterndes Brüllen ausstieß. Er stürzte sich mit hoch erhobenem Hammer nach vorne und bewegte sich mit überraschender Geschwindigkeit. Der Hammer kam mit der Wucht einer Lawine auf Nate zu, dessen Träger fest davon ausging, dass Nate ausweichen würde.
Aber Nate rührte sich nicht von der Stelle.
Stattdessen stand er fest, seinen feurigen Blick auf den angreifenden Wächter geheftet. Die anderen Wächter blieben stehen, ihre Gesichtsausdrücke wechselten von Wut zu Verwirrung. Selbst der Wächter, der gerade angegriffen hatte, schien von Nates fehlender Reaktion überrascht zu sein.
Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schlug der Hammer auf Nate ein.
Zumindest hätte er das tun sollen.
Die massive Waffe blieb jedoch nur wenige Zentimeter vor Nates Brust stehen.
Es wurde totenstill, alle erstarrten, die Wächter starrten mit leuchtenden Augen ungläubig auf Nate. Langsam hob er seine Hand und zeigte, dass er den Hammerkopf mit bloßer Hand aufgefangen hatte. Flammen züngelten an seinen Fingern und krochen über die Oberfläche der Waffe.
Der Wächter, der den Hammer hielt, blinzelte und sein grimmiger Gesichtsausdruck verwandelte sich in pure Fassungslosigkeit.
Nate neigte den Kopf und ein spöttisches Grinsen huschte über seine Lippen. „Das glaube ich nicht“, sagte er mit ruhiger Stimme, die vor Bedrohung triefte.
Bevor der Wächter reagieren konnte, schoss Nates freie Hand nach vorne. Flammen loderten auf und formten eine riesige Feuerfaust. Mit einem Grunzen der Anstrengung rammte Nate die feurige Faust direkt in die Brust des Wächters.
Der Aufprall war verheerend.
Der Wächter wurde wie eine Stoffpuppe nach hinten geschleudert, sein massiger Körper flog durch die Luft. Er schlug mit einem widerlichen Knall auf den Boden und rutschte über den felsigen Boden, bis er vor den Füßen der anderen zum Stillstand kam.
Blut spritzte aus seinem Mund, während er ein schwaches, gurgelndes Geräusch von sich gab. Er hob eine zitternde Hand zur Decke, als wolle er nach etwas Unsichtbarem greifen. Dann sank sein Arm schlaff herab und seine leuchtenden Augen erloschen.
Tot.
Ein Schlag.
Die restlichen Wächter standen wie erstarrt da und starrten regungslos auf die Szene vor ihnen. Schockwellen gingen durch ihre Reihen. Dieser Mensch – diese einsame, feurige Gestalt – hatte gerade einen von ihnen mit einem einzigen Schlag getötet.
Nate richtete sich auf und schüttelte die Flammen wie Wasser von seiner Hand. Sein Blick wanderte über die restlichen Wächter, sein Grinsen war immer noch unverkennbar. „Wer ist der Nächste?“
Die drückende Hitze in der Kammer wurde noch stärker, als Nates Flammen heller und intensiver als je zuvor aufloderten.
Nachdem Nates feuriger Angriff einen der Wächter mit einem einzigen Schlag erledigt hatte, war es für einen kurzen Moment still in der Kammer. Die anderen starrten ihren gefallenen Kameraden an, ihre glühenden Augen verengten sich vor Unglauben und Wut. Dann stießen die verbleibenden Wächter nacheinander ohrenbetäubende Schreie aus, die durch die Höhle hallten und so schrill waren, dass es Nate in den Ohren klingelte.
„RAAAAHHH!“
Der Schall hallte von den Wänden wider und löste kleine Steine und Staub. Die Zurückhaltung, die sie zuvor noch gebremst hatte, war verschwunden und durch kollektive Blutgier ersetzt worden. Obwohl Nates Machtdemonstration beeindruckend gewesen war, gab ihnen ihre schiere Anzahl Selbstvertrauen.
Sie kamen mit erhobenen Hämmern auf ihn zu, ihre leuchtenden Augen auf ihr Ziel gerichtet. Nate bereitete sich auf den nächsten Angriff vor, als erneut Flammen aus seinem Körper schossen und wie ein loderndes Inferno emporloderten.
„Na gut“, murmelte Nate mit leiser, entschlossener Stimme. „Dann kommt schon.“
Die ersten drei Wächter stürmten wie auf Kommando vorwärts, ihre schweren Schritte ließen den Boden unter ihnen beben. Nate duckte sich tief, seine feurige Gestalt erhellte den Raum, als er mit unglaublicher Geschwindigkeit in die Luft sprang, Flammen wie ein Komet hinter ihm herziehend.
Der erste Wächter schwang seinen Hammer in einem weiten Bogen, um Nate in der Luft zu treffen, aber dieser drehte seinen Körper mit unheimlicher Präzision und wich dem Schlag um wenige Zentimeter aus. Er konterte, indem er seine Hand nach vorne stieß und einen konzentrierten Feuerstrahl direkt ins Gesicht des Wächters schickte.
Die Kreatur stieß einen kehligen Schrei aus, als ihr Kopf in Flammen aufging. Sie taumelte rückwärts, kratzte sich das brennende Gesicht und brach dann zusammen, ihr Körper rauchte noch.
Der zweite und dritte Wächter ließen sich vom Schicksal ihres Kameraden nicht beeindrucken und stürmten gleichzeitig auf Nate zu. Der eine schlug mit seinem Hammer in einem mächtigen Schlag von oben zu, während der andere horizontal ausholte, um Nate in der Luft zu treffen.
Nate reagierte blitzschnell. Er schlug einen Rückwärtssalto, wich dem Schlag über seinen Kopf aus und drehte sich dann in der Luft, um dem horizontalen Schlag knapp auszuweichen. Flammen schossen aus seinen Händen, als er die Arme ausstreckte und zwei Feuerbälle auf die beiden Angreifer schleuderte.
Die Feuerbälle trafen ihr Ziel und explodierten beim Aufprall. Die Wucht der Explosionen schleuderte beide Wächter nach hinten, wo ihre massigen Körper gegen die Höhlenwände krachten. Einer von ihnen versuchte mühsam aufzustehen, seine Bewegungen waren träge und unkoordiniert, bevor Nate in einer verschwommenen Bewegung vor ihm auftauchte.
Mit einem Brüllen beschwor Nate eine Feuersäule, die aus dem Boden unter dem Wächter emporschoss und ihn augenblicklich verbrannt.
Der dritte Wächter, der sich noch von der Explosion erholte, versuchte ebenfalls aufzustehen, aber Nate war bereits da. Er packte seinen Hammer, der noch schwach von der Hitze seiner Flammen glühte, und riss ihn dem Wesen aus der Hand.
„Ich zeige dir, wie das geht“, sagte Nate kalt.
Er schwang die massive Waffe mit überraschender Leichtigkeit und rammte sie dem Wächter in die Brust. Der Aufprall sandte Schockwellen durch den Raum, als die Kreatur quer durch den Raum geschleudert wurde und leblos an der Wand zusammensackte.
Nate drehte sich zu den restlichen Wächtern um, seine Brust hob und senkte sich vor Anstrengung. „Wollt ihr immer noch spielen?“
Die sechs verbliebenen Wächter zögerten kurz, aber ihre Wut war größer als ihre Angst. Sie brüllten gemeinsam und stürmten aus allen Richtungen auf Nate zu.
Nate biss die Zähne zusammen und beschwor weitere Flammen herauf, während sein Körper wie eine kleine Sonne leuchtete. Er sprintete vorwärts und traf frontal auf den nächsten Wächter.
Der Kampf wurde zu einem chaotischen Durcheinander aus Bewegungen und Feuer.
Ein Wächter stürzte sich mit überraschender Geschwindigkeit auf Nate und schwang seinen Hammer in einem tödlichen Bogen. Nate duckte sich tief, ließ die Waffe über seinen Kopf hinwegfliegen und konterte mit einem feurigen Aufwärtshaken, der die Kreatur zu Boden schleuderte.
Ein anderer Wächter kam von der Seite auf ihn zu und zielte mit seinem Hammer auf seine Rippen. Nate drehte sich gerade noch rechtzeitig um und fing den Hammergriff mit beiden Händen ab. Flammen schlugen an seinen Armen empor und griffen auf die Waffe über, bis der Wächter sie mit einem schmerzerfüllten Schrei loslassen musste. Nate wirbelte den Hammer in seinen Händen herum und schlug ihn dann auf den Kopf der Kreatur, sodass ihr Schädel zertrümmert wurde.
Die anderen vier Wächter griffen gleichzeitig an, ihre massigen Körper bewegten sich überraschend koordiniert. Nate musste ihren Schlägen ausweichen und sich zwischen ihnen hindurchschlängeln, während seine Flammen flackerten, als er seine Kräfte bis an die Grenze reizte.
Einer der Wächter schaffte es, ihn mit seinem Hammer zu streifen, und der Schlag ließ ihn rückwärts taumeln. Nate zuckte zusammen und hielt sich die Seite, als er den brennenden Schmerz spürte.
„Nicht schlecht“, murmelte er mit einem grimmigen Lächeln im Gesicht. „Aber ich stehe noch.“
Nate sammelte all seine Kraft und entfesselte eine Feuerwelle, die sich in alle Richtungen ausbreitete und die Wächter vorübergehend zum Rückzug zwang.
Nate nutzte die Gelegenheit und konzentrierte seine Flammen zu einem einzigen, gebündelten Strahl. Er richtete ihn auf den nächsten Wächter, und die intensive Hitze durchschnitten den Torso der Kreatur wie ein Messer.
Einer nach dem anderen streckte er sie nieder, seine Bewegungen waren ein Wirbel aus Feuer und Wut. Die Kammer füllte sich mit dem Geruch von verbranntem Fleisch und den Todesschreien der Wächter.
Als der letzte Wächter zu Boden fiel, stand Nate inmitten des Gemetzels, seine Brust hob und senkte sich schwer. Die Flammen, die seinen Körper bedeckt hatten, begannen zu erlöschen und hinterließen nur noch ein schwaches Glühen. Schweiß tropfte ihm von der Stirn, als er völlig erschöpft zu Boden sank.
In der Kammer war es wieder still, bis auf das Knistern der entfernten Flammen. Nate schloss kurz die Augen und versuchte, zu Atem zu kommen. Jeder Muskel seines Körpers schmerzte und sein Kopf pochte von der Anstrengung.
Doch gerade als er sich einen Moment Ruhe gönnen wollte, begann der Boden unter ihm zu beben.
Seine Augen flogen auf, als das Geräusch schwerer Schritte durch die Kammer hallte und mit jeder Sekunde lauter wurde.
Nate zwang sich aufzustehen, obwohl sein Körper protestierte. Er hielt sich fest, während Flammen schwach um seine Hände flackerten, und bereitete sich auf einen weiteren Kampf vor.
Dann sah er sie.
Weitere Wächter tauchten aus dem Tunnel auf, hoch und bedrohlich. Diese waren anders – größer, muskulöser und strahlten pure Bosheit aus. Ihre Augen leuchteten heller und ihre Waffen schienen noch tödlicher zu sein.
Nates Herz sank, aber er ballte die Fäuste und weigerte sich, zurückzuweichen. „Na toll“, murmelte er. „Runde zwei.“
Bevor er sich bewegen konnte, erfüllte ein ohrenbetäubender Schrei die Kammer und ließ alle erstarren.
„WER WAGT ES, MEINE MINE ZU STÖREN?“
Die Stimme war donnernd, tief und voller unnatürlicher Kraft, die die Luft in der Kammer zum Vibrieren brachte.
Nates Flammen flackerten, als ihm unwillkürlich ein Schauer über den Rücken lief. Auch die Wächter erstarrten und richteten ihre leuchtenden Augen auf die Quelle der Stimme.
Das Geräusch kam aus den Tiefen des Tunnels und wurde mit jeder Sekunde lauter. Nate konnte die rohe Kraft spüren, die von demjenigen ausging, der sich näherte.