Nate und Madison kamen an der Stelle an, an der Bella verschwunden war. Der Dschungel um sie herum war unheimlich still. Der Boden zeigte keine Anzeichen von Unruhe, und sie standen ein paar Sekunden lang da und warteten – halb in der Erwartung, dass die Erde sie ebenso verschlucken würde wie Bella und den jungen Mann.
Aber nichts passierte.
Nate atmete tief aus, Frustration stieg in ihm auf. „Bleib vor mir“, sagte er mit fester Stimme zu Madison. „Ich muss dich im Auge behalten, und du musst mich im Auge behalten. Keine Überraschungen.“
Madison hob eine Augenbraue. „Ich könnte argumentieren, dass Überraschungen sozusagen meine Spezialität sind, aber klar, Boss.“
Nate ignorierte ihre Bemerkung, kniete sich hin und begann mit den Händen in der Erde zu graben. Der Boden war locker und aufgewühlt, zweifellos das Werk von Bellas Fähigkeiten. Als seine Finger tiefer eindrangen, spürte er einen kühlen Luftzug, und bald erschien eine Öffnung – eine dunkle Leere, die sie ins Unbekannte zu locken schien.
Madison packte seinen Arm und ihre Kräfte flammten auf. Bevor er protestieren konnte, verschob sich die Welt um sie herum heftig, sein Magen drehte sich um, als sie in die Dunkelheit hinabgerissen wurden.
„Das nächste Mal wäre eine Warnung nett“, murmelte Nate, während er sich festhielt und gegen die Übelkeit ankämpfte, die Madisons Fähigkeit auslöste.
„Wird notiert“, antwortete Madison trocken, obwohl ihr Grinsen ihre Belustigung verriet.
Nate zündete die Fackel an, die er mitgebracht hatte, und die flackernde Flamme warf unheimliche Schatten an die Wände des unterirdischen Tunnels. Als er sie hob, um sich umzusehen, stockte ihm der Atem. Der Tunnel erstreckte sich endlos vor ihnen und schlängelte sich wie ein Labyrinth durch die Erde. Seine schiere Größe war überwältigend.
„Das … das ist verrückt“, flüsterte Nate, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Madison blickte sich nervös um, ihre übliche Selbstsicherheit war einer Unruhe gewichen. „Das ist ein Labyrinth“, sagte sie mit fester Stimme. „Wie zum Teufel sollen wir sie hier finden?“
Nate suchte die Wände und den Boden nach Hinweisen ab, als Madison ihn plötzlich am Arm packte. „Warte“, sagte sie mit dringlicher Stimme. „Schau mal da drüben.“
Er folgte ihrem Finger und richtete den Schein seiner Taschenlampe auf die Stelle, auf die sie zeigte. Auf dem Boden waren schwache Spuren zu sehen – frische, unregelmäßige Linien, die sich durch den Schmutz zogen. Etwas war hier entlanggezogen worden, und das erst vor kurzem.
Nate hockte sich hin, um die Spuren zu untersuchen. „Die sind frisch“, stellte er mit ernster Stimme fest.
Madison zögerte. „Glaubst du, das ist Bella?“
„Könnte sein“, gab Nate zu. „Aber es könnte auch eine Falle sein.“
Madison runzelte die Stirn, sichtlich beunruhigt. „Was machen wir dann? Du willst doch nicht ernsthaft der Spur folgen, oder?“
Nate stand auf und sah ihr in die Augen. „Falle oder nicht, es ist die einzige Spur, die wir haben. Oder willst du lieber ziellos durch dieses Labyrinth irren?“
Sie seufzte und gab ihm Recht. „Na gut. Aber wenn wir in einen Hinterhalt geraten, behalte ich mir das Recht vor, zu sagen: ‚Ich hab’s dir ja gesagt.'“
„Abgemacht“, sagte Nate und bedeutete ihr, dicht bei ihm zu bleiben.
Sie folgten der Spur vorsichtig, und mit jedem Schritt wurde die Atmosphäre bedrückender. Die Luft fühlte sich feucht und dick an, und das Licht der Fackeln erhellte die bedrückende Dunkelheit um sie herum kaum.
Je weiter sie kamen, desto unregelmäßiger wurden die Spuren, als hätte das, was – oder wer auch immer – hierhergeschleift worden war, sich heftig gewehrt.
Die Spur endete abrupt.
Nate und Madison warfen sich einen verwirrten Blick zu, bevor sie nach unten schauten. Der Boden war aufgewühlt, als hätte hier ein heftiger Kampf stattgefunden. Krallenabdrücke, Fußspuren und Spuren von Gewälte waren in den Boden geritzt.
Nate kniete sich hin, um die Szene genauer zu untersuchen, und seine scharfen Augen suchten jedes Detail ab. Dann entdeckte er es – ein kleines Haarband, das zwischen den Trümmern lag. Sein Herz zog sich zusammen, als er es aufhob.
„Das hat sie getragen“, sagte er leise und hielt es Madison hin, damit sie es sehen konnte. „Sie hat sich die Haare zurückgebunden, bevor wir das Lager verlassen haben. Das gehört ihr.“
Madison schluckte schwer, als ihr die Tragweite der Situation bewusst wurde. „Dann hat sie sich gewehrt. Sie war hier und hat sich gewehrt.“
„Aber wo ist sie jetzt?“, murmelte Nate, stand auf und schaute nach vorne.
Vor ihnen teilte sich der Tunnel in zwei separate Wege, die beide in Dunkelheit gehüllt waren. Bellas Spur endete hier und ließ ihnen keinen Hinweis darauf, welchen Weg sie nehmen sollten.
Madison stöhnte, ihre Frustration war deutlich zu hören. „Na toll. Zwei Wege, keine Ahnung, welchen wir nehmen sollen. Was jetzt?“
Nate starrte auf die sich teilenden Tunnel und presste die Kiefer aufeinander. In seinem Kopf schwirrten alle möglichen Optionen herum, und er wägte die Risiken jeder Entscheidung ab. Eine falsche Entscheidung könnte sie tiefer in die Gefahr führen – oder schlimmer noch, weiter weg von Bella und allen anderen.
Einen Moment lang sagte er nichts, und die Stille wurde unerträglich.