Madison hielt Nate fester an der Hand, während sie ihn mit sich zog, ihr Atem ging schnell, aber sie war entschlossen. Plötzlich tauchten sie vor einer Höhle auf, deren dunkler Eingang wie ein Zufluchtsort inmitten des Chaos wirkte.
„Wir sollten uns hier ausruhen“, sagte Madison mit heiserer Stimme, während sie Nate ins Innere half. Sein Gesicht war blass, seine Schritte unsicher, die Verletzung an seiner Seite bremste ihn.
Im Inneren zog Madison schnell die herunterhängenden Äste in der Nähe des Eingangs zu sich heran und schuf so eine provisorische Abdeckung, um sie vor Blicken zu schützen. Die Höhle war nicht tief, bot aber vorerst ausreichend Schutz.
Amara lag auf dem Boden, wo Madison sie zuvor zurückgelassen hatte, ihre Brust hob und senkte sich kaum. Madison kniete sich neben sie und untersuchte vorsichtig ihren Körper.
„Sie wurde von etwas Schwerem getroffen“, murmelte Madison, während sie mit den Fingern leicht über Amaras Arme und Rippen fuhr. „Aber sie wird überleben.“
Sie sah zu Nate hinüber, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen, aber er hatte bereits die Augen geschlossen. Die Erschöpfung hatte ihn überwältigt, und er lehnte sich schwer gegen die Höhlenwand, den Kopf nach hinten geneigt, sein Atem langsam und flach.
Madison seufzte, als sie sich an die Wand setzte, und das Gewicht ihrer Tortur lastete schwer auf ihr. Ihr Blick wanderte nach oben zu den leuchtenden Insekten, die an den Wänden und der Decke der Höhle klebten. Ihr helles blaues Licht erhellte den Raum und tauchte alles in einen ätherischen Schein.
Sie hatte so etwas noch nie zuvor gesehen, und für einen Moment staunte ihr müder Geist über ihre Schönheit.
Aber ihre Erschöpfung war zu groß, und bald sank ihr Kopf herab, ihr Körper rutschte leicht an der Wand hinunter, als der Schlaf sie übermannte.
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Nate wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war. Sein Körper schmerzte, als er sich bewegte, und seine Seite pochte dumpf. Er öffnete die Augen und sah, dass die Höhle in dasselbe sanfte blaue Licht getaucht war. Außer dem leisen Rascheln der Blätter war es still.
Madison schlief noch immer, den Kopf an die Wand gelehnt, ihr Atem gleichmäßig. Aber Amara war wach.
Sie saß an der gegenüberliegenden Wand, ihren skeptischen Blick auf ihn gerichtet. Ihr Hals wies leichte Blutergüsse auf, und ihre Bewegungen waren langsam und bedächtig, aber ihre Augen waren scharf.
„Was ist passiert?“, fragte sie mit leiser, vorsichtiger Stimme.
Nate rieb sich das Gesicht und erzählte ihr schnell, wie sie sie gefunden hatten, von dem Angriff der Bestie und wie Madisons neue Kraft sie gerettet hatte.
„Also macht sich Claire mit deinem anderen Freund auf die Suche nach Lena?“, fragte Amara und rieb sich den schmerzenden Hals.
Nate nickte und sah sie zum ersten Mal richtig an. In dem ganzen Chaos hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, sie richtig zu betrachten.
Ihr Gesicht war auffällig, unbestreitbar schön, mit Zügen, die ihr eine gewisse Reife und Stärke verliehen. Ihr Körper war üppig, ihre Kurven wurden durch das schwache Licht in der Höhle betont.
Sie sah älter aus, als er erwartet hatte, ihr Aussehen ließ sie auf Mitte dreißig schätzen, und sie strahlte eine sowohl beeindruckende als auch verführerische Präsenz aus.
Etwas regte sich in Nate, etwas, das er nicht erwartet hatte. Seine Gedanken wurden verschwommen, seine Erschöpfung wich ungebetenen Fantasien. Bilder blitzten in seinem Kopf auf – ihr Körper an seinen gepresst, seine Hände, die über ihre Haut glitten, das Gefühl, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, seine Lippen, die jeden Zentimeter von ihr erkundeten.
Er blinzelte schnell und schüttelte den Kopf, als wolle er seine Gedanken vertreiben, während Schuldgefühle und Verwirrung ihn überkamen.
Was zum Teufel ist los mit mir? dachte er und zwang sich, seinen Blick von ihr abzuwenden.
Amara hob eine Augenbraue, als sie seine plötzliche Veränderung bemerkte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie skeptisch.
Nate hustete und richtete sich auf, sein Gesicht wurde leicht rot. „Ja, ich bin nur müde“, murmelte er und vermied es, ihr in die Augen zu sehen.
Sie hakte nicht weiter nach, lehnte sich gegen die Wand und schloss wieder die Augen. Aber Nate konnte die Gedanken nicht abschütteln, und die Last des Augenblicks lastete schwer auf ihm, während er versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Nate zuckte zusammen, als er seine Hand gegen seine Seite drückte, weil er den scharfen Schmerz seiner Wunde spüren wollte. Stattdessen streiften seine Finger glatte, unversehrte Haut. Der Schmerz hielt an, aber die Wunde war verschwunden und hinterließ nichts als ein leichtes Ziehen. Verwirrung trübte seine Gedanken, aber bevor er darüber nachdenken konnte, wanderte sein Blick zu Amara.
Sie beobachtete ihn. Ihre durchdringenden Augen schienen ihn zu durchdringen, und für einen Moment fühlte er sich verletzlich, bloßgestellt. Seine Gedanken verrieten ihn erneut und riefen Bilder hervor, die er nicht verdrängen konnte. Er stellte sich vor, wie er sie näher zu sich zog, ihre Körper mit seinen Händen erkundete, während er sie innig küsste und die Anspannung der letzten Stunden dahinschmelzen ließ.
Amara bewegte sich. Langsam, bedächtig kroch sie auf ihn zu. Ihre Bewegungen waren anmutig, aber zögerlich, als wäre auch sie sich nicht sicher, was sie tat. Nate stockte der Atem. Sein Herz pochte gegen seine Rippen, und er konnte nicht wegsehen.
Bevor er nachdenken oder sich zurückhalten konnte, hob er die Hände. Er umfasste sanft ihr Gesicht, seine Daumen streiften ihre Haut. Sie wich nicht zurück. Stattdessen lehnte sie sich seiner Berührung entgegen und schloss die Augen.
Der Raum zwischen ihnen verschwand, als seine Lippen auf ihre trafen. Der Kuss war zunächst sanft, eine zaghafte Erkundung, aber er wurde schnell intensiver. Ihre Atemzüge vermischten sich, als sich ihre Lippen lösten und ihre Zungen sich in einem leidenschaftlichen Tanz vereinigten. Nates Hände glitten zu ihrem Nacken, dann zu ihren Schultern und zogen sie näher zu sich heran.
Amara erwiderte seine Geste mit gleicher Intensität, ihre Finger krallten sich in sein Haar und hielten ihn fest, als hätte sie Angst, er könnte sich zurückziehen.
Die Zeit schien langsamer zu vergehen, die Welt um sie herum verschwand. Es gab nur noch ihre Wärme, ihren Geschmack und die Art, wie sich ihr Körper an seinen presste.
Es war roh und ungezügelt, eine Verbindung, die in der Hitze des Augenblicks entstanden war, geboren aus Erschöpfung, Erleichterung und etwas, das keiner von beiden ganz verstand. In diesem kurzen Moment zählte nichts anderes mehr.