Ryder stand über dem gefallenen Biest, seine Brust hob und senkte sich, und seine Gedanken rasten. Die verstreuten Überlebenden starrten ihn geschockt an, unsicher, was sie gerade gesehen hatten. Er schaute auf seine geballte Faust, die blutig, aber ungebrochen war, und krümmte seine Finger. Wie hatte er das geschafft?
Die übrigen Bestien knurrten leise und fixierten Ryder mit ihren brennenden Augen. Langsam umkreisten sie ihn, ihre massigen Körper schnitten wie Todesgestalten durch die Dunkelheit.
Ryder spürte, wie Angst in ihm aufstieg, aber etwas Tieferes drängte an die Oberfläche – das überwältigende Bedürfnis, die anderen zu beschützen. Er holte tief Luft und stellte sich fest auf den Sand.
Eine der Bestien stürzte sich mit erschreckender Geschwindigkeit auf ihn, ihre Klauen zerschnitten die Luft. Ryders Instinkte übernahmen die Kontrolle. Er wich gerade noch rechtzeitig zur Seite aus und rammte seine Faust in die Seite der Kreatur. Die Wucht des Schlags schleuderte die Bestie über den Sand, die vor Schmerz aufschrie.
„Was zum Teufel passiert hier mit mir?“, murmelte Ryder mit ungläubiger Stimme.
Eine weitere Bestie stürmte von hinten heran, ihr Knurren hallte in seinen Ohren. Ohne nachzudenken, drehte sich Ryder um und packte das Wesen mitten im Sprung. Seine Arme spannten sich an, als die Bestie wild um sich schlug und ihre Klauen nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt einschlugen. Ryder brüllte, als er sie gegen einen nahe gelegenen Baum schleuderte. Der Aufprall war so heftig, dass der Baum splitterte und die Bestie leblos zu Boden fiel.
Die anderen Kreaturen zögerten einen Moment, ihre feurigen Augen flackerten, als würden sie die Situation einschätzen. Ryder nutzte die kurze Pause, um einen Blick auf die Überlebenden zu werfen, die sich in den Schatten des Flugzeugs zurückgezogen hatten.
„Bleibt drinnen!“, brüllte er. „Kommt nicht raus!“
Seine Stimme riss die Bestien aus ihrer Unentschlossenheit. Zwei von ihnen griffen gleichzeitig an, ihre Bewegungen koordiniert und unerbittlich. Ryder machte sich bereit, aber ihre schiere Größe und Geschwindigkeit überwältigten ihn. Eine rammte ihn mit voller Wucht in die Brust und schlug ihn zu Boden, während die andere ihm mit ihren Klauen den Arm aufriss.
Schmerz durchzuckte Ryders Körper, aber das heizte das Feuer in ihm nur noch mehr an.
Mit einem Schrei stemmte er seinen Fuß gegen die Bestie auf seiner Brust und stieß sie weg, sodass sie rückwärts flog. Er rollte sich auf die Füße, gerade als die zweite Bestie erneut angriff. Diesmal duckte sich Ryder, packte ihr Hinterbein, schwang es in einem weiten Bogen und schlug es dann auf den Boden.
Die Erde bebte von dem Aufprall, und die Bestie stieß ein letztes, klägliches Knurren aus, bevor sie regungslos liegen blieb.
Ryder keuchte schwer. Seine Muskeln schmerzten und Blut tropfte aus seinen Wunden, aber er weigerte sich, aufzugeben.
Das letzte Tier, das größte von allen, stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Es stürmte mit flammenden Augen vor und riss mit seinen Klauen den Sand auf. Ryder ging frontal auf es zu. Der Zusammenprall sandte Schockwellen durch die Luft, als Mensch und Tier aufeinanderprallten.
Die Kreatur krallte sich an Ryders Oberkörper, riss ihm das Hemd und die Haut auf, aber Ryder gab nicht nach. Er schlang seine Arme um den Hals der Bestie und drehte sich mit aller Kraft. Das Knacken von Knochen hallte durch die Nacht, als die Kreatur schlaff in seinem Griff zu Boden sank.
Ryder taumelte zurück, seine Beine zitterten, als er das Schlachtfeld überblickte.
Die einst tödlichen Kreaturen lagen nun leblos um ihn herum. Er blickte auf seine blutigen Hände und sein Herz pochte.
„Was … was bin ich?“, flüsterte er, sowohl verängstigt als auch begeistert. Seine Brust hob und senkte sich, während er versuchte, zu begreifen, was gerade passiert war. Er starrte auf seine blutigen Arme, wo die tiefen Wunden von den Klauen der Bestie vor seinen Augen verblassten. Der Schmerz, der zuvor so scharf und unerträglich gewesen war, ließ nach und verschwand schließlich ganz.
Die anderen beobachteten ihn aus der Ferne, ihre Gesichtsausdrücke wechselten von Ehrfurcht zu Angst. Ryders Hemd war zerrissen, seine Jeans zerfetzt, aber er hatte keine einzige Wunde. Seine Haut war glatt und unversehrt, als hätte der Kampf nie stattgefunden.
Er bewegte versuchsweise seine Finger, spürte die Kraft, die durch ihn strömte, und richtete sich auf. Ohne ein Wort zu sagen, sprintete Ryder auf das Flugzeug zu.
Die Erschöpfung, die ihn noch vor wenigen Augenblicken überwältigt hatte, war verschwunden. Er erreichte die Überlebenden in kürzester Zeit und blieb kurz vor dem Eingang stehen.
„Sind alle in Ordnung?“, fragte er mit fester Stimme.
Die Gruppe wich unruhig zurück, einige traten einen Schritt zurück, andere starrten ihn mit großen Augen an. Ein paar beugten sich näher zu ihm und suchten seinen Körper nach Verletzungen ab.
Ein Mann flüsterte: „Wie ist das möglich? Er war voller Kratzspuren.“
Ein anderer murmelte: „Schaut euch seine Kleidung an … aber keine Wunden?“
Ryder hob die Hand, um sie zu beruhigen. „Hört zu, ich weiß, dass das schwer zu glauben ist. Ich weiß auch nicht, was mit mir passiert ist, aber wir haben Wichtigeres zu tun. Wir haben heute Nacht Menschen verloren.“
Seine Stimme wurde schwerer. „Wir müssen die Toten ordentlich begraben. Danach stimmen wir darüber ab, ob wir hierbleiben oder ins Landesinnere ziehen, um einen sichereren Ort zu finden.“
Die Schwere seiner Worte ließ alle innehalten. Sie nickten ernst und sammelten Werkzeuge und Vorräte, um die grausame Aufgabe zu beginnen. Ryder arbeitete mit ihnen zusammen, bis die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erschienen.
Als das Morgenlicht die Verwüstung offenbarte, wanderte Ryders Blick zu den leblosen Körpern der Bestien, die sie angegriffen hatten. Ihre massigen Körper lagen zerknüllt im Sand, ihre feurigen Augen waren erloschen.
„Ryder“, sagte eine Stimme hinter ihm. Es war Aaron, einer der Ärzte. „Darf ich mir das mit dir genauer ansehen?“
Ryder nickte und gemeinsam näherten sie sich dem größten Tier. Aus der Nähe betrachtet waren seine Gesichtszüge noch bizarrer. Seine dicke, ledrige Haut war von unnatürlichen Furchen durchzogen. Seine Klauen waren gezackt und metallisch, als wären sie geschmiedet und nicht gewachsen. Am beunruhigendsten war jedoch, dass der Bereich, in dem einst seine Augen gebrannt hatten, nun schwach schimmerte, als glühten noch Glutreste unter der Oberfläche.
Aaron kniete sich neben die Kreatur und fuhr mit den Händen über ihre Haut. „Das ist nicht normal. Die Struktur der Knochen – schau hier.“ Er zeigte auf den Unterarm der Kreatur, wo sich das Gelenk in einem unnatürlichen Winkel bog. „Es sieht fast so aus, als wäre es für Aggression und nicht zum Überleben gemacht. Das sind keine natürlichen Raubtiere.“
„Was meinst du damit, Doc?“, fragte Ryder, der sich neben ihn hockte.
Aaron untersuchte die Zähne des Tieres, die alle gezackt und nach innen gebogen waren. „Seine Anatomie passt zu keiner bekannten Spezies auf der Erde. Diese Kreatur … ist konstruiert, nicht entwickelt.“
Ryder runzelte die Stirn. „Konstruiert?“
Aaron lehnte sich zurück, sein Gesichtsausdruck war grimmig. „Ich weiß nicht, wie ich es sonst erklären soll. Diese Kreaturen existieren nirgendwo auf diesem Planeten. Sie sind … etwas völlig anderes.“
Ryder stand auf, sein Schatten streckte sich über die seltsame Kreatur. Er ballte die Fäuste, die schwachen Erinnerungen an seine unerklärliche Kraft waren noch immer in seinem Kopf.
„Nun, Doc“, sagte er mit schwerer Stimme. „Sie existierten nicht auf der Erde. Jetzt tun sie es.“
Aaron sah zu ihm auf, unsicher, wie er reagieren sollte. Ryder wartete nicht auf eine Antwort. Er ging entschlossen auf das Flugzeug zu.
„Wohin gehst du?“, rief Aaron ihm nach.
Ryder drehte sich um, sein Gesichtsausdruck unlesbar. „Ich muss herausfinden, warum diese Dinger nicht in die Nähe des Flugzeugs gekommen sind.“
Der Arzt nickte, obwohl er sichtlich beunruhigt war. Ryder verschwand im Schatten des Flugzeugs, während ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf schossen. Was auch immer auf dieser Insel mit ihnen geschah, eines wusste er mit Sicherheit: Es war erst der Anfang, wenn sie keinen Weg fanden, von hier wegzukommen.
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