Hier kaufen: Königreiche im Krieg
Königreiche im Krieg ist genau die Art von epischer Dark-Fantasy, die man viel zu selten findet: groß angelegt, kompromisslos in der Darstellung von Krieg und Politik und mit einer Detailverliebtheit, die an klassische West-Fantasy erinnert – nur eben in Romanform und nicht als Rollenspiel am PC.
Die Vorlage in der Welt von Calradia (erkennbar an den sechs Reichen – vom nordischen Küstenvolk bis zur Wüstennation im Süden) nutzt der Autor nicht als bloße Kulisse, sondern als Fundament für ein richtiges Geschichtspanorama. Statt eines allmächtigen „Auserwählten“ folgt der Roman einem ganzen Figurenensemble: Rittern, Söldnern, Fürsten, Piraten, einfachen Soldaten. Jede Perspektive beleuchtet eine andere Facette des Krieges – Hofintrigen, Schlachtfeldchaos, Söldneralltag, höfische Ehre und ihr Bröckeln im Angesicht der Realität.
Man merkt, dass hier eher ein „Epos“ als eine typische Web-Fantasy erzählt wird. Die Kapitel sind oft ruhig, manchmal geradezu historisch-nüchtern, bevor plötzlich eine Belagerung, ein Attentat oder ein Verrat zuschlägt. Wer schnelle, permanente „Wow-Momente“ erwartet, wird überrascht sein: Königreiche im Krieg baut langsam auf, verlangt Aufmerksamkeit für Namen, Orte und Bündnisse – und belohnt dafür mit einer enorm dichten Atmosphäre.
Besonders gelungen fand ich:
Die Weltgestaltung – die sechs Königreiche fühlen sich politisch und kulturell eigenständig an, mit eigenen Konflikten und Interessen.
Die Mehr-Perspektiven-Struktur – man sieht denselben Krieg von der Burgmauer, aus dem Söldnerzelt und von der Kommandokarte aus.
Die Tonalität – dunkel, aber nicht platt grimdark; es gibt Freundschaft, Liebe und Ideale, doch sie stehen ständig im Schatten von Machtspielen.
Weniger geeignet ist das Buch für Leser:innen, die eine leichte, nebenbei zu lesende Fantasy oder einen klaren „Haupthelden“ suchen. Man muss bereit sein, sich auf ein komplexes Figurenensemble und viele Handlungsstränge einzulassen.
Für alle, die Belagerungen, Rittereide, Hofintrigen und dreckigen Krieg lieben, ist Königreiche im Krieg dagegen ein echter Geheimtipp – wie eine lange Kampagne in einem Strategiespiel, nur mit der erzählerischen Tiefe eines Romans.