Es war ein ruhiger Tag, ein ganz normaler Tag in dem kleinen Haus mitten im Wald. Die Sonne schien sanft durch die Blätter der Bäume und ließ Lichtmuster über das Gras tanzen.
Inmitten dieser ruhigen Szene saß der einjährige Kael auf dem Boden und hielt das magische Buch, das Elion ihm gegeben hatte, fest in seinen kleinen Fingern.
Seine Augen leuchteten entschlossen, während er die Worte auf der Seite überflog, aber er konnte sich nicht konzentrieren.
Er war kein gewöhnliches Baby; er hatte bereits ein beeindruckendes Verständnis für die Worte und Konzepte, die das Buch vermitteln wollte. Aber seine Frustration wuchs, da er das Gelesene nicht anwenden konnte.
Das Buch lag offen vor ihm, aber alles, was er spürte, war eine zunehmende Last in seinem Kopf.
Er wollte Magie einsetzen.
Er wollte die Kraft sehen, die seine Mutter so oft einsetzte, aber egal, wie sehr er sich auch bemühte, nichts passierte. Seine winzigen Finger ballten sich zu Fäusten, und sein Gesichtsausdruck, der zuvor neugierig und hoffnungsvoll gewesen war, verwandelte sich bald in Frustration. Er schnaubte, versuchte es erneut und zwang seinen Geist, diese Kraft zu erzeugen.
Aber wieder passierte nichts.
„Ich habe das ganze Buch gelesen! Ich habe alles versucht! Aber NICHTS!“, dachte er und versuchte, nicht laut zu schreien, um niemanden zu erschrecken.
Kael begann sich zu winden, seine Wut wuchs, während er versuchte, die Magie zum Funktionieren zu bringen.
Er wollte explodieren, wollte das Feuer sehen, wollte spüren, wie die Luft um ihn herum durch die Kraft seines Willens geformt wurde.
Stattdessen fühlte er sich machtlos.
Sein Blick war auf das Buch geheftet, aber alles, was er tun konnte, war, in einer verzweifelten Anstrengung die Zähne zusammenzubeißen.
Mit jeder Sekunde überwältigte ihn die Frustration, bis er sich schließlich zurück auf das Gras warf und wütend mit den Füßen gegen den Boden stieß.
„Warum funktioniert es nicht?“, schrie er in die Leere um ihn herum, als könnten die Bäume oder der Wind ihm eine Antwort geben.
Er wollte nicht schwach sein, er wollte nicht jemand sein, der nur zusah, während andere mühelos Magie einsetzten. Aber er begann sich zu fragen, ob dies etwas war, das er niemals verstehen würde.
In diesem Moment tauchte Sylphie auf.
Sie ging durch den Wald, ihr Blick ruhig und gelassen, als wäre sie Teil der Natur, die sie umgab. Als sie Kael auf dem Boden liegen sah, hielt sie inne, sichtlich frustriert.
Sie zögerte einen Moment und beobachtete das Baby mit einem Ausdruck, der Neugier und Mitgefühl vermischte. Sie wusste bereits, dass Kael kein gewöhnliches Kind war, aber die Intensität seiner Frustration war etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Sylphie näherte sich mit sanften Schritten und spürte fast instinktiv den Boden unter ihren Füßen. Was sie in sich fühlte, war ein Spiegelbild dessen, was der Wind, die Erde und die Bäume ihr zu sagen schienen. Sie wusste, dass die Verbindung zur Natur etwas Mächtiges sein konnte, aber sie wusste noch nicht, wie man sie nutzen konnte.
Als sie jedoch Kael so verzweifelt sah, erwachte etwas in ihr. Es war wie ein Instinkt, etwas Tieferes, das sie nicht ganz verstehen konnte.
„Lass mich mal sehen“, sagte sie leise mit ruhiger Stimme, als wäre es ganz natürlich, als wüsste sie genau, was zu tun war. Sylphie hockte sich vor Kael, nahm ihm vorsichtig das Buch aus den Händen und begann instinktiv, die Seiten durchzublättern.
Kael, immer noch wütend, sah sie überrascht an. Er war skeptisch, aber etwas in ihm wollte auch sehen, ob sie das konnte, was er nicht konnte.
Sylphie las ein paar Sekunden lang, ihre Augen huschten schnell über die Worte im Buch.
Es war, als wären die Worte für sie nicht nur Symbole, sondern eine Art Lied, das sie hören und verstehen konnte.
Ihr Verstand schien jedes Detail fast automatisch aufzunehmen, als wäre sie dafür geschaffen.
Etwas in ihr schien zu erwachen, eine Energie, die sie mit dem Wesen des Buches und der Natur um sie herum verband.
Sie schloss für einen Moment die Augen, und als sie sie wieder öffnete, hatte sich etwas verändert. Es lag eine Ruhe in der Luft, als hätte sich die gesamte Umgebung auf ihre Magie eingestellt. Ohne jede Anstrengung streckte Sylphie ihre Hände aus, und eine sanfte Brise begann um sie herum zu wehen. Es war, als würde die Natur auf sie reagieren, auf ihren Ruf antworten.
Das Gras um sie herum bewegte sich leicht, und sogar die Bäume schienen sich ihr entgegen zu neigen.
In ihrer Handfläche begann sich eine kleine Lichtkugel zu bilden, die zart schwebte.
Das Licht war nicht warm, aber es schien mit einer reinen und ruhigen Energie zu vibrieren, als wäre es ein Spiegelbild der Natur selbst.
Kael beobachtete das mit großen Augen, die Frustration in seinem Gesicht war nun einer Mischung aus Staunen und Bewunderung gewichen. Er hatte über Magie gelesen, hatte seine Mutter sie anwenden sehen, aber er hatte noch nie etwas so … Natürliches erlebt.
Sylphie manipulierte etwas, das er nicht verstehen konnte, etwas, das über das hinausging, was er in Büchern gelesen hatte.
„Wie … wie hast du das gemacht?“, fragte Kael mit kindlicher Neugier, aber auch mit echter Bewunderung. Er verstand immer noch nicht ganz, was da vor sich ging, aber er empfand Ehrfurcht vor der Magie, die sich in Sylphie so mühelos manifestierte.
Sie lächelte, aber in ihrem Blick lag eine sanfte Traurigkeit. „Ich weiß es nicht genau. Ich habe es nicht so gelernt wie du. Aber die Natur … sie spricht zu mir. Sie ist in allem um uns herum, in jedem Baum, in jedem Wassertropfen, im Wind. Ich spüre sie einfach.“
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, und die Lichtkugel schwebte sanft zu ihm hinüber. „Du kannst das auch lernen, Kael.
Magie besteht nicht nur aus Lesen und Üben, sondern auch darin, zu spüren, was um dich herum ist, und dich mit dem zu verbinden, was du bist.“ Sie berührte leicht seine Stirn mit ihren Fingerspitzen, und er spürte eine sanfte Wärme, als würde Sylphies Magie auf ihn übergehen, oder vielleicht war es eine Wahrnehmung, die sie hatte und die er noch nicht besaß.
Kael schaute auf die Lichtkugel in seinen Händen und spürte, wie die Energie floss. Irgendwas war anders. Er wusste immer noch nicht, wie sie das gemacht hatte, aber er spürte, dass es etwas in ihm gab, das er mit Zeit und Geduld vielleicht meistern könnte. Er schaute Sylphie an, aber sein Blick fiel auf die Nachricht unter ihrem Gesicht, und seine Augen waren voller Überraschung, als er sie las.
[Bestätigt. Du hast den Segen des „Weltbaums“ erhalten.
„Du … Was hast du gemacht?“, fragte er mit einer schüchternen Neugier in der Stimme. Er wusste, dass die Antwort nicht einfach sein würde, aber etwas in Sylphies Blick gab ihm die Gewissheit, dass er mit ihr vielleicht auf eine Weise lernen konnte, die nicht erzwungen oder frustrierend war.
Sylphie sah ihn einen Moment lang an, dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „Ich weiß nicht, ich wollte es dir einfach beibringen. Vielleicht können wir gemeinsam lernen.“
Der Wind wehte sanft, als würde der Wald selbst ihren Worten zustimmen. Sie saßen beide auf dem Gras, das Buch noch immer zwischen ihnen, und zum ersten Mal hatte Kael das Gefühl, dass Magie vielleicht nicht nur etwas war, das er mit Anstrengung meistern musste.
Vielleicht war es etwas, das er fühlen und verstehen musste, etwas Tieferes, etwas, das er zusammen mit Sylphie entdecken konnte.
Und in diesem Moment, im Herzen des Waldes, begann etwas Neues zu wachsen.
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