In dem Moment, als sie den Kontinent betrat, traf sie eine mächtige Welle von Mana – eine Barriere, die Eindringlinge abwehren sollte.
„Hmph“, spottete sie und hob eine Hand.
Dunkle Ranken wickelten sich um ihren Arm, bevor sie in alle Richtungen ausschlugen und das unsichtbare Kraftfeld zerfetzten, als wäre es Papier. Die Barriere zerbrach mit einem tiefen, hallenden Knall und sandte Schockwellen über das Land. Fast augenblicklich richteten die Drachenwächter, die den Himmel patrouillierten, ihre durchdringenden Blicke auf sie.
Von ihrer kolossalen Flügelspannweite bis zu ihren obsidianartigen Schuppen waren dies keine bloßen Bestien, sondern Monarchen des Himmels – stolze und mächtige Herrscher über ihr Reich. Ihr Gebrüll hallte durch den Himmel und warnte sie vor der Torheit, ihre Macht herauszufordern.
Doch Shubh-Niggurath lachte nur.
Dann verschwand sie.
Bevor sie reagieren konnten, tauchte sie wieder in ihrer Mitte auf, ihre bloße Anwesenheit verzerrte die Luft. Die Drachen wichen zurück, als eine bedrückende Aura des Wahnsinns in ihre Köpfe eindrang, ihre Gedanken verdrehte und Zweifel und Verwirrung säte.
Ein Drache – ein majestätisch aussehendes Tier mit purpurroten Schuppen – erwachte als erster aus seiner Trance, öffnete sein Maul und entfesselte einen verheerenden Feuersturm.
Shubh hob lediglich eine Hand.
Das Inferno verschlang sie und hüllte ihre gesamte Gestalt in ein Meer aus Flammen. Die Augen des Drachen leuchteten triumphierend – bis durch die Flammen zwei glühend rote Augen den Rauch durchdrangen.
Eine monströse Ranke schoss aus dem Feuer hervor und schlang sich um die Kehle des Drachen. Er schlug um sich und brüllte, seine Klauen schlugen auf das Gebilde ein, aber ohne Erfolg.
Mit einem widerlichen Knacken wurde sein massiger Körper auf die Erde geschleudert und schlug in die geschmolzenen Klippen unter ihm ein.
Die übrigen Drachen zögerten, ihre instinktive Arroganz kämpfte mit ihrer Urangst.
„Ihr werdet euch unterwerfen“, flüsterte Shubh, ihre Stimme hallte direkt in ihren Köpfen und trieb sie an den Rand des Wahnsinns. „Oder ihr werdet sterben.“
Die Drachen zitterten.
Und in der Ferne, tief im Kaiserpalast, regte sich der Drachenkönig. Seine goldenen Augen flammten auf, als er die Unruhe in seinem Reich spürte.
„Ein Eindringling …“, dröhnte seine Stimme wie ein Erdbeben.
Mit einem mächtigen Flügelschlag erhob er sich in die Lüfte, sein Körper von göttlichen Flammen umhüllt.
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Shubh schwebte hoch über dem riesigen Drachenkontinent, ihre unheimliche Gestalt schlängelte sich durch die wirbelnden Stürme, die den Rand von Xel’Ziraths Reich markierten. Der Himmel hier war anders als anderswo – er war in ewiges goldenes Licht getaucht, ein strahlender Schein, der den gesamten Kontinent erhellte. Er war ein Zeugnis der himmlischen Macht des Drachenkönigs.
Unter ihr ragten hoch aufragende Zitadellen aus Obsidian und verzaubertem Gold in den Himmel. Unter ihren Füßen lagen große Tempel, die dem Drachenpantheon gewidmet waren, und ihre Priester und Krieger blickten voller Schock und Ehrfurcht zu ihr empor, als eine Eindringling ihr Reich betrat.
Dann hallte eine Stimme durch den Himmel.
„WER WAGT ES, IN MEIN REICH EINZUDRINGEN?“
Die Luft bebte, als die Stimme über die Weiten des Drachenkontinents hallte.
Der Himmel entflammte.
Ein gigantischer goldener Drache stieg vom himmlischen Firmament herab, seine Flügel waren so groß, dass sie eine ganze Stadt in Schatten tauchten. Seine bloße Anwesenheit verzerrte den Raum, und seine Hitze schmolz die Wolken um ihn herum.
Seine Schuppen glänzten wie eine lebende Sonne, jede einzelne strahlte eine ungezähmte, uralte Kraft aus, die diese Länder seit Anbeginn der Zeit beherrschte.
Xel’Zirath, der himmlische Sonnen-Drachenkönig, war angekommen.
Shubh schwebte an Ort und Stelle, ihre abgrundtiefe Gestalt unberührt von der sengenden Strahlung. Sie neigte den Kopf und ein Grinsen huschte über ihre Lippen.
„Ich bin hier, um dich zu unterwerfen, oh großer und mächtiger König“, sagte sie mit einer Stimme, die vor Belustigung triefte. „Verbeuge dich vor mir, oder ich werde dich vernichten.“
Ein leises Knurren drang aus Xel’Ziraths Kehle und erschütterte die Welt. Seine goldenen Augen, die wie zwei Sterne brannten, verengten sich verächtlich.
„UNVERSCHÄMTE ELENDE.“
Mit einem einzigen Flügelschlag zerbrach der Himmel.
Eine Flutwelle aus göttlichen Flammen schoss aus seinem Körper, heißer als der Kern eines sterbenden Sterns. Selbst die Sonne schien im Vergleich dazu zu verblassen, als der Drachenkönig seine Wut entfesselte.
Shubh rührte sich nicht.
Das himmlische Inferno krachte wie ein apokalyptischer Sturm auf sie zu und verschlang den ganzen Himmel. Das goldene Feuer brüllte und verdrehte sich zu einem Strudel, der sogar Götter zu Asche verwandeln konnte. Die Luft selbst wurde zu einem lodernden Ofen, der alles Leben auf dem darunter liegenden Kontinent zu verbrennen drohte.
Doch dann passierte etwas Unmögliches.
Die Flammen verdrehten sich. Verzerrten sich.
Sie wurden verschlungen.
Das goldene Inferno strömte in die abgrundtiefe Leere um Shubh und verschwand in den unergründlichen Tiefen ihrer Existenz. Das göttliche Feuer des Drachenkönigs, die Essenz seiner himmlischen Macht, wurde verschlungen, als hätte es nie existiert.
Xel’Ziraths Augen weiteten sich.
„Interessant“, murmelte Shubh und trat vor, als hätte sie nicht gerade einen Angriff überstanden, der ganze Reiche hätte vernichten können. „Aber das musst du schon besser machen.“
Der Drachenkönig knurrte.
Xel’Zirath verschwand aus dem Blickfeld.
Ein Überschallknall zerriss die Luft, als er vor Shubh wieder auftauchte, schneller als das menschliche Auge ihn wahrnehmen konnte. Seine riesige Klaue, die Berge zermalmen konnte, schlug wie der Hammer eines Gottes auf sie nieder.
Shubh grinste.
BOOOOM!
Ihr Zusammenprall zerriss den Himmel. Eine Schockwelle brach los, spaltete die Wolken und ließ die Erde beben. Der Drachenkontinent selbst bebte unter dem Aufprall.
Shubh fing die himmlische Klaue mit einer Hand auf.
Schwarze Tentakel schlugen aus ihrem Körper hervor, wickelten sich um Xel’Ziraths Arm und versanken in seinen goldenen Schuppen. Der Drachenkönig knurrte vor Schmerz und wand sich, um sich zu befreien. Sein kolossaler Schwanz, verstärkt durch die Macht der Sterne, peitschte durch den Himmel und zielte darauf, Shubh zu halbieren.
Sie wich mühelos aus, verschwand in der Leere und tauchte dann wieder über ihm auf.
Ihre Krallenhand schlug auf seinen Kopf.
KNACK!
Xel’Zirath brüllte vor Wut, stürzte auf die Berge unter ihm und verwandelte sie in Trümmer. Unter ihm bildete sich ein riesiger Krater, das Land selbst konnte der schieren Kraft ihres Kampfes nicht standhalten.
Doch er war noch lange nicht besiegt.
Die wahre Kraft des Drachenkönigs entflammte.
Der Himmel wurde weiß.
Die Sonne selbst neigte sich Xel’Zirath zu und speiste ihn mit ihrer göttlichen Essenz. Sein Körper dehnte sich aus, seine goldenen Schuppen brannten mit dem Glanz eines instabilen Sterns. Seine Flügel breiteten sich weiter aus, ihre Ränder knisterten vor kosmischen Blitzen. Allein seine Aura reichte aus, um Zeit und Raum zu verzerren und die Realität selbst zu verbiegen.
„HÖR AUF ZU EXISTIEREN!“
Seine Stimme trug das Gewicht eines absoluten Befehls, seine Autorität als himmlischer Sonnendrache verbog die Gesetze der Existenz. Die Realität zitterte unter seinem Gebot und drohte, Shubh aus dem Gefüge der Schöpfung selbst zu löschen.
Shubhs Grinsen wurde breiter.
„Netter Versuch.“
Die Dunkelheit breitete sich aus.
Hinter ihr öffnete sich ein monströses, unheimliches Auge – ein Auge, das nicht existieren sollte. Ein Auge, das über die Realität selbst hinausblickte.
Und plötzlich zerbrach Xel’Ziraths absoluter Befehl.
Das sind die Kräfte von Wesen der Stufe VIII, Wesen, die einen ganzen Kontinent zerstören können, wenn sie es wollen.