Kira öffnete langsam die Augen. Ihre Sicht war verschwommen und ihr Kopf pochte, als hätte jemand mit einem Hammer draufgeschlagen.
Der Raum um sie herum war erfüllt von leisen Maschinengeräuschen, und das Piepen der Monitore hallte in der ansonsten stillen Umgebung wider.
Ihr Körper fühlte sich schwer an, als würde er von unsichtbaren Ketten festgehalten, und als sie versuchte, sich zu bewegen, merkte sie, dass sie an eine Reihe von medizinischen Geräten angeschlossen war.
Ihr linkes Auge fühlte sich seltsam an – etwas Glattes und Metallisches bedeckte es. Sie hob eine zitternde Hand, um es zu berühren, hielt aber inne, als ein scharfer Schmerz durch ihren Kopf schoss und sie nach Luft schnappen ließ.
Sie presste das andere Auge zusammen und biss die Zähne zusammen, um den plötzlichen Schmerz zu ertragen.
„Wo … bin ich?“, flüsterte sie mit heiserer Stimme.
Ihr Verstand war benebelt, Erinnerungen wirbelten durcheinander und verschwanden, bevor sie sie festhalten konnte.
Vor ihren Augen tauchten kurze Bilder auf – Gesichter, Stimmen, Unionsbeamte, die sie auf etwas, das sie für eine Trage hielt, durch den Flur schoben –, aber nichts davon ergab einen Sinn.
Sie ließ ihren Kopf zurück auf das Kissen sinken und starrte an die sterile Decke. Das schwache blaue Leuchten der technischen Geräte um sie herum spiegelte sich schwach an den Wänden.
Warum fühlte sich alles so unzusammenhängend an? Warum konnte sie sich nicht erinnern?
Das Geräusch der sich öffnenden Tür lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zwei Gestalten traten ein: Eine davon erkannte sie sofort – Claus. Die andere war eine Frau in einer knackigen Uniform der Union, die ein Tablet in der Hand hielt und Kira musterte.
„Kira!“, rief Claus und eilte zu ihr. „Du bist aufgewacht! Gott sei Dank, ich habe mir schon Sorgen gemacht.“
Kira blinzelte und versuchte, ihn scharf zu sehen. „Claus?“ Ihre Stimme klang noch rau. „Was … was ist passiert? Wo bin ich?“
Claus zögerte und sah die Frau in Uniform an, als würde er sie um Erlaubnis bitten, sprechen zu dürfen. Sie nickte ihm zu, und er wandte sich wieder Kira zu.
„Du … du bist ohnmächtig geworden“, sagte er leise und runzelte die Stirn. „Ich dachte, du brauchst nur etwas länger als sonst, um zum Testraum zurückzukommen, aber als es langsam seltsam wurde, habe ich eine der Beamtinnen gebeten, nach dir zu sehen.“
Kira kniff die Augen leicht zusammen. „Und?“
Claus seufzte. „Sie haben dich in der Toilette gefunden. Du warst zusammengebrochen. Sie haben dich hierher in den medizinischen Bereich gebracht.“
Kira runzelte die Stirn und strich mit den Fingern über das seltsame Gerät, das ihr linkes Auge bedeckte. „Okay, ich bin ohnmächtig geworden. Aber …“ Sie deutete vage auf die Geräte, die sie umgaben. „Wenn das alles ist, was soll dann das hier? Findest du das nicht etwas übertrieben?“
Claus holte tief Luft, sein Gesichtsausdruck wurde ernst, als er eine blaue holografische Projektion aufrief.
Vor Kira materialisierte sich eine Grafik ihres Körpers, die in der Luft schwebte. Es war ein Gewirr aus komplexen Linien und leuchtenden Punkten, aber die grellroten Bereiche, die sich über ihren Oberkörper, ihre Arme und ihren Kopf ausbreiteten, waren unübersehbar.
„Kira … du bist infiziert. Dein Körper verändert sich – genauer gesagt, er mutiert. Deine Zellen durchlaufen schnelle, unnatürliche Veränderungen. Wenn wir nicht schnell herausfinden, wie wir das stoppen können, wirst du …“
Er zögerte, die Worte blieben ihm im Hals stecken. „Du wirst zu einem dieser mutierten Menschen aus der Fabrik. Du wirst deinen Verstand verlieren.“
Kira stockte der Atem, als ihr Blick auf die leuchtend roten Bereiche auf der Projektion fiel. Ihr Verstand brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. Plötzlich erinnerte sie sich an das, was sie im Badezimmer gesehen hatte – die Adern um ihr Auge und wie rot es war – alles kam in einer Art Zeitlupe zurück.
Sie krallte sich fest an der Bettkante fest, ihre Knöchel wurden weiß.
Claus seufzte und rieb sich den Nacken. „Wir haben die Quelle der Mutation gefunden. Sie stammt von einer Schnittwunde, die du dir während der Mission zugezogen hast. An deinem Bein, richtig? Eines dieser Monster aus der Fabrik … hat dich gestreift, oder?“
Kira schluckte schwer, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Ihr Blick fiel auf ihr Bein, das jetzt komplett verheilt war, obwohl sie sich an den leichten Kratzer erinnerte, den sie damals abgetan hatte.
„J-Ja“, gab sie widerwillig zu. „Es war aber nichts Ernstes. Es hat nicht mal stark geblutet.“
Claus schüttelte den Kopf, seine Stimme klang frustriert und besorgt. „Das war die Ursache, Kira. Was auch immer diese Kreaturen infiziert hat, ist jetzt in dir. Die Mutation hat sich nicht sofort durchgesetzt, aber jetzt beschleunigt sie sich.“
„Nein“, flüsterte Kira mit zitternder Stimme. „Nein, du machst Witze, oder? Das ist irgendein schlechter Scherz.“
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Claus‘ Blick wurde weicher. „Ich wünschte, es wäre so. Aber das ist es nicht.“ Er kam näher, zog einen Stuhl heran und setzte sich an ihr Bett. Sein Blick war fest auf sie gerichtet, ohne zu wanken.
„Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Wann hat das angefangen?“
Kira wandte den Blick ab, und ihre Stimme klang reumütig. „Ich … ich dachte, es wären nur normale Kopfschmerzen. Nichts Ungewöhnliches. Aber …“ Ihre Stimme wurde leiser, und sie ballte die Fäuste. „Erst als ich mich im Spiegel sah. Mein Auge …“ Sie griff nach der metallenen Augenklappe, die ihr linkes Auge bedeckte. „Ich sah, dass etwas Schlimmes mit mir geschah. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.“
Bevor Claus antworten konnte, krümmte sich Kira und hustete heftig. Blut spritzte aus ihrem Mund und befleckte die makellosen weißen Laken. Sie rang nach Luft, umklammerte ihre Brust und ihr Körper zitterte.
Claus‘ Miene verdüsterte sich. Er drehte sich abrupt zur Krankenschwester um. „Holen Sie die Alchemisten her. Sofort!“
Die Krankenschwester nickte und eilte hinaus, ihr Tablet fest in den Händen.
Mit heulender Stimme brachte Kira hervor: „Warum … warum nicht einen Heiler? Würden die das nicht besser können?“
Claus schüttelte den Kopf, seine Stimme klang voller Bedauern. „Nein. Heilzauber nützt hier nichts. Das ist nicht nur eine Verletzung, Kira. Was auch immer das ist, es verändert deine DNA – deine gesamte Zellstruktur. Heiler können nur Wunden heilen. Das hier … das ist etwas ganz anderes.“
Kira wurde bei seinen Worten eiskalt. „Also … kann das niemand heilen?“
Claus presste die Kiefer aufeinander, senkte den Blick und krallte die Hände in die Armlehnen des Stuhls. „Bisher waren die Heiler erfolglos, deshalb habe ich Alchemisten hinzugezogen. Unsere Forschungsgruppe führt weiterhin Tests mit dem Kristall durch. Mit all diesen gemeinsamen Anstrengungen werden wir dich in kürzester Zeit wieder auf die Beine bringen.“