Als Alister sich verabschieden wollte, hallte plötzlich eine tiefe Stimme durch die Luft und ließ ihn stehen bleiben.
„Du besuchst unsere Familie und verschonst nicht einmal deinen Bruder mit einem Blick?“
„Ich wusste, dass du dein Gedächtnis verloren hast, Bruder, aber das ist selbst für dich ziemlich kalt.“
FIZZLE
Im nächsten Augenblick lösten sich die friedlichen Felder in einen Nebel auf, und die leuchtenden Farben verschwanden, als wären sie weggewaschen worden. Als Alisters Blick sich klärte, stand er in einem riesigen, höhlenartigen Raum.
Der Boden unter ihm war beunruhigend – ein purpurrotes Meer aus Blut, das sanft wogte, als wäre es lebendig, und doch sein Gewicht hielt.
Er schwebte über der Oberfläche und blieb ruhig stehen, obwohl die Luft von einem metallischen Geruch nach Eisen und Verzweiflung erfüllt war.
Seine goldenen Augen fixierten instinktiv eine Gestalt in der Ferne: Alameck. Der Mann saß stolz auf dem Leichnam eines riesigen weiß-goldenen Drachen. Dieser war leblos, aus seinen hohlen, leeren Augenhöhlen floss Blut, und sein Maul stand offen, aus dem weitere Ströme der zähflüssigen Flüssigkeit wie ein Wasserfall herabfielen.
Um sie herum, bis in die dunkle Leere hinein, ragten hoch aufragende Säulen empor. Jede einzelne war mit Runen und seltsamen Objekten verziert, die über ihnen schwebten und jeweils ihre eigene Geschichte hatten.
Alameck blickte auf Alister herab und ein grausames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
„Gefällt dir nicht, was ich aus diesem Ort gemacht habe?“
„Da dies jetzt mein neues Zuhause ist, musste ich es mir doch gemütlich machen.“ Plötzlich teleportierte er sich und erschien neben einer der Säulen.
„Diese Säulen, Bruder, enthalten die Überreste aller Welten, die ich zerstört habe – ein Andenken, das mich an die Schönheit meines Werks erinnert.“ Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete sie mit einem finsteren Lächeln.
„Spuren meiner vergangenen Errungenschaften, die mich mit einem immensen Stolz erfüllen.“
Dann teleportierte sich Alameck zurück auf den Drachen und setzte sich mit gekreuzten Beinen hin.
Alister presste die Kiefer aufeinander und kniff die Augen zusammen, während er auf den Drachen unter Alameck starrte.
„Und der Drache?“, fragte er mit kalter Stimme, obwohl der Anblick etwas tief in ihm bewegte, vielleicht eine Erinnerung.
Alameck lachte düster und tippte spielerisch auf den leblosen Kopf des Drachen.
„Oh, das?“, fragte er.
fragte er leichthin, als würde er über einen bloßen Schmuckgegenstand sprechen. Entdecke weitere Abenteuer in My Virtual Library Empire
„Das bist du, Bruder, blutüberströmt, zerschlagen und besiegt. Wunderschön, nicht wahr? Ein wahres Meisterwerk.“
Er lehnte sich zurück und genoss den Anblick. „Schade, dass es nicht echt ist, aber in dieser Welt … deiner Welt, der Welt in deinem Kopf … ist es beeindruckend genug.“
„Allerdings gebe ich mich nie mit dem Zweitbesten zufrieden, also werde ich mir bald das Original holen.“
Alisters goldene Augen verengten sich, seine Stimme klang kalt.
„Soll das eine Drohung sein?“
Alamecks Lächeln wurde breiter.
„Keine Drohung, lieber Bruder …“
„Eine Erklärung.“
Alisters Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, und plötzlich begann er zu lachen – ein tiefes, spöttisches Lachen, das durch den höhlenartigen, blutüberströmten Raum hallte.
Der Klang verletzte Alamecks Stolz, er war sichtlich irritiert, und seine kalten grauen Augen blitzten gefährlich.
„Nimmst du meine Worte etwa als Witz, Bruder?“
Alisters Lachen verstummte plötzlich, sein Gesichtsausdruck verwandelte sich in kalte Verachtung. Sein Blick durchbohrte Alameck wie eine Klinge.
„Ein Witz?“
„Soll das überhaupt eine Frage sein?“
„Bitte, wenigstens ein Witz wäre interessant.“
Er machte einen Schritt vorwärts, die blutähnliche Oberfläche unter seinen Stiefeln wellte sich.
„Ich höre nur das Geschwätz eines Kindes, das seine Niederlage nicht akzeptieren kann.“
Er hielt inne und kniff die Augen zusammen.
„Und jetzt bittet dasselbe Kind eifrig um eine Revanche, verzweifelt bemüht, seine Stärke zu beweisen.“
Alamecks Kiefer spannte sich an, seine Finger ballten sich zu Fäusten, während eine dunkle Aura von ihm ausging.
Doch Alister stand unerschrocken da und sah ihn unverwandt an.
„Wie erbärmlich.“
Alamecks Miene verdüsterte sich, seine Stimme war voller Bosheit, als er sprach.
„Ich muss dich wohl daran erinnern, wer vor wem den Kopf neigt, Bruder.“
Alister lächelte, ein scharfes, selbstbewusstes Grinsen, das so hell zu leuchten schien wie seine aufsteigende goldene Aura.
„Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen.“
Die Luft um Alister herum schimmerte vor Äther, seine goldene Energie stieg empor wie eine Sonne, die sich anschickte, die Schatten zu verbrennen.
In einer verschwommenen Bewegung stürmte Alameck vor, seine Geschwindigkeit überwältigend, seine Klauen ausgestreckt, während er die Distanz in wenigen Augenblicken überbrückte. Als er vor Alister erschien, grinste er höhnisch und seine Stimme dröhnte.
„Erkenne deinen Platz, Bruder, du bist schwach. Knie nieder!“
Alister stand unerschüttert da und sah Alameck mit einem ruhigen, etwas enttäuschten Ausdruck an.
Dann sprach er. „Arroganz macht die Mächtigen blind, Bruder. Du stehst auf den Trümmern deiner Siege und hältst sie für Berge, doch ich sehe nur einen verzweifelten Mann, der nach Sternen greift, die er niemals erreichen kann. Sag mir, wie fühlt es sich an, im Schatten deines eigenen Stolzes zu versinken?“
Bevor Alameck antworten konnte, brodelte das blutige Wasser unter ihnen heftig.
Plötzlich schossen goldene Ketten aus den purpurroten Tiefen hervor und leuchteten hell.
Sie wickelten sich um Alamecks Hals und Hände und stoppten seinen Angriff mitten in der Bewegung.
Die goldenen Fesseln brannten auf seiner Haut und hielten ihn fest, während er sich wehrte, seine pechschwarze Aura prallte vergeblich gegen ihren Glanz.
Alisters Blick bohrte sich in ihn, als wären die Ketten eine Verlängerung seines unbeugsamen Willens.
„Du bist nichts weiter als ein wildes Tier, Bruder – getrieben von niederen Instinkten, die dich dazu bringen, alles zu zerstören, was du nicht verstehst. Aber du hast Glück. Dieses Reich gehört mir, und hier kann ich so viele Welten erschaffen, wie du brauchst, um deinen endlosen Hunger nach Zerstörung zu stillen“, sagte Alister.
Damit wandte Alister Alameck den Rücken zu, und das Leuchten seiner Aura wurde etwas schwächer, als er davonging.
„Leb wohl, Bruder.“
Als Alisters Schritte über das blutrote Meer hallten, begann Alameck zu lachen. Es begann leise, wurde aber zu einem spöttischen Gelächter, das die Leere erfüllte.
„Du hältst dich für rein“, sagte Alameck. „Ein Herr der Schöpfung.
Aber die Tatsachen bleiben, Bruder – solange ich hier bin, werden unsere Seelen sich gegenseitig zerstören. Dein Licht brennt zu hell und meine Dunkelheit ist zu tief. Wir sind dazu bestimmt, uns gegenseitig zu zerreißen, Stück für Stück, solange ich hier gefangen bin.“
Alister hielt inne und kniff seine goldenen Augen zusammen.
Alamecks Grinsen wurde breiter, als er fortfuhr.
„Wie gefällt dir meine Blutlinie-Fähigkeit, Void Rend?“
Zum ersten Mal geriet Alisters Ausdruck ins Stocken, und ein Anflug von Schock huschte über sein Gesicht.
„Was?“, murmelte Alister.
Alamecks Lachen wurde lauter. „Was, hast du wirklich geglaubt, es wäre deine?“, spottete er.
„Du machst wohl Witze. Der sogenannte Overlord of Creation, der eine Fähigkeit besitzt, die zur Zerstörung bestimmt ist, und doch hast du nie etwas daran auszusetzen gefunden? Wie faszinierend.“
Alisters Hände ballten sich zu Fäusten, aber er blieb still, während Alameck weiterredete.
„So wie du meine Macht einsetzt, kann ich deine einsetzen, Bruder. Aber selbst mit all deiner gestohlenen Kraft wirst du das Unvermeidliche nicht ändern können. Du bist ein Versager als Overlord. In jeder Ära wirst du wiedergeboren und versuchst verzweifelt, deine Kinder vor der Dunkelheit zu schützen. Und in jeder Ära scheiterst du.“
„Genauso wie du es vor all den Äonen nicht geschafft hast, mich zu vernichten!“
Alamecks Tonfall wurde kälter, bedrohlicher. „Das wird sich nicht ändern, egal wie sehr du mich meidest. Ich war schon immer der Meister der Zerstörung. Lass mich raus, Bruder, und die Dunkelheit, die dich jagt, wird ausgelöscht, aus der Existenz getilgt. Du weißt, dass es der einzige Weg ist.“
Für einen kurzen Moment zögerte Alister. Das Gewicht von Alamecks Worten lastete schwer auf ihm. Aber dann atmete er langsam aus und seine Entschlossenheit kehrte zurück.
Ohne sich umzudrehen, sagte er leise: „Leb wohl, Bruder.“
Alamecks Stimme wurde lauter, jetzt voller Wut und Verzweiflung. „Du wirst zu mir zurückkommen! Du wirst schon sehen!
Genau wie bei diesem Mischling, der dich fast in den Tod getrieben hätte, wirst du meine Macht erneut anrufen. Und wenn du das tust, Bruder, werde ich dafür sorgen, dass es dein letzter ist.“
Alister antwortete nicht. Seine goldene Gestalt schimmerte, als er in der Leere verschwand und Alameck gefesselt und wütend in seinem Gefängnis aus Blut und Ketten zurückließ.
…
Alisters goldene Augen flackerten auf und sein Blick heftete sich an die Decke, während der kühle Nachtwind die Vorhänge streifte und ihr leises Rascheln den stillen Raum erfüllte.
Seine Kiefer pressten sich zusammen, als die Erinnerung an seine Begegnung mit Alameck nachhallte. Er biss die Zähne zusammen und seine Stimme war nur ein leises Knurren.
„Ich werde nicht noch einmal versagen.“
„Es scheint, als seist du endlich erwacht, mein Herr.“
Eine sanfte, beruhigende Stimme erklang plötzlich mit einem Hauch von Belustigung.
Alisters Augen weiteten sich und er setzte sich sofort auf. Sein Blick fiel auf Mar’Garet, die über ihm saß.
Sie trug keine Rüstung, sondern ein schlichtes schwarz-weißes Kleid, das ihre Figur elegant umspielte, während das Mondlicht durch den Raum fiel.
In ihren Händen hielt sie das Kristallei, dessen schwaches Leuchten sich in ihren blutroten Augen widerspiegelte.
„Mar’Garet? Was machst du hier?“ Alisters Stimme klang scharf, seine Stirn runzelte sich verärgert.
Mar’Garet kicherte.
„Nun, du hast so tief und fest geschlafen, mein Herr, da dachte ich, ich mache es mir ein wenig bequem.“
Sie neigte den Kopf und ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Aber da du jetzt wach bist, muss ich wohl um deine Erlaubnis bitten.“
Ihre Finger streichelten sanft das Kristallei, als wolle sie es beruhigen, ihre purpurroten Augen leuchteten.
Dann legte sie langsam ihre rechte Hand auf Alisters Brust. Ihre Finger wanderten langsam zu seinen Bauchmuskeln, ihre Stimme war leise, aber bestimmt.
„Darf ich neben dir schlafen, mein Liebster?“
fragte sie, ihre Worte voller Unschuld und Verschmitztheit. Sie warf einen Blick auf das Ei in ihrer Hand und ihre Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln.
„Schließlich ist es für ein junges Ei immer am besten, die Wärme beider Elternteile zu spüren.“
Alister starrte sie an, sein Gesichtsausdruck unlesbar, während ein Sturm der Gefühle in ihm tobte.
„War sie schon immer so … intensiv?“, fragte sich Alister still.
Währenddessen erschien ein Systemfenster mit einer Benachrichtigung.
⫷『Beschwörung: Mar’Garet verfügt jetzt über einen sehr hohen Dimensionswert und kann daher nicht mehr in den Gedankenraum zurückkehren!』⫸