Nate biss die Zähne zusammen, als er sich hinter einer umgestürzten Kiste duckte, und versuchte, trotz des heftigen Kampfes ruhig zu atmen. Er spürte, wie das Gas seinen Körper belastete. Seine übermenschliche Kraft ließ bereits nach, und seine Ausdauer schwand schneller als sonst. Er musste das schnell beenden, bevor es noch schlimmer wurde.
Als er über die Kiste spähte, sah er einen Soldaten, der vorsichtig näher kam und seine Waffe direkt auf ihn richtete. Nate wusste, dass er nur Sekunden Zeit hatte, um zu handeln. Er griff nach einem losen Stück Schutt vom Boden und schleuderte es auf den Mann. Der Soldat zuckte instinktiv zurück und war für einen Moment abgelenkt. Das war alles, was Nate brauchte. Er sprintete vorwärts und schloss die Distanz in einem Augenblick.
Bevor der Mann reagieren konnte, packte Nate den Lauf seines Gewehrs, riss es zur Seite und verdrehte dabei den Arm des Soldaten. Ein scharfer Schmerzensschrei entfuhr ihm, aber Nate machte weiter. Er rammte dem Mann seinen Ellbogen ins Gesicht und spürte das befriedigende Knacken des Knochens unter dem Aufprall. Der Soldat sank zu Boden, bewusstlos oder tot – Nate war es egal.
Die restlichen Soldaten formierten sich bereits neu und bildeten weiter hinten im Flur eine Verteidigungslinie. Ihre Taktik war diszipliniert. Das waren keine gewöhnlichen Söldner – sie wussten, was sie taten. Nate atmete langsam aus und beruhigte sich. Er hatte schon Schlimmeres erlebt. Selbst ohne seine Kräfte würde er sich nicht so leicht unterkriegen lassen.
Er umklammerte die Waffe fester und stürmte erneut vorwärts. Die Soldaten eröffneten sofort das Feuer, aber Nate schlängelte sich durch den Korridor und machte sich so zu einem schwierigen Ziel. Er rutschte hinter eine weitere Kiste, tauchte dann schnell wieder auf und feuerte eine kontrollierte Salve ab. Ein Soldat ging zu Boden. Dann noch einer. Aber es waren immer noch zu viele.
Plötzlich ließ ihn das Geräusch von Schritten hinter ihm zusammenzucken. Verstärkung. Es kamen noch mehr. Er konnte bereits das metallische Klicken von Waffen hören, die nachgeladen wurden. Das war nicht gut. Er musste hier raus – und zwar schnell.
Seine Gedanken wanderten zu Alice und Sera. Sie sollten inzwischen die anderen Gefangenen erreicht haben. Er musste sicherstellen, dass sie einen freien Weg nach draußen hatten. Er holte tief Luft, beruhigte sich und bereitete sich auf die nächste Welle vor.
Die Tür hinter den Soldaten flog plötzlich auf.
Eine neue Gestalt trat in den Flur, gekleidet in dunkle Rüstung und mit einem Visier, das ihr Gesicht verdeckte. Im Gegensatz zu den anderen Soldaten strahlte dieser eine eine Aura der Kontrolle aus. In dem Moment, als er auftauchte, verstummten die anderen Männer und warteten auf Befehle.
Nate kniff die Augen zusammen. Dieser hier war anders.
Die gepanzerte Gestalt machte einen Schritt nach vorne, ihre Stiefel klackerten auf dem Fliesenboden. „Du“, sagte sie, ihre Stimme klang durch den Helm leicht verzerrt. „Gib jetzt auf, dann müssen wir dich nicht töten.“
Nate grinste und umklammerte seine Waffe fester. „Bist du dir da ganz sicher? Denn von meinem Standpunkt aus gesehen hast du schon verloren.“
Die Gestalt neigte leicht den Kopf. „Du bist in der Unterzahl und deine Kräfte sind weg. Glaubst du wirklich, du kannst gewinnen?“
Nate warf einen kurzen Blick auf die Leichen, die über den Flur verstreut lagen, dann wieder auf den gepanzerten Soldaten. Sein Grinsen verschwand nicht. „Wenn du das wirklich glauben würdest, würdest du nicht reden. Du würdest schon längst abdrücken.“
Der gepanzerte Mann schwieg einen Moment, dann seufzte er. „So sei es.“
Mit einer schnellen Bewegung hob er die Hand. Nate hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor eine erschütternde Energiewelle aus der Handfläche des Soldaten schoss und ihn wie ein Lastwagen traf. Sein Körper flog rückwärts und prallte mit solcher Wucht gegen die Wand, dass ihm die Luft wegblies.
Er stöhnte und versuchte, sich hochzustemmen, aber seine Glieder fühlten sich träge an. Der Soldat hatte gerade bestätigt, was er bereits vermutet hatte – sie waren nicht normal.
Die gepanzerte Gestalt trat vor, ihre Bewegungen präzise und kontrolliert. „Ich gebe dir eine letzte Chance“, sagte sie. „Bleib liegen.“
Nate wischte sich ein Blutstropfen von der Lippe und zwang sich, aufzustehen. Sein ganzer Körper schmerzte, aber er weigerte sich, Schwäche zu zeigen.
Er knackte mit dem Nacken und grinste. „Du schlägst wie ein Baby.“
Der Visier des Soldaten neigte sich leicht nach unten, als würde er ihn beobachten. Dann, ohne ein weiteres Wort, ballte er die Faust.
Nate starrte auf die gepanzerte Gestalt und ließ seinen scharfen Blick über das komplizierte Design des Anzugs gleiten. Jetzt war ihm klar, wie dieser Typ zuvor diese Energiestrahlen abfeuern konnte. Wäre es ein normaler Mensch gewesen, hätte sein vorheriger Angriff ausgereicht, um ihn zu zerreißen.
Der massive Soldat machte einen Schritt nach vorne, seine schweren Stiefel knackten auf dem bereits beschädigten Boden unter ihm. Nate reagierte ebenso und trat ebenfalls vor, seine Muskeln angespannt und bereit.
Dann schwang der Riese ohne Vorwarnung seine massive Faust nach unten, um Nate mit purer Gewalt zu zermalmen.
Instinktiv hob Nate seinen Ellbogen und bereitete sich auf den Aufprall vor. Die Wucht des Schlags durchfuhr seinen Körper, seine Knie knickten unter dem enormen Druck leicht ein. Er biss die Zähne zusammen. Auch ohne seine Kräfte war er immer noch stark – aber dieser Typ war eine andere Liga. Alle Soldaten in der Nähe starrten ihn an, ihre Gesichtsausdrücke wechselten von Zuversicht zu Besorgnis.
So sollte es nicht laufen. Die Rüstung verlieh dem Riesen übermenschliche Kräfte, mit denen er jeden normalen Menschen leicht überwältigen konnte. Doch hier stand Nate, immer noch aufrecht, und wehrte sich.
„Ahhhhh!“, brüllte Nate und stieß die massive Hand mit aller Kraft zur Seite. Der plötzliche Stoß brachte den gepanzerten Riesen aus dem Gleichgewicht und ließ ihn für den Bruchteil einer Sekunde ungeschützt. Das war die Chance, auf die Nate gewartet hatte.
Mit aller Kraft, die er noch hatte, rammte er seine Faust direkt in den Bauch des Riesen.
Bumm!
Der Aufprall war wie eine Explosion und schleuderte den massigen Soldaten durch die Luft. Sein schwerer Körper krachte in eine Gruppe anderer Soldaten hinter ihm, wobei mindestens zehn von ihnen auf der Stelle getötet wurden. Ihre Körper wurden unter dem Gewicht ihres eigenen Kameraden zerquetscht, Blut ergoss sich über den rissigen Boden.
Nate atmete schwer, seine Fäuste waren immer noch geballt. Sie hatten ihn unterschätzt, und jetzt bezahlten sie den Preis dafür.
Der gepanzerte Soldat stöhnte und rappelte sich auf. Seine Rüstung, die zuvor undurchdringlich gewirkt hatte, war nun an den Stellen, an denen Nate ihn getroffen hatte, sichtbar verbeult und zerbrochen. Er atmete schwer, seine Brust hob und senkte sich, während er verarbeitete, was gerade passiert war.
„Unmöglich …“, murmelte er mit ungläubiger Stimme. Sein Anzug hatte RPG-Explosionen, Splitter und Schüsse ohne einen Kratzer überstanden. Und doch hatte Nate – nur ein einziger Mann – mit bloßen Händen so viel Schaden angerichtet.
Er hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor Nate wieder über ihm stand.
Eine verschwommene Bewegung. Ein entschlossener Blick in Nates Augen.
Dann –
Knack!
Ein vernichtender Schlag traf die Seite seines Helms. Das verstärkte Metall brach nicht nur, es zersplitterte vollständig, und Teile davon flogen davon, als sein Kopf von der Wucht zur Seite geschleudert wurde. Sein Körper schwankte und er kämpfte darum, aufrecht zu bleiben.
Aber Nate war noch nicht fertig.
Er nutzte die Gelegenheit, packte den massigen Soldaten am Kragen und hob ihn leicht vom Boden hoch. Mit einem tiefen Atemzug versetzte er ihm einen letzten Schlag direkt auf den ungeschützten Schädel. Diesmal war die Wucht geringer – gerade genug, um ihn zu erledigen, ohne eine weitere Schockwelle über das Schlachtfeld zu schicken.
Ein widerlicher Knirsch hallte durch die Luft.
Der Körper des Soldaten wurde schlaff, Blut strömte aus Nase und Mund, sein Gehirn war durch den heftigen Aufprall zu Brei geworden. Sein lebloser Körper sackte gegen Nates Griff und fiel dann wie eine umgestürzte Statue zu Boden.
Stille.
Für einen kurzen Moment bewegte sich keiner der verbliebenen Soldaten. Sie hatten gerade mit angesehen, wie ihr stärkster Kämpfer – derjenige, den sie für unbesiegbar gehalten hatten – von einem Mann, der nicht einmal seine übermenschlichen Fähigkeiten einsetzte, gnadenlos fertiggemacht worden war.
Nate richtete sich auf, atmete ruhig und rollte mit den Schultern, um die Schmerzen vom Kampf loszuwerden. Er warf einen Blick auf die anderen, sein Blick war scharf und unerschütterlich.
„Na?“, murmelte er mit leiser, gefährlicher Stimme.
Trotzdem wichen die Soldaten nicht zurück. Es war ganz offensichtlich, dass sie hierhergekommen waren, obwohl sie wussten, dass sie sterben könnten. Ihre Mentalität war gefährlich und beunruhigend. Sie bewegten sich wie aus einem Guss, formierten sich und feuerten mit ihren Gewehren eine weitere Salve auf Nate ab.
Zum Glück hatte Nate noch die Leiche des großen Mannes. Ohne zu zögern hob er den massigen Körper hoch und benutzte ihn als Schutzschild. Die verstärkte Rüstung fing die Kugeln ab, Funken sprühten, als die Geschosse von der dicken Panzerung abprallten. Das Gewicht der Leiche machte ihm kaum etwas aus, seine Muskeln spannten sich an, während er sie mühelos manövrierte.
Er blieb still stehen, wartete und zählte die Schüsse. In dem Moment, als die Magazine der Soldaten leer waren, sprang er los. Bevor sie nachladen konnten, passte er seinen Griff an der Rüstung des Toten an und hob ihn hoch in die Luft. Mit aller Kraft schleuderte Nate den gepanzerten Leichnam direkt in die Gruppe der Soldaten.
Der Aufprall war verheerend. Die Wucht des Wurfs verwandelte den massigen Körper in ein Projektil, das durch die dicht gedrängte Formation krachte.
Die erste Reihe der Soldaten hatte kaum Zeit zu reagieren, bevor die gepanzerte Masse auf sie prallte, Knochen zermalmte, Gliedmaßen verdrehte und Körper unter ihrem immensen Gewicht plattdrückte. Das widerliche Geräusch von Fleisch und Metall, das aufeinanderprallte, hallte durch den Flur, als mindestens dreißig Soldaten vollständig ausgelöscht wurden und ihre Überreste zu einem unkenntlichen Haufen aus Blut und Fleisch verschmolzen.
Es folgte Stille. Der Korridor, der zuvor vom unerbittlichen Knallen der Schüsse erfüllt war, war nun unheimlich still. Nate richtete sich auf, atmete ruhig und gleichmäßig, während er das Gemetzel betrachtete. Blut sammelte sich zu Pfützen zu seinen Füßen, der Gestank des Todes lag schwer in der Luft.
Es war kein Soldat mehr zu sehen … zumindest vorerst.