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Kapitel 152: Wiedersehen

Kapitel 152: Wiedersehen

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Sobald sie das Büro von Direktor Altharion verlassen hatten, kehrte wieder Stille zwischen Kael, Erika und Eva ein – keine unangenehme Stille, sondern eine Stille voller unausgesprochener Gedanken. Der Korridor vor ihnen teilte sich wie ein Fluss voller Möglichkeiten.

Erika warf einen Blick zur Seite und zögerte einen kurzen Moment. Dann holte sie tief Luft und legte sanft eine Hand auf Kaels Arm.
„Ich werde zuerst zu Stella gehen“, sagte sie mit leiser, entschlossener Stimme. „Sie braucht mich gerade. Uns. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich alleine gehe.“ Ihr Blick schwankte leicht, dann wurde er wieder fest. „Sie hört mir immer noch zu, auch wenn sie es nicht will.“
Kael nickte langsam. „Das kannst du gut.“

Erika lächelte mutig – so wie immer, wenn ihr die Welt zu schwer wurde.

„Ich gehe los. Du solltest zuerst zu Sylphie gehen.“ Mit einem kurzen Nicken an Eva verschwand sie in einem der Seitengänge, ihre Schritte leicht, aber entschlossen.
Kael blieb einen Moment stehen und atmete tief durch. Die Präsenz der Akademie pulsierte um ihn herum, aber es gab einen Ort, der ihn stärker anzog als alle anderen.

Der Trainingsraum. Der versteckte Zufluchtsort war vollständig von natürlicher Energie abgeschirmt – selbst von fast der anderen Seite der Akademie konnte er die Magie des Weltbaums spüren. Natürlich, das war klar. Dort hatte sich Sylphie zurückgezogen.
Er ging langsam und bedächtig los. Als er näher kam, veränderte sich die Luft. Der Duft von feuchter Erde, Wildblumen und alten Blättern wurde stärker. Äste hingen über den Gängen, als hätte der Wald den geheimnisvollen Raum erobert. Schließlich blieb er vor dem Eingang stehen.

Oder dem, was einmal ein Eingang gewesen war.
Jetzt war alles von dicken, ineinander verflochtenen Wurzeln verschlungen. Lebende Stämme ragten wie natürliche Mauern empor und versperrten den Eingang und einen Teil der umgebenden Wand vollständig. Zarte Blumen blühten zwischen den Knoten der Ranken, aber selbst ihre Schönheit konnte die imposante Barriere nicht mildern. Es war, als würde man in das Herz des Waldes blicken – verschlossen, verwundet und bewacht von etwas, das weit älter war als Worte.
Kael seufzte schwer, und das Geräusch klang wie Donner, der von einer Brise umhüllt war. Einen Moment lang starrte er einfach nur – und versuchte zu verstehen, was Sylphie hier genau einzuschließen versuchte. Oder fernzuhalten.

Dann sagte er mit fester, aber ruhiger Stimme: „Ygg … heb diesen Zauber auf.“

Die Antwort kam fast sofort. Zwischen den Wurzeln begann sich ein sanftes grünes Leuchten zu bilden.
Ein Murmeln ging durch die Wände – kein physischer Klang, sondern eher ein Gefühl, als würde der Baum selbst einem Kind antworten, das er wiedererkannte.

Die Wurzeln zitterten. Die Blüten schlossen sich langsam, wie Augen, die sich verdunkeln. Die Ranken zogen sich zurück und glitten mit einem sanften Geräusch von Holz und ineinander verschlungener Magie zurück in den lebenden Stein. Innerhalb von Sekunden war der Eingang freigelegt – ein offener Weg, der in Dunkelheit gehüllt war und in den kein Tageslicht drang.
Kael trat vor.

Der Duft von Tau und roher Magie erfüllte seine Sinne. Im Inneren schien der alte Raum mit eigenem Leben zu pulsieren – kein ruhiges, sondern etwas ganz anderes. Es war, als hätte der Raum Sylphies Trauer absorbiert und atmete sie nun in stillen Wellen aus.

Kael überschritt langsam und mit fast ehrfürchtigen Schritten die Schwelle.
Die Dunkelheit im Inneren war nicht absolut, aber auch nicht einladend. Kleine Lichtpartikel schwebten wie verzauberter Pollen in der Luft – Überreste kondensierter Naturmagie, Spuren, die Sylphie unbewusst hinterlassen hatte. Jeder einzelne schien ein Stückchen Emotion zu enthalten: Schmerz, Reue, Liebe, Schuld.

Selbst das Geräusch seiner eigenen Schritte wurde von dem Raum verschluckt. Es fühlte sich an, als würde er durch eine lebendige Erinnerung gehen.
Der Raum – einst ein Zufluchtsort für schüchternes Lachen, unbeholfenes Training und Sylphies leises Summen – war jetzt nicht wiederzuerkennen. Äste wuchsen wild an den Wänden empor und verdrehten sich, als wollten sie die Trauer des Druiden selbst eindämmen. Die Luft war feucht, aber nicht frisch – sie war schwer und dicht wie Tränen, die nie vergossen worden waren.
In der Mitte saß, fast unmerklich, eine Gestalt. Zusammengerollt. Der kleine Körper, die Knie an die Brust gezogen, und langes weißes Haar fiel wie ein lebender Vorhang um sie herum. Sie reagierte nicht auf Kaels Anwesenheit.

Er blieb einen Moment lang still stehen. Er beobachtete. Er fühlte.

Ihre Traurigkeit tat ihm weh. Nicht im übertragenen Sinne – nicht für jemanden wie ihn.
Die Verbindung, die sie zum Weltenbaum hatte, ließ jede Emotion in der Realität, in ihrer Essenz, sichtbar werden. Ihr Schmerz hatte Gewicht, Geruch, Form. Sie hatte sich keinen Kokon gebaut, um sich zu verstecken, sondern weil die Welt zu groß war für jemanden mit einem gebrochenen Herzen.

Kael seufzte. Es war einer dieser Seufzer, die mehr als nur Erschöpfung ausdrückten – ein Seufzer, der „Ich habe dich auch vermisst“ sagte, ohne dass er es aussprechen musste.

Er machte einen weiteren Schritt, und die Wurzeln unter seinen Füßen wichen leicht zurück, als würden sie erkennen, dass er hier willkommen war. Nicht wegen des göttlichen Vertrags. Nicht wegen seiner Macht. Sondern weil sie immer noch wollte, dass er hereinkam … auch wenn sie nicht die Kraft hatte, es zuzugeben.

„… Sylphie“, rief er leise. Fast flüsternd. Als hätte er Angst, etwas zu zerbrechen, das zu zerbrechlich war.
Keine Antwort. Aber die Äste um sie herum zitterten leicht.

Er kniete sich ein paar Meter entfernt hin, respektierte ihren Freiraum, aber nah genug, um spürbar zu sein.

„Ich bin zurück.“ Die Worte waren einfach, aber ihr Gewicht war immens. „Ich konnte nicht früher zurückkommen. Aber ich bin für dich da. Für euch alle.“
Es herrschte noch ein paar Sekunden lang Stille, bis eine schwache, fast unhörbare Stimme aus dem Kokon aus Haaren und Blättern drang.

„Geh aus meinem Kopf …“, murmelte sie ungläubig. „Ich kann seine Stimme nicht mehr hören …“, murmelte sie erneut.

„Du bist wirklich zurückgekommen …“, flüsterte sie, ohne den Kopf zu heben. „Ich dachte … du würdest verschwinden wie alle anderen. Wie er.“
Kael drückte sanft ihre Finger, aber Sylphie zögerte – als traute sie sich nicht zu glauben. Als würde die Hoffnung mehr wehtun als die Abwesenheit.

„Du bist nicht real …“, murmelte sie, fast wütend auf sich selbst, weil sie glauben wollte. „Der Baum zeigt mir Erinnerungen … Illusionen … Ich habe dich schon einmal hier gesehen. Aber du bleibst nie. Du sprichst nie. Du verschwindest einfach. Du bist nur eine weitere Lüge, an die mein Herz glauben will.“
Der Raum schien bei diesem Geständnis zu erzittern. Die Wurzeln in den Wänden pulsierten, als würden sie ihre Klage teilen.

Kael runzelte die Stirn und spürte, wie ihr Schmerz sich in Dornen verwandelte – nicht gegen ihn, sondern gegen sie selbst. Er atmete tief durch. Dann, ohne Vorwarnung – mit einer plötzlichen, impulsiven und notwendigen Bewegung – riss er ihre Hand mit Gewalt weg.
Sylphie schnappte überrascht nach Luft, als ihr Körper aus dem Kokon, in dem sie sich versteckt hatte, herausgerissen wurde. Ihre Reaktion war instinktiv – sie versuchte sich zu wehren, sich zurückzuziehen –, aber es war zwecklos. Kaels Arme umschlangen sie augenblicklich und zogen sie mit roher Entschlossenheit an seine Brust. Es war keine zärtliche Umarmung. Es war ein Schock der Realität. Ein stummer Schrei, der sagte: „Wach auf, ich bin hier.“
Ihr Körper erstarrte. Ihre Augen weiteten sich. Ihr Atem stockte.

Sie spürte es. Die Wärme seines Körpers. Den Schlag seines Herzens. Die Anspannung in seinen Muskeln. Den vertrauten Geruch von Erde und Kampf. Das war keine Illusion. Das war nicht ätherisch. Das war kein Flüstern des Baumes.

Das war Kael.
„Ich bin keine Erinnerung, Sylphie“, sagte er leise in ihr Haar. „Ich bin keine Illusion. Ich bin kein Schatten, den Ygg oder dein Schmerz erschaffen haben. Ich bin echt. Ich bin hier. Bei dir.“

Sie blieb ein paar Sekunden lang regungslos stehen. Ihr Körper zitterte, unsicher, ob sie sich hingeben oder fliehen sollte. Aber dann … als wäre etwas in ihr endgültig zerbrochen, begann sie zu weinen.
Nicht mit diskreten Tränen.

Mit unterdrückten, zitternden Schluchzern, wie von jemandem, der viel zu lange alles in sich hineingefressen hatte. Der Klang von Schmerz, den sie so tief in sich vergraben hatte, dass selbst die Wurzeln ihn nicht erreichen konnten.

Sie klammerte sich fest an ihn, ihre Finger krallten sich in seine Kleidung, als hätte sie Angst, er könnte wieder verschwinden. Als würde er zu Staub zerfallen, wenn sie ihn losließe.
„Du bist wirklich zurückgekommen …“, wiederholte sie, diesmal mit gebrochener Stimme, aber voller Überzeugung.

Kael schloss die Augen und hielt sie fest in seinen Armen.

„Ich bin zurück“, sagte er. „Und dieses Mal … bleibe ich.“

Der Moment zwischen Kael und Sylphie wurde von einem Geräusch unterbrochen, das die Welt erzittern ließ.

KRRRSHHHH!

Ein ohrenbetäubender Knall hallte durch den Raum, gefolgt von einer Welle kalten Windes und purer Zerstörungskraft.
Die Tür – oder was davon übrig war – wurde buchstäblich durch zwei gleichzeitige Angriffe auseinandergerissen: einen blitzschnellen Schlag und einen so heftigen Eisstrahl, dass der Boden um ihn herum zerbrach. Steinbrocken, Holz und natürliche Magie flogen in alle Richtungen, und für einen Moment schien die Aura des Raumes zu zittern, als wäre die Traurigkeit selbst durchbohrt worden.
Kael sprang instinktiv auf und schirmte Sylphie mit seinem Körper ab, die Augen weit aufgerissen von der plötzlichen Explosion.

Zwei Gestalten tauchten am Eingang auf, umhüllt von roher Wut und unkontrollierten Emotionen.

Amelia. Ihr weißes Haar peitschte wie ein stürmischer Umhang um sie herum, ihre Augen glühten vor kalter Energie, die die Luft um sie herum gefrieren ließ.
Wassertropfen liefen ihr über das Gesicht … Tränen … aber als sie den Boden berührten, gefroren sie und ließen den Boden zerbrechen.

Sie hob die Hand und zerstreute die kalte Energie um ihren Körper, aber ihr Gesichtsausdruck war von purer Verzweiflung und Wut geprägt.

„IDIOT!!“, schrie sie mit zitternder Stimme, mehr vor Schmerz als vor Wut.
Neben ihr erschien Irelia wie eine lebende Klinge. Die schneidende Aura um sie herum war so intensiv, dass die Luft um sie herum zu wabern schien. Sie zitterte und versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken, während ihre Hand zu ihrem Gesicht wanderte und Tränen ungehindert flossen.

„Ich werde dich aufschlitzen … du Bastard …“, knurrte sie, und die Worte klangen wie ein Versprechen aus Stahl. Aber ihre Stimme stockte. Denn der Schmerz war größer als jede Drohung.
Und dann, als wäre die Wut nichts weiter gewesen als eine Mauer, die alles zurückhielt, was sie fühlten, stürmten beide vorwärts.

Kael hatte kaum Zeit zu reagieren. Als er es bemerkte, hatte Amelia sich bereits auf ihn gestürzt, ihre Arme fest um ihn geschlungen, ihr Gesicht an seiner Brust vergraben. Die gefrorenen Tränen brannten auf seiner Haut wie kleine Splitter aus Schmerz und Sehnsucht.
„Ich dachte … ich dachte …!“, flüsterte sie unter Tränen und hielt ihn fest. „Ich habe dich gesucht … Ich habe dich gesucht, bis ich keine Luft mehr bekam!“

Irelia kam direkt hinter ihr, ihre Umarmung war noch heftiger, fast wie eine Kollision. Aber auch sie schlang ihre Arme um ihn, und die schneidende Aura löste sich vollständig auf und hinterließ nur ein Mädchen – eine Freundin – gebrochen, erleichtert, lebendig.
„Du … Mistkerl … du hättest wenigstens Auf Wiedersehen sagen können“, sagte sie mit zitternder Stimme und zitterndem Kinn. „Du schuldest mir einen Kampf, Idiot.“

Kael stand da, Sylphie immer noch in seinen Armen, nun von Amelia und Irelia in einer fast erstickenden Umarmung umschlungen. Drei gebrochene Herzen, drei Menschen, die er zurückgelassen hatte.

Und zum ersten Mal seit langer Zeit …
konnte er nichts sagen.

Seine Kehle war wie zugeschnürt.

Seine Augen brannten.

Aber er umarmte die drei. Fest.

Denn in diesem Moment, mehr als jedes Versprechen,

wusste er, dass er zu Hause war.

Oberster Jäger schöner Seelen

Oberster Jäger schöner Seelen

Score 8.9
Status: Ongoing Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Nach einem harten Leben wird Kael in eine magische Welt zurückgebracht und bekommt eine coole Fähigkeit: Er kann die Seelen derer stehlen, die er tötet, und, was noch krasser ist, die Seelen der schönsten und sinnlichsten Frauen der Welt sammeln. Auf seiner Jagd verwandelt er seinen Körper von einem schwachen zu einem unbesiegbaren und baut sich einen Harem aus atemberaubenden Seelen auf.  

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