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Kapitel 151: Rückkehr

Kapitel 151: Rückkehr

Die Runen des Teleportationskreises hörten endlich auf zu leuchten, als Kael, Erika und Eva den heiligen Boden der Akademie von Azalith betraten.
Die geheimnisvolle Empfangshalle umhüllte sie mit ihrer imposanten Weite. Alte Säulen ragten wie Pfeiler aus einer längst vergessenen Zeit empor und stützten eine verzauberte Decke, an der magische Sternbilder langsam vorbeizogen, als würden sie die Neuankömmlinge beobachten. Es war ein stiller, ehrfürchtiger, fast heiliger Ort – ein Ort, an den nur wenige zurückkehrten, nachdem sie sich in die Tiefen der Verliese gewagt hatten. Und doch waren sie hier.
Die Luft dort war anders – leichter, reiner –, als würde die Akademie selbst die Anwesenheit derer erkennen, die dem Tod getrotzt hatten und zurückgekehrt waren. Aber für Kael war es mehr als das. Diese Luft zu atmen war wie eine Mischung aus Nostalgie und Unbehagen. Etwas in der Atmosphäre schien aufgeladen zu sein. Vielleicht waren es die Echos dessen, was sie zurückgelassen hatten. Oder die Folgen dessen, was noch kommen würde.
Sein Blick wanderte aufmerksam durch den Saal, und er spürte, wie die magische Energie durch die lebenden Steinwände pulsierte, als wäre die Akademie ein schlafendes Wesen. Als er sich zu Eva umdrehte, zog sie mit einer automatischen Geste ihren Umhang um die Schultern und versuchte, die Müdigkeit zu verbergen, die ihre Augen nicht mehr verbergen konnten.

Kael brach das Schweigen, seine Stimme klang tief und gedämpft.

„Eva. Was ist mit den Mädchen?“
Sie zögerte einen Moment. Ihr Körper spannte sich an und ihr Gesicht verhärtete sich. Ihr einst scharfer Blick war jetzt stumpf und schwer. Es war eine Miene, die nur diejenigen zeigen konnten, die zu viele Tage lang die Last der ganzen Welt getragen hatten.

„Es war … schwierig“, sagte sie mit leiser Stimme. „Sehr schwierig. Als du verschwunden warst, gab es hier keine ‚Normalität‘ mehr. Sie haben es nicht gut aufgenommen. Keine von ihnen.“
Kael ballte die Hände zu Fäusten, sodass seine Lederhandschuhe in seinen Handflächen knackten. Erika wandte den Blick ab und zuckte leicht mit den Schultern, als sie ahnte, was nun kommen würde. Die Stille zwischen den dreien war dicht, voller unausgesprochener Erinnerungen, bis Eva fortfuhr.
„Amelia …“, seufzte sie erschöpft. „Sie hat sich fast kaputt trainiert. Die ersten beiden Tage hat sie nichts gegessen. Am dritten Tag ist sie dreimal ohnmächtig geworden. Er nutzt die obere Trainingsarena als Schlafsaal. Sie schläft dort, trainiert dort, lebt dort. Und … sie ist schneller. Präziser. Aber auch kälter.“
Kael schloss für einen Moment die Augen, als wolle er das Bild der lächelnden Amelia, an das er sich so gut erinnerte, auslöschen. An ihre Stelle trat nun eine stille Kriegerin, gehärtet durch den Schmerz. Dieses Bild lastete schwerer als jede Rüstung.

„Irelia hingegen … hat sich in ein Erdbeben auf Beinen verwandelt“, fuhr Eva fort. „Sie hat angefangen, alle Schwertkämpfer der Akademie herauszufordern. Lehrer.
Veteranen. Jeden. Es war ihr egal, ob sie gewannen oder verloren. Jedes Mal, wenn jemand ablehnte, wurde sie wütender. Sie sagte, wenn sie nicht stark genug würde, könnte sie „niemanden mehr beschützen“.

„Das …“, murmelte Erika mit auf den Boden gerichteten Augen – „das fühlt sich an wie damals, als ich meine Brüder verloren habe.“

Eva nickte ernst und respektierte den Moment. Dann holte sie tief Luft und fuhr fort.
„Und Sylphie … sie hat sich komplett abgeschottet. Sie hat sich in diesem alten Trainingsraum eingeschlossen, Kael. Den, den du in den Wurzeln des Arkanen Baums versteckt hast. Sie hat fortgeschrittene druidische Beschwörungsformeln benutzt, um alles abzuschotten. Selbst ich konnte nicht durchkommen.“

Kael biss die Zähne zusammen. Die Erinnerung an die kleine Sylphie, die immer so freundlich gewesen war und nun in ihrer eigenen magischen Stille eingeschlossen war, war ein harter Schlag.
„Sie gibt sich bestimmt die Schuld“, murmelte er und schluckte. „Dass sie uns nicht rechtzeitig erreichen konnte.“

Eva sagte nichts. Aber ihr Schweigen sagte alles.

Erika schaute kurz weg, aber dann fragte sie fast ohne es zu wollen:

„Und … Stella?“ Diesmal war der Schmerz in Evas Gesicht deutlich zu sehen. Sie zögerte. Sogar Kael drehte sich um, um zu hören.
„Sie ist in deinem Zimmer“, antwortete Eva leise und wandte sich an Erika. „Seit dem zweiten Tag. Sie ist kein einziges Mal herausgekommen. Sie hat kaum etwas gegessen. Sie schläft wenig. Sie redet noch weniger. Wenn sie redet … dann nur, um sich selbst Vorwürfe zu machen. ‚Wenn ich nur nicht so schwach wäre … wenn ich nur nicht so eine Last gewesen wäre …'“
Erika biss sich auf die Unterlippe, ihr Gesicht war vor Wut und Hilflosigkeit verzerrt. Kael senkte den Blick, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. In ihm tobte ein stiller Sturm – Schuldgefühle, Wut, Frustration. Nicht, weil sie ihm die Schuld gaben, sondern weil er sie nicht vor dem Schmerz schützen konnte. Selbst nachdem er ihnen das Leben gerettet hatte, litten sie unter seiner Abwesenheit.
„Sie haben dich verloren, Kael“, sagte Eva mit fester Stimme, die jedoch von Emotionen durchdrungen war. „Auch wenn es nur acht Tage waren … für sie war es eine Ewigkeit. Jede Minute ohne Antworten, ohne eine Leiche, ohne Hoffnung. Ich hätte es selbst fast nicht ausgehalten. Und ich bin verdammt noch mal Eva Sparda.“
Kael umklammerte den Griff seines Schwertes an seiner Hüfte fester. In seinem Kopf hallten das Lächeln und die Versprechen wider, die er diesen Mädchen gegeben hatte. Das Lachen, die kleinen Gesten. Die Leben, die er nicht zerstören wollte.

„Dann ist es Zeit, sie zurückzuholen“, murmelte er, seine Augen glühten rot wie glühende Kohlen. „Bevor sie für immer verloren sind.“
Erika nickte langsam. Ihre Augen waren tränenfeucht, aber sie funkelten. Es war keine Traurigkeit. Es war Entschlossenheit.

Eva seufzte und lächelte zum ersten Mal, seit der Kreis zerbrochen war. Es war ein müdes Lächeln, aber es war echt. „Willkommen zurück, ihr Idioten.“
Die drei machten sich auf den Weg und ließen den magischen Schutzraum der Haupthalle hinter sich. Die Türen der Akademie öffneten sich vor ihnen, als würde Azalith selbst sie mit stiller Ehrerbietung begrüßen.

Während sie durch die Gänge gingen, breitete sich ein Raunen aus. Schüler blieben stehen. Magier starrten sie an. Alle sahen sie. Und sie konnten es nicht glauben.

Die beiden Helden, die tot waren, lebten noch.

Aber irgendwas war anders an ihnen.

Kael ging mit der Ruhe eines Raubtiers – seine Präsenz war stärker, seine Aura geladen mit etwas Tiefem und Wildem, das dunkelrot pulsierte.

Erika war noch tödlicher als zuvor, ihre Augen wie Schwerter, die jedes Hindernis durchschneiden würden, und sie bewegte sich mit der Anmut von jemandem, der dem Tod ins Auge gesehen hatte und stärker zurückgekommen war.
Und Eva … entschlossen, unermüdlich, mit dem Ausdruck von jemandem, der die Risse einer Welt zusammengehalten hat, die fast zusammengebrochen wäre.

Sie waren zurück …

Evas Stiefel hallten durch den verzauberten Marmor der Hauptkorridore und führten Kael und Erika schweigend weiter. Die Last der Informationen war immer noch da, dick wie Nebel um sie herum. Aber ihre Schritte waren fest – jeder von ihnen näher an der nächsten Wahrheit, der sie sich stellen mussten.
Der Weg führte sie in einen abgelegeneren Flügel der Akademie, wo die gemeinsamen Säle nicht hinreichten. Die Architektur dort veränderte sich subtil: Die Wände waren mit älteren geheimnisvollen Symbolen verziert, und die Luft schien das Gewicht der Zeit zu tragen.
Vor einer dunklen Holztür mit fließenden Silberverzierungen blieb Eva stehen.

„Denk daran … er ist Schulleiter Altharion. Aber er ist auch der angesehenste Erzmagier der letzten Generation. Nichts entgeht seinen Augen für lange. Wenn ihr etwas verstecken wollt … dann macht es überzeugend.“

Sie klopfte zweimal. Die Tür öffnete sich von selbst mit einem leisen, verzauberten Knarren.
Auf der anderen Seite war der Raum groß und rund, mit Regalen voller Zauberbücher, magischen Relikten, die in Kristallen schwebten, und verzauberten Schriftrollen, die sich von selbst schrieben. In der Mitte der Decke hing ein Akademie-Wappen, das vor stabiler Energie pulsierte. Im hinteren Teil des Raumes, hinter einem Tisch aus dunklem Eldros-Holz, stand Altharion und lächelte, als er sie eintreten sah.
Neben dem Tisch stand Lyra mit verschränkten Armen. Sie sagte nichts, als sie sie hereinkommen sah, aber in ihren Augen war etwas zu sehen – ein Funken Erleichterung, der sich als zurückhaltende Verärgerung tarnt.

Altharion beobachtete sie lange Zeit schweigend, bevor er schließlich mit sanfter, aber von Erleichterung belegter Stimme sprach.

„Es ist gut, dass ihr am Leben seid. Wir haben uns schreckliche Sorgen gemacht.“
Kael hielt seinen Blick fest, antwortete aber nicht. Erika hingegen trat vor. „Ja, Sir. Wir sind gerade zurückgekommen. Nur knapp.“
„Ich kann mir vorstellen, dass ihr eine Menge zu erklären habt.“ Altharion verschränkte die Finger auf dem Tisch. „Der Kreis, der euch geführt hat, ist innerhalb eines Augenblicks zerbrochen. Keine Spurensuche hat funktioniert. Die Runen, die den Kerker umgaben, wurden von einer Kraft vernichtet, die niemand hier identifizieren konnte. Im Grunde genommen … habt ihr auf dieser Ebene aufgehört zu existieren.“

Für einen Moment herrschte Stille.
„Also sag mir – was ist in diesem Verlies passiert?“

Erika holte tief Luft. Kael rührte sich nicht. Eva blieb regungslos, aber ihr subtiler Blick folgte der Szene mit Präzision. Sie hatte klar gemacht: Es war Zeit, ihn zu beschützen.
„Wir wurden von einer alten Ruine verschluckt“, antwortete Erika mit der kalkulierten Ruhe einer erfahrenen Lügnerin. „Da war ein alter Mechanismus, eine Art Artefakt, das aktiviert wurde, als wir den Wächter besiegten. Wir wurden in die unterirdischen Ebenen einer verlorenen Zivilisation geworfen, völlig isoliert.
Wir konnten keinen Kontakt herstellen. Es gab keine Ortungsmagie. Wir haben ein paar Stunden lang versucht, uns Stufe für Stufe wieder nach oben zu kämpfen … eigentlich … schien es eine Zeitverzerrung zu sein. Für euch waren es acht Tage, aber für uns nur ein paar Stunden“, erklärte Erika.

Altharion zuckte nicht mit der Wimper. Er hörte nur zu. Eine respektvolle, aber gefährliche Stille. „Das ist interessant …“, murmelte er, und plötzlich wurde sein Wissensdurst geweckt. „Alte Ruinen …“, murmelte er.
Altharion musterte die beiden eine Zeit lang, die viel zu lang schien. Seine Augen waren nicht die eines einfachen Erzmagiers. Er sah durch die Schichten hindurch. Der Verdacht war da, lebendig. Aber er sagte nichts mehr dazu.

Lyra schnaubte schließlich leise.

„Wären es irgendwelche anderen beiden, würde ich es Wahnsinn nennen. Aber bei diesem Jungen ist alles völlig chaotisch.“
„Chaotisch und glücklich“, erwiderte Erika mit einem leichten Lächeln. „In der richtigen Reihenfolge.“

Altharion lehnte sich schließlich in seinem Stuhl zurück. Er schloss für einen Moment die Augen und sprach weniger steif.

„Willkommen zurück. Ich sehe besser nach den Mädchen, wir haben Probleme“, sagte er lächelnd.

Oberster Jäger schöner Seelen

Oberster Jäger schöner Seelen

Score 8.9
Status: Ongoing Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Nach einem harten Leben wird Kael in eine magische Welt zurückgebracht und bekommt eine coole Fähigkeit: Er kann die Seelen derer stehlen, die er tötet, und, was noch krasser ist, die Seelen der schönsten und sinnlichsten Frauen der Welt sammeln. Auf seiner Jagd verwandelt er seinen Körper von einem schwachen zu einem unbesiegbaren und baut sich einen Harem aus atemberaubenden Seelen auf.  

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