In der Kammer, die von der Magie des Brunnens erwärmt wurde, war es total still zwischen Kael und Erika, nur das leise Plätschern des Wassers und das schnelle Pochen ihrer Herzen, die sich gegenüberstanden, waren zu hören.
Kael stand einen Moment still da und starrte Erika an, als wollte er sich vergewissern, dass alles echt war – dass es kein Zauber, keine Wahnvorstellung oder nur eine weitere Falle des Schicksals war.
Aber nein … sie war es. Ganz bei sich, nackt, provokativ und … aufrichtig.
Er holte tief Luft und seine Stimme klang rauer als erwartet.
„Willst du das wirklich?“, fragte er. „Ich … ich bin nicht wie die anderen.“
Erika hob eine Augenbraue, ihr schiefes Lächeln war nicht verschwunden, aber milder geworden. „Glaubst du, das habe ich nicht von Anfang an gemerkt? Seit dem ersten Tag im Unterricht … mit diesem Blick eines Wolfes im Schafspelz?“ Sie beugte sich leicht vor, ihr Haar klebte an ihrem feuchten Schoß. „Kael … ich bin keine ängstliche Jungfrau. Wenn ich weglaufen wollte, hättest du mich nicht einmal ins Wasser kommen sehen.“
Er ging zum Rand des Brunnens, senkte endlich den Blick und musterte ihren ganzen Körper – jetzt mit der Erlaubnis von jemandem, der sich nicht versteckt, sondern trotzt.
Erika trat zur Seite und streckte ihm die Hand entgegen.
„Komm schon. Du bist erschöpft, verletzt … und ich bin eine Lehrerin, die sich um ihre Schüler kümmert, weißt du noch?“ Sie lächelte. „Ich kann mich um dich kümmern … auf meine Art.“
Kael zögerte nur eine Sekunde.
Kael stand einen Moment lang still da und sah Erika fest an. Sie war so nah, dass er ihre Aura fast spüren konnte. Sie bot ihm alles an – eine einfache Einladung, aber eine, die von einer intensiven Kraft erfüllt war, die ihn herausforderte, über seine eigenen Grenzen hinauszugehen.
Er holte tief Luft und spürte den Druck in seiner Brust. Aber etwas hielt ihn davon ab, nachzugeben. Etwas tief in ihm sagte ihm, dass er noch nicht bereit war. Nicht in diesem Moment.
Nicht so.
„Ich kann nicht … Ich kann nicht“, murmelte er mit heiserer Stimme. „Nicht so. Nicht, solange ich nicht … genug bin.“ Sein Blick suchte ihren, auf der Suche nach etwas, das er nicht in Worte fassen konnte.
Erika sah ihn schweigend an, ihr Lächeln verschwand und machte einer Spur von Verständnis Platz. Sie hätte etwas sagen können, sie hätte noch näher kommen können, aber sie wartete einfach.
Kael machte einen Schritt zurück, spürte die Wärme des Wassers auf seiner Haut und wieder einmal würgten ihn verwirrende Gedanken und unterdrückte Gefühle. In ihm war so viel mehr, viel mehr, als er sich eingestehen wollte, und es drohte zu explodieren. Aber nicht hier, nicht jetzt.
Und dann, als ob sein Körper ihm nicht mehr gehorchte, trat er wieder vor, so impulsiv wie ein verzweifelter Mann.
Er küsste sie.
Die Berührung seiner Lippen war fast schon verzweifelt, eine plötzliche Explosion von Verlangen und Frust. Es war kein sanfter Kuss, auch kein zärtlicher, sondern einer, der voller unterdrückter Spannung war, die er nicht mehr zurückhalten konnte. Der Geschmack ihrer Haut, die Wärme des Wassers, die Kraft der Nähe – alles verschmolz zu einem Ganzen. Er wollte mehr, aber er wusste, dass er es nicht konnte.
Sie zog sich nicht zurück. Im Gegenteil, ihre Lippen erwiderten seinen Kuss mit derselben Intensität, als wüsste sie besser als er, was dieser Kuss bedeutete.
Kael löste sich langsam von ihr, seinen Blick immer noch auf sie gerichtet, sein Atem ging schnell. Das Einzige, was er herausbrachte, war ein leises Seufzen. „Warte ein paar Jahre … bis ich nicht mehr den Körper eines heranwachsenden Kindes habe.“
Erika lächelte sanft und ohne Eile. „Ich verstehe“, sagte sie ruhig. „Lass dir Zeit. Wenn du bereit bist … wird es deine Zeit sein.“ Sie lächelte, bevor sie sich abwandte …
und sah, dass er, ohne es zu merken, in den Brunnen getreten war und nun seine Kleidung nass war. „Wow … wie kompliziert“, sagte sie lächelnd, „jetzt sind wir klatschnass.“
Kael sah hin und merkte, was er getan hatte. „Oh Scheiße …“
„Ara … sieht so aus, als würde jemand versuchen, einen Ständer zu bekommen, aber sein Körper ist noch nicht weit genug entwickelt, hahaha“, lachte Umbra, während sie in ihrer Wyvernform in der Luft schwebte.
„Nach nasser Muschi riecht das.“ Ahri tauchte neben einem Felsen auf, auch sie war wie Umbra in ihrer Fuchsform unsichtbar.
Kael sah die beiden Geister an und flüsterte…
Erika stand vom Rand des Brunnens auf, das Wasser tropfte von ihrer Haut, als sie schnell nach ihren Kleidern griff. Sie beeilte sich nicht, aber ihre Bewegungen strahlten eine kontrollierte Ruhe aus. Der Stoff war noch feucht, aber sie zog ihr Shirt und ihre Hose so lässig an, als wäre sie nirgendwo anders.
Die Feuchtigkeit störte sie nicht; ihr Selbstvertrauen schwankte nicht, und sie wusste, dass Kael da war und jede ihrer Bewegungen mit neuer Aufmerksamkeit beobachtete.
Kael seinerseits schwieg und versuchte, das unangenehme Gefühl zu ignorieren, das noch immer seinen Körper umhüllte. Was zwischen ihnen passiert war, war nicht leicht zu verarbeiten, aber er wusste, dass er weitermachen musste. Die Mission war noch nicht abgeschlossen.
Der Geheimgang hinter ihm wartete auf sie, und die Zukunft verlangte, dass sie konzentriert blieben.
Erika zog sich fertig an, näherte sich Kael, warf einen letzten Blick auf die Manaquelle und wandte sich dann ihm zu. Sie trug immer noch dieses rätselhafte Lächeln, das widerspiegelte, was zwischen ihnen passiert war.
„Bist du bereit, weiterzugehen, Kael?“, fragte sie mit ruhiger Stimme, deren Leichtigkeit im Kontrast zur Anspannung des Augenblicks stand.
Kael holte tief Luft, um seine wirren Gedanken zu ordnen, und blickte den Gang hinunter. Die steinernen Zahnräder, die sich einst bewegt und einen dunklen Weg geöffnet hatten, standen nun still, als würden sie auf seine Entscheidung warten. Die Dunkelheit vor ihnen wirkte einladend, fast vertraut, und er wusste, dass der einzige Ausweg darin bestand, sie zu durchqueren.
„Ja“, antwortete Kael entschlossen. „Lass uns gehen.“
Sie gingen Seite an Seite, während die magischen Lichter an den Wänden den Weg sanft beleuchteten und der Gang sie in einen schmalen Tunnel führte. Das Geräusch ihrer Schritte hallte leise um sie herum, und die Luft wurde immer dichter, je weiter sie vorankamen, als ob die Höhle selbst lebendig wäre und auf ihre Anwesenheit reagierte.
Während sie den Weg entlanggingen, begann die Spannung zwischen ihnen nachzulassen, aber Kael konnte den Eindruck des Geschehenen immer noch nicht ganz abschütteln. Aber er durfte nicht zögern.
Kael und Erika gingen schweigend den schmalen Gang entlang, wobei jeder Schritt leise von den Steinwänden widerhallte, die den Schall zu verschlucken schienen. Die Atmosphäre um sie herum war aufgeladen mit der uralten Energie, die diesen Ort durchdrang, und trotz seiner Entschlossenheit konnte Kael die turbulenten Gedanken, die seinen Geist beherrschten, nicht vollständig vertreiben. Er spürte immer noch das Gewicht der unausgesprochenen Worte, der Gefühle, die miteinander verflochten, aber ungelöst waren.
Erika hingegen war ruhig, ihre Ausstrahlung war wie immer sicher und kontrolliert. Sie bemerkte Kaels Zögern, drängte ihn aber nicht. Sie wusste, dass bei ihm alles seine Zeit und seinen Rhythmus hatte.
Plötzlich, als sie weitergingen, wurde der schmale Tunnel breiter und ein sanfter Luftzug wehte ihnen entgegen. Die Dunkelheit vor ihnen schien sich zu öffnen und gab den Blick auf eine spiralförmige Steintreppe frei, die senkrecht nach oben führte. Die Stufen sahen alt und vom Zahn der Zeit gezeichnet aus, aber sie waren noch stabil, als hätten sie dort auf sie gewartet.
Kael blieb einen Moment stehen und starrte auf die Treppe, die sich vor ihm wie ein Weg zu einem unbekannten Ziel erstreckte.
Die Treppe hatte etwas Beunruhigendes an sich, als wäre sie mehr als nur ein Durchgang. Die Energie um sie herum schien dicht zu sein, und er spürte einen leichten Druck in seinem Kopf, als würde ihn etwas aus der Ferne beobachten.
„Es scheint, als wäre dies der einzige Weg“, sagte Kael und brach die Stille, seine Stimme immer noch leise, aber fester. Er näherte sich dem Fuß der Treppe und analysierte sorgfältig jede Stufe.
Erika antwortete nicht sofort, sondern sah Kael vorsichtig an. Sie wusste, dass sie wieder einmal etwas Unbekanntes betraten. Und dieses Mal war sie sich nicht sicher, was sie dort oben erwartete. Aber was auch immer es war, sie wusste, dass Kael nicht anders konnte, als weiterzugehen.
„Lass uns gehen“, sagte sie mit leiser Stimme, aber mit einer Entschlossenheit, die ihn ermutigte, weiterzugehen. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“
Kael nickte, und die beiden begannen, die Treppe hinaufzusteigen. Jeder Schritt hallte auf seltsame Weise wider und schien mit jedem Schritt lauter zu werden, als würde der Ort selbst auf ihre Anwesenheit reagieren.
Während sie stiegen, hallte das Geräusch ihrer Schritte um sie herum, aber der Druck, den sie im Raum spürten, wurde immer stärker. Die Luft war jetzt kühler, ein fast eisiger Wind wehte ihnen ins Gesicht, aber die Spannung um sie herum war greifbar. Was auch immer sie oben auf der Treppe erwartete, Kael spürte, dass es nicht einfach werden würde. Er fühlte sich, als würde er von etwas angezogen, von einer unsichtbaren Anziehungskraft, die ihn ins Unbekannte zog.
Als sie endlich oben ankamen, stießen sie auf eine massive Wand, die ihnen den Weg versperrte. Kael blieb stehen und starrte auf die felsige Oberfläche vor sich. Er spürte eine leichte Vibration, das Gefühl, dass sich etwas dahinter verbarg. Er näherte sich der Wand und klopfte ein paar Mal mit den Fingern darauf. Der Klang hallte schwach wider, als würde er auf etwas Hohlklingendes klopfen.
„Hier ist etwas …“, murmelte Kael und runzelte die Stirn, während er die Wand genauer untersuchte. Er trat zurück und machte Platz für Erika. „Versuch es mit deinem Schwert. Wenn es das ist, was ich vermute, könnte es ein versteckter Durchgang sein.“
Erika sah ihn einen Moment lang an, mit einem Ausdruck der Erkenntnis im Gesicht. Mit einer flinken Bewegung zog sie ihr Schwert und machte einen präzisen horizontalen Schnitt in die Wand. Das Geräusch der Klinge, die den Stein durchschnitt, hallte durch den Tunnel, und bald fiel ein großer Teil der Wand weg und gab den Blick auf einen leeren Raum dahinter frei.
Bevor sie begreifen konnten, was geschah, drang ein schriller, unverkennbarer Lärm von Stimmen aus dem Raum hinter der Wand. Magier, die offenbar gerade eine Art Versammlung oder Nachtwache abhielten, schrien entsetzt auf, als sie sahen, wie die Wand zerstört wurde. Ihre erstaunten Blicke richteten sich auf Kael und Erika, die ihnen nun ohne zu zögern gegenüberstanden.
„Wer ist da? Was macht ihr hier?“, schrie einer der Magier, aber bevor er sich bewegen konnte, hob Kael seine Hand in einer fast unmerklichen Geste, und seine Präsenz umhüllte den Raum wie eine Welle dunkler Energie.
„Wartet“, sagte Erika, die aus den Schatten des Lochs trat, „wir sind es.“
„S-S-Schwertkönigin Erika!“, schrie einer der Magier so laut, dass alle anderen aufmerksam wurden …