In der dichten Waldnacht flackerte das helle Lagerfeuer und warf Alans Schatten lang über den Boden.
Als er sah, wie sich das purpurrote Pulver in der Luft verteilte, wurde Alans Blick kalt und er hielt seinen Stabschwert horizontal.
Die breite Klinge schwang wie ein Fächer nach vorne und erzeugte einen Windstoß, der das Pulver zurück zu seiner Quelle blies.
Janes wollte gerade aufatmen, als sie von der schnellen Reaktion des Jungen überrascht wurde.
Bevor sie die Situation richtig erfassen konnte, war Alans Klinge bereits an ihrer Kehle, und ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie reflexartig ihr Windelement aktivierte, um zur Seite auszuweichen.
Zisch!
Das Geräusch des Schwertes, das durch die Luft schnitt, hallte wider und spaltete fallende Blätter in zwei Teile.
Im letzten Moment rollte Janes zur Seite und entging knapp einem tödlichen Schlag.
Sie stabilisierte sich auf dem Boden und starrte Alan wütend mit ihren pfirsichblütenfarbenen Augen an.
„Was machst du da? Ich wollte nur deine Hilfe! Wenn du mir nicht helfen willst, gut, aber du musst doch nicht so rücksichtslos sein!“
„Gnadenlos? Das ist nichts im Vergleich zu dir!“ Alan starrte sie an und stürmte auf sie zu. „Erst hast du versucht, diese Zauberbestie auf mich zu locken, und dann hast du mich mit rotem Pulver angegriffen. Hast du wirklich geglaubt, ich wäre so leicht zu täuschen?“
Janes sank das Herz, überrascht, dass jemand so jung schon so viel Lebenserfahrung haben konnte.
Sein Wissen und seine Reflexe waren nicht die eines behüteten Adligen.
Vor allem dieser Schwertschlag gerade eben – wenn sie keine kampferprobte Windmagierin wäre, hätte sie ihm niemals ausweichen können!
Und Alan schien noch nicht einmal die Bronze-Stufe erreicht zu haben, sondern nur die Eisen-Stufe!
Während diese Gedanken durch ihren Kopf schossen, schwang Alan erneut sein Schwert, diesmal schneller, und magische Elemente entzündeten sich um die Klinge wie ein heller, feuriger Blitz.
Der Angriff kam so schnell, dass Janes Pupillen sich verengten und sie den Tod nahen spürte.
Doch in diesem Moment verblasste das Leuchten der Klinge und sie sah, wie Alan wie wild auf die nahegelegene Kutsche zustürmte.
Vor der Kutsche schnaubten zwei kräftige, gehörnte Pferde ängstlich, bäumten sich panisch auf und versuchten zu fliehen.
Eine riesige Zauberbestie, die einem Tyrannosaurus rex ähnelte, öffnete ihr Maul weit und wollte die Kutsche und die gehörnten Pferde zermalmen.
Seine Schwester war noch in der Kutsche!
Alans Herz raste vor Panik.
Als er sah, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde, warf er seinen Stab mit aller Kraft.
Die Klinge zerschnitt die Nacht und traf den Kopf der riesigen Zauberbestie. Ihre harte, eisenartige Haut platzte auf und Blut spritzte heraus. Das Schwert bohrte sich in ihren dicken Schädel, bevor es abprallte.
Brüll!
Die Zauberbestie brüllte vor Schmerz, ihre Augen fixierten Alan wütend, während sie auf ihn zustürmte. Alan fing sein zurückfliegendes Schwert in der Luft, sein Blick war grimmig und voller Mordlust. Als die Bestie sich auf ihn stürzte, sprang er in die Luft und schlug ihr auf den Hals, der so dick wie ein Baumstamm war.
Ein schriller Schrei ertönte!
Alans Stabschwert, scharf und schwer, drang tief in den Hals der Zauberbestie ein, aber aufgrund ihrer immensen Größe und ihrer mittelstarken bronzefarbenen Verteidigung wurde sie nur verletzt, was sie in rasende Wut versetzte. Ihre blutroten Augen fixierten ihn, während sie versuchte, ihn abzuschütteln und mit ihren Klauen zu zerreißen.
In der Nähe beobachtete Janes, wie Alan mit der monströsen Zauberbestie rang, ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre Lippen, sie fand Vergnügen an dem Kampf. Unabhängig davon, wie der Kampf ausgehen würde, arbeiteten sie in ihren Augen nur zu ihrem Vorteil.
Dann schaute sie auf die Kutsche und ihre Augen funkelten vor Interesse. „Die Kutsche muss ihm echt wichtig sein, weil da bestimmt was Wertvolles drin ist!“
Mit einem gierigen Blick rannte sie auf die Kutsche zu und wurde immer sicherer, je näher sie kam. Die Kutsche war luxuriös und wurde von gehörnten Pferden gezogen – eindeutig für Adlige gedacht.
Als sie die Vorhänge zurückzog, entdeckte sie ein kleines Mädchen, das darin tief und fest schlief, was sie stutzig machte. Nur ein Mädchen? Würde er sich nur für sie so viel Mühe geben? Oder vielleicht … war der Schatz versteckt?
Als Janes sich anschickte, den Wagen gründlicher zu durchsuchen, spürte sie plötzlich, wie der Boden bebte. Sie drehte sich um und sah, dass ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Die wilde Zauberbestie, die sie unerbittlich verfolgt hatte, lag schwer am Boden, der Kopf abgetrennt, Blut spritzte wie aus einem Vulkan aus ihrem Hals.
Alan, blutüberströmt, stand wie ein Gott des Todes da und stürmte mit seinem blutbefleckten Schwert auf sie zu.
Unmöglich!
Janes klappte die Kinnlade herunter, ihre bezaubernden Augen weiteten sich vor Entsetzen. Diese Zauberbestie war eine mittlere Bronzestufe! Als Windmagierin der frühen Bronzestufe hatte sie es gerade so geschafft, ihr zu entkommen. Wie konnte ein Schwertkämpfer der Eisenstufe wie Alan sie töten? Und das in so kurzer Zeit?
In ihrem momentanen Schock riss sie der Geruch von Blut zurück in die Realität, ihr Gesicht war nun voller Angst. Wenn Alan eine solche Zauberbestie erledigen konnte, war sie ihm nicht gewachsen!
Sie versuchte zu fliehen, aber der Boden unter ihren Füßen verschob sich plötzlich, als würden zwei große Hände aus der Erde steigen, um ihre Beine zu packen. Ihre Augen weiteten sich vor Panik, als sie die mentale Kraft spürte, die von Alan ausging.
Ein Magier! Alan war auch ein Magier!
Ihre Angst wurde immer größer und sie beschwor einen wirbelnden Windzauber, um die Erde unter ihren Füßen zu zerstören. Dann drehte sie sich zur Kutsche um, bereit, die Kontrolle zu übernehmen und zu fliehen.
Doch in dem kurzen Moment, in dem sie sich aus dem Erdgriff befreite, schloss Alan die Distanz und hielt ihr sein Schwert an die Kehle.
Die kalte Klinge an ihrem Hals ließ ihre Kopfhaut kribbeln, sodass sie sich nicht mehr bewegte und schrie: „Töte mich nicht! Ich bin Janes, die zweite Frau des Hauses Blackwood! Wenn du mich tötest, wirst du Snowguard City nie verlassen!“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als das Geräusch galoppierender Pferde die Stille durchbrach und aus der Ferne näher kam.
Janes warf einen Blick auf die herannahenden gepanzerten Reiter, und ihre Angst schwand sichtlich, als sie wieder Selbstvertrauen gewann. „Sie sind da! Lasst mich frei, sofort. Wenn ihr mir auch nur ein Haar krümmt, werden sie euch nicht am Leben lassen!“
Auf ihre Worte hin umzingelten die Ritter in ihren eisernen Rüstungen die Kutsche. Der Anführer, ein Mann mit einer eisernen Maske, starrte Alan eiskalt an und rief: „Wer seid ihr? Lasst die zweite Frau frei!“
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Als Janes den Hauptmann sprechen sah, schimpfte sie wütend, wobei ihre üppige Brust leicht zitterte. „Was hat euch so lange aufgehalten? Wolltet ihr mich hier sterben lassen?“
Die Ritter blieben unbeeindruckt von ihrer Schelte, da sie ihr hitziges Temperament kannten. Sie richteten ihren Blick weiterhin auf den regungslosen Alan.
„Mein Name ist Victor, Hauptmann der eisengeschmiedeten Ritter des Hauses Blackwood. Das ist unsere zweite Frau, Janes. Lasst sie frei, und ich werde euch am Leben lassen!“
Alan warf einen Blick auf sie – es waren etwa zwanzig Ritter, eine beachtliche Zahl. Aber sie waren alle Magier der Stufe Eisen, nur ihr Anführer Victor war ein Magier der frühen Stufe Bronze.
Diese Männer waren für Alan kein Problem. Außerdem wusste er, dass das Haus Blackwood eine Banditenbande war, die außerhalb von Snowguard City operierte und für ihre gnadenlosen Raubüberfälle berüchtigt war. Sie waren kaum der Typ, der sein Wort hielt. Ihnen zu vertrauen, konnte nur zum Tod führen.
Alan schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin nicht hierhergekommen, um zu kämpfen, aber da ihr euch mir in den Weg gestellt habt, kann ich die Welt auch gleich von ein paar Abschaum befreien!“
Kaum hatte er das gesagt, weiteten sich Janes Augen. Sie griff nach einem Dolch an ihrer Hüfte, aber Alans Schlag war zu schnell. Sie spürte, wie sich die Welt um sie drehte, als ihr Kopf auf den Boden aufschlug.
Victor und die anderen Ritter sahen mit finsteren Mienen zu und starrten Alan wütend und mörderisch an.
„Du bist erledigt!“, spottete Victor. „Janes war die Liebling des Meisters!
Wenn du sie getötet hast, wirst du Snowguard City niemals lebend verlassen!“
Mit diesen Worten hob er sein Schwert, um einen Angriff anzuführen, seine Wut auf Alan gerichtet.
Aber Alans Blick war kälter als der Winter selbst. Es war nicht der Blick eines gewöhnlichen Jugendlichen. Victor erinnerte sich an die Leiche der kopflosen Zauberbestie in der Nähe und spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Hastig zog er die Zügel an.
„Wer … wer bist du?“