Angesichts der lauten Drohungen seiner Gegner blieb Daniel still. Anstatt zu antworten, entschied er sich, entschlossen zu handeln.
Für Leute wie diese empfand Daniel kein Mitleid.
„Bitte! Verschont mich! Ich kenne unzählige Geheimnisse, viele Schätze, von denen andere nichts wissen! Nur ich weiß, wo sie wirklich sind!“
Als Daniel keine Anzeichen von Nachgiebigkeit zeigte und sich bereit machte, zuzuschlagen, begann der Chef der Drachenhautbank um sein Leben zu flehen.
Daniel ließ jedoch keinen Raum für Verhandlungen.
Er setzte seine Gedankenkraft ein, durchsuchte die Seelen aller fünf und entlockte ihnen direkt Informationen.
Der Zauber, den er einsetzte, war eine relativ schwache Seelensuchmagie, die den Betroffenen jedoch immense Schmerzen bereitete.
Das war natürlich Absicht.
Daniel wollte, dass diese Leute das Leid erfahren, das sie anderen zugefügt hatten – vor allem die Qualen, die die Schlange in den letzten Jahrtausenden erdulden musste.
In Daniels Augen war das erst der Anfang.
Durch die bruchstückhaften Erinnerungen seiner Gefangenen entdeckte Daniel einen Schatz an Wissen: die Lebensgeschichten dieser Leute von ihren frühesten Erinnerungen an, das Erwachen ihrer magischen Fähigkeiten, ihren Aufstieg als Magier und ihren schlussendlichen Erwerb des 5-Elemente-Schatzes, der angeblich aus dem Reich der Götter gefallen war.
Jeder Schritt, den sie unternommen hatten, um ihren Höhepunkt zu erreichen, lag offen vor ihm.
Doch inmitten dieser Enthüllungen stieß Daniel auch auf unerwartete Wahrheiten.
Sein Blick fiel auf die einzige Frau unter ihnen.
Seine Reaktion ahnend, sprach die Frau mit ruhiger Resignation, ihre Stimme schwach, aber unerschütterlich:
„Ja, ich war es, die deinen Vater getötet hat.“
Ihre Gelassenheit spiegelte ihre Bereitschaft wider, sich ihrem Schicksal zu stellen. Daniels Seelensuchzauber hatte ihre Seelen verwüstet und allen fünf Personen das volle Bewusstsein über ihr unvermeidliches Ende gegeben.
Für die Frau kam jedoch noch eine zusätzliche Last hinzu: Sie hatte Daniels Vater getötet. Es war ein Verbrechen, das ihr keinen Weg zur Erlösung ließ.
Ihr einziger Bedauern, wie sie innerlich gestand, war, dass sie es nicht geschafft hatte, Daniel gleichzeitig zu töten.
„Hätte ich nur alle in der Crossbridge Academy ausgelöscht, hättest du heute nicht die Chance, hier zu stehen“, murmelte sie bitter.
Aber Daniel war nicht ganz davon überzeugt, dass der Tod seines Vaters ein zufälliges oder isoliertes Ereignis war.
Es gab Hinweise darauf, dass jemand im Reich der Götter unter Ausnutzung dieses Vorfalls eine Falle entlang des Heiligen Zeitflusses gestellt hatte.
Je mehr er aufdeckte, desto komplexer wurde das Netz.
„Selbst wenn du meinen Vorgänger getötet hättest“, dachte Daniel bei sich, „hätte ich vielleicht einen anderen Weg gefunden, in diese Welt zu gelangen.“
Solche Überlegungen hatten für Daniel aber gerade keine Priorität. Nach einem flüchtigen Blick auf die Frau wandte er sich an alle fünf Gefangenen:
„Als Nächstes wollen wir uns die unzähligen Gräueltaten genauer ansehen, die ihr in den letzten Jahrtausenden begangen habt.“
Damit verschwand Daniel und nahm die fünf mit sich.
Daniel tauchte wieder in der Leere auf, umgeben von seiner vertrauten Umgebung.
„Du bist zurück, mein Kind. Wie läuft die Sammlung des Fünf-Elemente-Schatzes?“ Die riesige Schlange begrüßte ihn mit ihrer tiefen, hallenden Stimme.
„Es ist alles da“, antwortete Daniel und holte die fünf Artefakte hervor. „Und ich habe auch diese fünf mitgebracht.“
Fünf Gestalten tauchten auf und knieten schwach vor der Schlange. Der Anblick entlockte dem uralten Wesen nichts weiter als einen Seufzer.
„Ich kümmere mich zuerst um deine Angelegenheit“, sagte die Schlange.
„Willst du nicht mit diesen fünf abrechnen?“, fragte Daniel neugierig.
„Ehrlich gesagt hege ich keinen Groll gegen sie. Sie waren nur fehlgeleitete Kinder. Ich überlasse ihr Schicksal dir. Jetzt gib mir den Schatz der fünf Elemente.“
Daniel nickte und holte die fünf Schätze hervor, von denen jeder eine immense Kraft ausstrahlte, die aus der Herrschaft der fünf Elemente stammte. Während die Schlange sie untersuchte, bedeutete sie Daniel, ihr zu folgen.
Die Schlange führte Daniel zu einem weitläufigen, öden Gebiet. Ihre massive Gestalt bewegte sich mit einer Aura der Feierlichkeit, als sie sprach:
„Im Reich der Götter gibt es viele Wesen, die solche Kräfte einsetzen können. Ihre Stärke variiert stark, aber ihre Ziele sind oft dieselben.“
Die Worte der Schlange waren eine klare Warnung. Jeder Versuch, die Schätze zu benutzen, würde wahrscheinlich einen mächtigen Gegner auf den Plan rufen.
„Ihr oberstes Ziel ist es, diese Welt zu vernichten. Wenn du weitermachst, musst du bereit sein, dich dieser Bedrohung zu stellen. Bist du bereit?“
„Gibt es keinen anderen Weg?“, fragte Daniel, der die Aufrichtigkeit der Schlange spürte und sie nicht sterben sehen wollte.
„Du verstehst immer noch nicht“, antwortete die Schlange sanft. „Ich bin schon vor langer Zeit gestorben. Wegen dir entsteht allmählich der neue Wille dieser Welt. Ich kann mich ihm nicht in den Weg stellen; mein Tod ist unvermeidlich.“
Die Stimme der Schlange wurde leiser, voller Frieden und Entschlossenheit.
„Es ist mir eine große Ehre, dich vor dem Ende getroffen zu haben und dir helfen zu können. Diese Welt ist außergewöhnlich … Du musst ihre Wahrheiten selbst aufdecken.
Meine Aufgabe ist erfüllt.“
Damit verstummte die Schlange, und die fünf Schätze begannen, um ihren riesigen Körper zu kreisen. Aus dem Nichts erschien ein leuchtendes magisches Gebilde.
„Greif nicht ein. Warte einfach“, hallte die Stimme der Schlange telepathisch. Sie schien besorgt, dass Daniel versuchen könnte, einzugreifen.
Der 5-Elemente-Schatz besaß einen verborgenen Mechanismus, den die Schlange nun aktivierte, um sicherzustellen, dass ihr beabsichtigter Zweck erfüllt wurde. Als die Schlange ihre ursprüngliche Essenz in die Schätze goss, begann ihre einst imposante Präsenz zu verblassen.
Die Schätze strahlten ihrerseits strahlende Lichtstrahlen aus und bildeten die Form eines Altars. Dies war der Altar der endgültigen Vereinigung, eine Brücke zum Reich der Götter.
Der Körper der Schlange wurde immer schwächer, ihre Lebenskraft war fast erloschen.
„Kind, diese Welt liegt nun in deiner Obhut. Danke …“
Nach diesen letzten Worten verschwand die Schlange vollständig und hinterließ nur ein ovales Ei, das von schwachen Lebenszeichen durchdrungen war. Dies war der neue Wille der Welt, von dem die Schlange gesprochen hatte.
Vorsichtig nahm Daniel das Ei in seine Hände. Es war zerbrechlich, aber voller unendlichem Potenzial – ein Symbol für die Wiedergeburt der Welt. Da der Baum des Ursprungs an verschiedenen Knotenpunkten Wurzeln schlug, wusste Daniel, dass es nicht lange dauern würde, bis das Ei schlüpfen würde.
Als sich der Altar stabilisierte, begann eine mächtige Energie von ihm auszugehen – eine unverkennbare Aura, die zum Reich der Götter gehörte.
Die fünf Gefangenen, die sich noch von Daniels Seelensuche erholten, zitterten bei diesem Gefühl.
„Was … Was ist das für eine Energie?“, stammelte einer von ihnen.
„Es fühlt sich ähnlich an wie damals, als wir die Schätze gefunden haben“, antwortete ein anderer. „Aber warum passiert das jetzt? Betritt Daniel … die Götterwelt?“
Die Aussicht auf den Aufstieg weckte in ihren Herzen sowohl Ehrfurcht als auch Angst.
Seit Jahrtausenden war es ihr Ziel gewesen, in das Reich der Götter aufzusteigen, ohne dort bedeutungslos zu werden. Sie hatten geplant, die ursprüngliche Essenz ihrer Welt abzuzapfen, um sich für die Reise zu stärken.
Doch nun sahen sie fassungslos zu, wie sich Daniels Handlungen vor ihren Augen entfalteten. Was vor Daniel stand, war nicht das legendäre Tor zum Reich der Götter, sondern ein komplizierter Altar, der in fünf verschiedene Farben getaucht war.
„Könnte es sein, dass, wenn jemand stark genug ist, sogar die Art des Aufstiegs so außergewöhnlich wird?“, flüsterte einer von ihnen.
Während der Altar vor göttlicher Energie pulsierte, nahm der Weg zum Reich der Götter Gestalt an – einzigartig und anders als alles, was sie sich jemals vorgestellt hatten.