Imoras Schlag sah vernichtend aus, hatte aber keinerlei Wirkung.
Nora blieb unversehrt, als wäre sie gar nicht mehr im Feuerfeld.
Imora schwebte in der Luft und suchte ihre Umgebung nach Nora ab.
Aber egal, wie scharf ihre Sinne waren und wie stark ihre Schläge, sie konnte ihre Gegnerin nicht finden.
Ohne Noras Position zu kennen, war jeder Angriff sinnlos.
„Was ist los? Warum ist Nora … einfach verschwunden?“
„Könnte sie sich zum Übergangspunkt zurückgezogen haben? Aber dort gibt es auch keine Spur von ihr!“
„Verbirgt das Feuerfeld – oder vielleicht sogar alle fünf Felder zusammen – Geheimnisse, die wir noch nicht verstehen?“
„Und wenn ja, wie hat Nora sie entdeckt? Sie war die ganze Zeit in unserer Sichtweite!“
Sogar die Zuschauer waren verwirrt.
Noras Verschwinden war unerklärlich, und unter den Zuschauern kursierten verschiedene Theorien.
In diesem Moment passierte etwas Neues.
Um Imora herum tauchten erneut rote Manafäden auf.
Die Menge erkannte sofort, dass es sich um dieselben Fäden handelte, die Nora während ihrer Zeit im Holzfeld eingesetzt hatte.
Damals war ihr Zweck unklar gewesen, aber jetzt sollten sie ihre wahre Kraft erleben.
Imoras Blick war auf die Manafäden um sie herum gerichtet.
Sie wusste, dass sie von Nora stammten, und blieb wachsam.
Dennoch fragte sie sich unwillkürlich: Wie hatte Nora es geschafft, die bedrückende Regel des Feuerfeldes zu überwinden und solch eine komplizierte Magie zu wirken?
Nach aller Logik hätte Nora nicht rechtzeitig reagieren können.
Imoras erster Schlag war nur wenige Augenblicke nach Noras Eintritt in das Feuerfeld gekommen. Unversehrt zu entkommen, hätte unmöglich sein müssen. Und doch hatte Nora es geschafft.
„Wie hast du die Regel des Feuerfeldes so schnell überwunden?“, fragte Imora mit ungläubiger Stimme.
Nora erschien vor ihr, ruhig und unbeeindruckt von der drückenden Hitze.
„Was spielt das für eine Rolle?“, antwortete Nora mit einem leichten Lächeln.
„Das ist unmöglich! Du bist erst seit ein paar Atemzügen hier – du kannst unmöglich die Regel des Feuerfeldes beherrschen!“
„Ach ja? Das war nicht schwer“, sagte Nora beiläufig, als wäre ihre Leistung nichts Besonderes.
Die Zuschauer waren sprachlos.
„Nicht schwer?“, murmelte jemand ungläubig. „Das ist doch ein Scherz, oder? Das ist unmöglich!“
Von dem Moment, als Nora das Feuerfeld betreten hatte, bis zu Imoras Angriff waren nur wenige Atemzüge vergangen.
Die Regeln eines Feldes in so kurzer Zeit zu beherrschen, war unerhört.
Wenn es wirklich so einfach wäre, warum hatten Yesar und die anderen dann so lange gebraucht, um die Regeln ihrer jeweiligen Felder zu verstehen?
Selbst Imora hatte beträchtliche Zeit gebraucht, um sich anzupassen.
„Lächerlich! Das glaube ich nicht!“, knurrte Imora und schlug erneut mit ihrem Schwert zu. Ihr Schlag, der mit der Regel des Feuerfeldes aufgeladen war, zielte direkt auf Nora.
Aber wieder wich Nora mühelos aus.
Diesmal begannen die roten Manafäden um Imora herum sich zu verfestigen.
Im Nu schossen sie wie ein Schwarm Schlangen auf sie zu. Imora hob hastig ihr Schwert, um sich zu schützen.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Manafäden eine Angriffswaffe waren.
Das komplizierte Muster und die schiere Menge der Fäden ließen sie sprachlos zurück.
„Wie viel Mana braucht man, um so etwas zu erschaffen?“, fragte sie sich und ihre Gedanken rasten.
Die Komplexität der Fäden war verblüffend.
Wenn sie alle gleichzeitig angreifen würden, hätte selbst Imora Mühe, sie abzuwehren.
Doch sie verschwendete keine Zeit.
Mit einem kräftigen Schwung ihres Schwertes durchtrennte sie alle Fäden in ihrer Nähe.
Die durchtrennten Fäden lösten sich in Luft auf, und Imora grinste triumphierend.
„Ist das alles, was du drauf hast?“, spottete sie.
Für sie waren die Fäden nur ein kleines Ärgernis gewesen, das sich mit einem einzigen Schlag leicht beseitigen ließ.
Nina beobachtete das Geschehen aus dem Publikum und wurde nervös.
„Das ist nicht gut! Das war Noras ultimative Technik, und sie hat gegen Imora nicht funktioniert!“, rief sie aus.
Nina hatte Nora diese Magie schon einmal gesehen. Es war mehr als nur ein Zauber – sie schuf eine Taschendimension, einen Raum, der vollständig unter Noras Kontrolle stand.
Doch jetzt schien sie gegen Imoras überwältigende Kraft machtlos zu sein.
Wenn Imora weiterhin die Manafäden durchtrennte, würde die Taschendimension zusammenbrechen.
Und wenn das passierte, würde Nora ihren größten Vorteil verlieren.
Während Nina in Panik geriet, blieb Daniel ruhig und starrte auf die Projektion.
„Zieh keine voreiligen Schlüsse. Schau einfach weiter zu“, sagte er.
In der Projektion setzte Imora ihren unerbittlichen Angriff fort und durchtrennte einen Mana-Faden nach dem anderen.
Unterdessen bewegte sich Nora endlich und trat vor, um Imora frontal zu begegnen.
Ihre Waffen prallten aufeinander, und der Aufprall erschütterte den Boden unter ihnen.
Zu aller Überraschung hielt Nora eine Harfe in den Händen.
Trotz ihres zarten Aussehens hielt die Harfe Imoras Schwert stand, das für seine unvergleichliche Schärfe bekannt war.
Die beiden schienen gleich stark zu sein, ein Anblick, den niemand erwartet hatte.
Imora hatte Yesar mühelos mit einem einzigen Schlag getötet.
Doch hier stand Nora, die nicht nur überlebt hatte, sondern ihr auch noch Paroli bot.
Während ihre Waffen immer wieder aufeinanderprallten, bröckelte der Boden unter ihren Füßen.
Trotzdem begann Imora zu lächeln, und in ihren Augen blitzte Verständnis auf.
„Jetzt verstehe ich“, sagte sie. „Das ist nicht das wahre Feuerfeld. Es ist deine Schöpfung – eine kleine Welt, die du mit deiner Magie erschaffen hast. Und diese roten Manafäden … sie sind der Schlüssel, um sie aufrechtzuerhalten!“
Imoras scharfe Wahrnehmung ermöglichte es ihr, die Wahrheit zu erkennen.
Der Raum um sie herum ähnelte zwar dem Feuerfeld, war aber grundlegend anders.
Es war Noras Magie, eine sorgfältig konstruierte Illusion, die von den Manadrähten aufrechterhalten wurde.
„Wenn das so ist“, erklärte Imora, „dann muss ich sie nur alle zerstören!“
Mit einem schwungvollen Schlag entfesselte Imora eine Energiewelle, die die verbleibenden Manafäden vernichtete.
Als die Fäden verschwanden, zerbrach die Illusion.
Die beiden Kämpfer wurden zurück in das echte Feuerfeld transportiert.
Der Boden zeigte keine Spuren des Kampfes, der in der Taschendimension stattgefunden hatte – nur der Krater, den Imoras früherer Angriff hinterlassen hatte, war noch zu sehen.
„So bist du also meinem ersten Schlag ausgewichen“,
sagte Imora und setzte die Puzzleteile zusammen. „Du hast deine Miniaturwelt benutzt. Aber jetzt, wo sie weg ist, bezweifle ich, dass du sie so schnell wieder herbeirufen kannst. Das ist dein Ende!“
Imoras Schwert strahlte eine intensive, mörderische Aura aus.
Ihre Beherrschung der Regeln des Feuerfeldes zeigte sich in der überwältigenden Kraft, die sie ausstrahlte.
Nora hatte die bedrückende Herrschaft des Feuerfeldes überwunden, aber Imora wollte ihr keine weitere Chance zum Gegenangriff geben.
Diesmal würde sie den Kampf mit einem einzigen, entscheidenden Schlag beenden.
Imora stürmte vorwärts, ihr Schwert glühte vor feuriger Energie.
Im nächsten Moment war sie bei Nora und richtete ihre Klinge direkt auf ihr Herz.
„Stirb!“, schrie Imora, als ihr Schwert Noras Brust durchbohrte – zumindest schien es so.
Imora erstarrte und riss vor Schreck die Augen auf.
Nora blieb ruhig, ihr Gesichtsausdruck unverändert.
Sie sah Imora direkt an, ihr Blick fest und unerschütterlich.
Ihre Lippen bewegten sich lautlos und formten zwei einfache Worte:
„Es ist vorbei.“