Als Isaac diese unglaubliche Zahl nannte, waren alle total baff.
Sogar Alan, der sich schon immer damit brüstete, dass ihm Geld egal sei, sprang ungläubig von seinem Stuhl auf.
Dreißig Millionen?!
Das war der Wert der magischen Fertigkeitsrolle mit Diamantstufe – eine Summe, die ungefähr drei seiner grünen Edelsteine, fünfzehn Flaschen Evolutionselixier oder zehn vollständige Exemplare des Buches der Nekromantie entsprach!
Die dritte Prinzessin streckte die Hand aus, drückte Alan sanft auf die Schulter und drückte ihn zurück auf seinen Stuhl. Sie lachte leise und sagte: „Warum regst du dich so auf? Als du die Schriftrolle vorhin so lässig zum Wachturm geworfen hast, hast du nicht den geringsten Anflug von Vorsicht gezeigt.“
„Ich … ich wusste das damals nicht …“, murmelte Alan verlegen.
Der Wert eines Gegenstands wird erst durch den Vergleich mit anderen wirklich deutlich, und das galt auch für diese Fertigkeitsrolle.
Bis dahin hatte Alan immer angenommen, dass eine magische Fertigkeit – egal wie hochrangig, selbst wenn sie Diamant war – unmöglich so wertvoll sein konnte. Er dachte, dass sie ihm höchstens eine weitere Angriffsmöglichkeit in seinem Repertoire verschaffen würde.
Aber jetzt, nachdem er sie mit anderen wertvollen Gegenständen verglichen hatte, verstand er endlich, was hinter dem Begriff „Diamantstufe“ wirklich steckte.
Diese Erkenntnis ließ ihn unbewusst den grünen Edelstein in seiner Hand fester umklammern.
Er hatte zuvor dreißig Millionen weggeworfen, als wären es nichts. Jetzt, wo er nur noch zehn Millionen in seinem Besitz hatte, schwor er sich, sie mit seinem Leben zu beschützen.
Ohne dass er es bemerkte, entging diese subtile Geste dem scharfen Blick der dritten Prinzessin nicht.
Ihre Augen verzogen sich zufrieden, sichtlich erfreut über Alans plötzliche Vorsicht.
„Viertausendfünfhundert!“
„Fünftausend!“
„Fünftausendfünfhundert!“
„Sechstausend!“
Jetzt war klar – Alan war nicht der Einzige, der erkannt hatte, wie unschätzbar wertvoll diese Fertigkeitsrolle wirklich war.
Von dem magischen Bildschirm über ihnen erklangen die Stimmen verschiedener Bieter, einer entschlossener als der andere. Der Bieterkampf wurde immer heftiger, und der Preis für „Permafrost World“ stieg rasant an und erreichte in kürzester Zeit unglaubliche 65 Millionen.
Plötzlich hörten Alan und die dritte Prinzessin dumpfe Geräusche und Schläge aus der Kirchenhalle neben dem Beichtraum.
Die dritte Prinzessin verdüsterte sofort ihren Blick. Sie runzelte die Stirn und murmelte: „Sie machen wirklich Ärger auf dem Kirchengelände? Haben sie keine Lust mehr zu leben?“
Alan hingegen handelte plötzlich ganz anders als sonst. Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern griff nach ihrem Handgelenk und zog sie ohne ein Wort direkt in das Geheimfach der Beichtkabine.
Sein Instinkt war nicht der einzige, der ihn trügte.
Nur wenige Augenblicke zuvor hatte die schwarz gekleidete Frau, die lange Zeit geschwiegen hatte, plötzlich eine seltene Warnung ausgesprochen:
„Verschwindet von hier. Es ist jetzt gefährlich.“
Alan war kein Idiot.
Wenn die mysteriöse Frau das Wort „gefährlich“ benutzte, bedeutete das, dass die Kirche wirklich zu einem gefährlichen Ort geworden war.
Kurz darauf stürmten mehrere Gestalten in seltsamen Uniformen in den Beichtraum, in dem Alan und die Dritte Prinzessin noch vor wenigen Augenblicken gewesen waren.
Durch den durchsichtigen Schleier des Fensters der Geheimkammer konnte Alan ihre Umrisse vage erkennen – sie suchten eindeutig nach etwas.
„Durchsucht jeden Winkel gründlich. Der Eingang könnte ganz in der Nähe sein!“, bellte einer, der offenbar der Anführer war.
Seine Untergebenen machten sich sofort an die Arbeit und verstärkten ihre Bemühungen.
Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie jeden Zentimeter des Beichtzimmers durchsucht – bis auf die mittlere Wand, wo die versteckte Kammer leicht hervorstand.
Der Anführer trat vor und hielt ein Messer in der Hand. Er schlug zweimal kräftig gegen die Wand des geheimen Raums.
„Reißt das Ding auf. Ich will sehen, ob sich da jemand versteckt!“
„Ja, Sir!“
Daraufhin machten die Untergebenen ihre Waffen bereit, um die Wand mit Gewalt einzureißen.
Doch in diesem Moment spürten Alan und die dritte Prinzessin ein heftiges Beben unter ihren Füßen.
Zusammen mit dem Beben ertönten mehrere explosive Geräusche, die mit jeder Sekunde lauter wurden.
…
Außerhalb der Kirche wurden die frommen Gläubigen, die gerade erst angekommen waren, um zu beten, blass.
Aus den Tiefen der heiligen Stätte erschütterten ohrenbetäubende Donnerschläge die Luft.
Sie schauten nach oben und sahen, wie der hoch aufragende Steinturm – einst ein Symbol für Göttlichkeit und Erhabenheit – in einem Augenblick zusammenbrach und zu nichts als Trümmern und Staub wurde.
Und inmitten dieser dichten Staubwolke tauchte langsam eine Gestalt auf.
Ein älterer Mann in einer grauen Magierrobe mit einem langen weißen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte, trat aus dem Rauch und den Trümmern hervor.
In seiner rechten Hand hielt er eine Schriftrolle fest.
Es war genau die gleiche diamantene Magierrolle, die gerade versteigert worden war.
Als die Gläubigen ihn sahen, wurden ihre Knie weich vor Angst und viele zitterten wie Blätter im Sturm.
Der graubärtige Älteste schnaubte nur kalt. Er schüttelte verächtlich den Kopf, offensichtlich kein Interesse daran, sich mit der verängstigten Menge auseinanderzusetzen, und wandte sich zum Gehen.
Doch bevor er weit kommen konnte, zerschnitt plötzlich eine scharfe Windklinge die Luft und flog direkt auf ihn zu.
Der alte Mann kniff leicht die Augen zusammen.
Dann, ohne auch nur einen Zauberspruch zu murmeln, hüllte ein dunkler, unheimlicher Nebel seine gesamte Gestalt ein und verschluckte die herannahende Windklinge, bevor sie ihn berühren konnte.
Es war unheimlich still – keine Mana-Schwankungen, kein Geräusch.
Es war, als wären in diesem flüchtigen Augenblick alle Spuren von Wind-Mana in seiner Umgebung auf mysteriöse Weise ausgelöscht worden.
Das war keine gewöhnliche Magie.
Das war eine realitätsverändernde Kontrolle über Mana – etwas, das nur ein Diamantmagier erreichen konnte.
„Bleib stehen!“
Nach dem fehlgeschlagenen Windangriff tauchte plötzlich ein Mann mittleren Alters mit langen, wallenden Haaren vor dem Ältesten auf.
Sein Gesichtsausdruck war angespannt, und sein Blick war voller Misstrauen und Vorsicht.
„Du hast ein Gebäude der Kirche des Dampfes und der Magie zerstört. Das ist ein schweres Vergehen. Wer zum Teufel bist du?“
Der Älteste warf ihm einen Blick voller Verachtung zu und schnaubte.
„Die Kirche des Dampfes und der Magie? Ist das etwa so wichtig?“
„Du …!“
Bevor der Mann seine Antwort beenden konnte, stieg erneut schwarzer Rauch unter der Robe des Ältesten auf.
Der dunkle Nebel wand und krümmte sich, bis er mehrere schlangenartige Wesen bildete, die alle breite, klaffende Mäuler hatten und zischend auf den Magier mittleren Alters zustürmten.
Jede Faser seines Körpers schrie vor Gefahr.
Reflexartig hob der Mann beide Arme und sprach einen mächtigen Zauber. Hinter ihm entstand ein gewaltiger Tornado, der so heftig war, dass er Trümmer aus der zerstörten Kirche in die Luft hob.
Aber das Ergebnis war das gleiche wie zuvor.
In dem Moment, als der Tornado den schwarzen Nebel berührte, wurde er augenblicklich verschlungen – spurlos ausgelöscht.
Bevor der Magier mittleren Alters reagieren konnte, verschwamm der Ältere und bewegte sich schneller, als das Auge folgen konnte.
Im Handumdrehen war er hinter seinem Gegner und versetzte ihm mit einem brutalen Roundhouse-Kick einen harten Schlag in die Taille.
Es blieb keine Zeit zur Verteidigung. Der Mann wurde zurückgeschleudert, als hätte ihn eine Kanonenkugel getroffen, durchbrach neun Wände hintereinander und blieb schließlich in der zehnten stecken.
Der Älteste verfolgte ihn nicht weiter.
Er drehte sich um und verschwand erneut in dem zurückbleibenden Rauch.
Augenblicke später befreite sich der Magier mittleren Alters aus der zerbrochenen Wand und war sich nun der Bedrohung, der er ausgesetzt war, klar bewusst.
Er würde sich nicht mehr zurückhalten.
Eine leuchtend smaragdgrüne Rune schoss in den Himmel und diente als Signal.
Daraufhin mobilisierten sich die hochrangigen Mitglieder der Kirche des Dampfes und der Magie in ganz Ironblood City.
Nicht lange danach hörten die Einwohner der Stadt donnernde, unnatürliche Geräusche, die von jenseits der Stadtmauern hallten.
In diesem Moment öffneten Alan und die dritte Prinzessin vorsichtig die Tür der geheimen Kammer und traten hinaus.
Ihre Augen waren voller Verwirrung, als sie die Szene vor sich sahen – die einst heilige Kirche war nun nur noch ein Trümmerhaufen.
„Eure Hoheit!“
Eine vertraute Stimme rief aus der Nähe.
Isaac kam staubbedeckt und außer Atem auf sie zugerannt. Mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck wandte er sich an die dritte Prinzessin und sagte: „Verzeiht mir, Eure Hoheit. Die diamantene Zauberrolle, die Ihr uns anvertraut habt, wurde von einem Fremden gestohlen!“
„Aber seid unbesorgt. Innerhalb von höchstens drei Tagen wird die Kirche des Dampfes und der Magie den Gegenstand unversehrt wiederbeschaffen und Euch zurückgeben!“