Währenddessen…
Die Gasse war schwach beleuchtet, das sanfte Licht einer flackernden Straßenlaterne warf lange Schatten auf die Straßen. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Welt in silbernes Licht. In der Ferne war das leise Summen des Verkehrs zu hören, aber hier, in dieser engen Passage, war es still.
Ein elegantes schwarzes Auto stand am Eingang der Gasse. Darin saß Lady Lian elegant und entspannt, als hätte sie die volle Kontrolle über ihre Umgebung.
Sie hielt ihr Handy in ihrer zarten Hand und tippte mit ihren purpurrot lackierten Fingernägeln leise auf das Gehäuse. Auf dem Display wurde der gerade beendete Anruf angezeigt.
Sie starrte auf den Namen auf dem Display:
Alister/Master Spade.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen senkte sie das Handy auf ihren Schoß. Ihre scharfen Augen reflektierten das Mondlicht, als sie aus dem Fenster schaute und leise zu sich selbst sagte:
„Es scheint, als hätte ich es doch richtig vermutet.“
„Alister … ist Master Spade.“
Sie hielt einen Moment inne, als würde sie das, was sie gerade herausgefunden hatte, erst einmal sacken lassen.
„Eine solche Ausstrahlung zu haben … und das in so jungen Jahren …“
„Er ist wirklich beeindruckend … so sehr, dass es mir wehtut, daran zu denken, dass ich die Hilfe von Master Spade nicht in Anspruch nehmen kann …“
Sie warf einen Blick auf eine Aktentasche auf dem Sitz neben sich, in der Nähe ihrer Beschwörung. Sie legte ihre Hand kurz auf das Metallgehäuse, dann wandte sie ihren Blick wieder zum Fenster und murmelte weiter:
„Aber selbst wenn ich Meister Spades Hilfe nicht bekommen kann …“ Sie lächelte und verschränkte die Arme. „Ich könnte immer noch eine Verbindung zu Alister aufbauen.“
Sie hielt einen Moment inne, beobachtete die Schwebefahrzeuge, die durch die Straßen fuhren, und sagte schließlich: „Ich freue mich darauf.“
…
Währenddessen … Mega City III, Sektor V
Die Lichter im Auktionssaal wurden gedimmt, sodass der Raum in ein sanftes Dunkel getaucht wurde, das die schwebenden Hologramme hervorstechen ließ.
Das Gebäude, ein hoher Bau aus Metall und Glas, war einer der berühmtesten Orte der Stadt: die offizielle Auktionshalle der Union.
Im Inneren war die Luft voller Spannung, und die Menge der gut gekleideten Menschen flüsterte miteinander, ihre Anzüge glänzten im Neonlicht der Hologramme.
Quinton saß in der Reihe von Sitzen in der Nähe der Auktionsbühne, die Hände gefaltet, den Blick träge durch den Raum schweifen lassend.
Seine scharfen, berechnenden Augen musterten mühelos die Menge. Neben ihm saß eine Frau, deren heftiges Temperament nur von ihrer Schönheit übertroffen wurde.
Sie hatte langes, tiefviolettes Haar, das wie Wellen über ihren Rücken fiel, ihre scharfen violetten Augen waren auf die Bühne gerichtet, während ihre Finger ungeduldig zuckten.
Sie hieß Vira … Quintons Mitarbeiterin und, auch wenn sie es nie zugeben würde, eine seiner vertrautesten Verbündeten.
Vira sah immer genervt aus, aber irgendwie strahlte sie auch Respekt aus, wenn sie in Quintons Nähe war.
Sie hatte keine Angst vor ihm … nein, das wäre zu einfach. Aber sie wusste genau, wozu er fähig war, und das hielt sie in Schach, selbst wenn ihr hitziges Temperament sie dazu brachte, mit den Nerven zu flattern.
„Wofür brauchen wir einen Stein?“, fragte Vira und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie auf die Bühne starrte.
„Was kann an einem Klumpen Stein schon so wichtig sein?“
Quinton drehte seinen Kopf leicht zu ihr und ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. „Das ist nicht irgendein Stein, Vira.“ Sein Tonfall war locker und verspielt, aber er wählte seine Worte sorgfältig.
„Dieser ‚Stein‘ wird es uns ermöglichen, ein Bündnis mit jemandem zu schließen … jemandem, der sehr mächtig ist. Jemandem, der dafür sorgen wird, dass wir überleben, was auf uns zukommt. Jemandem, der uns den Schutz bieten kann, den wir in Zukunft brauchen werden.“
„Und auch jemand, der dafür sorgen wird, dass wir gewinnen.“
Er warf ihr einen Seitenblick zu, in seinen Augen blitzte Belustigung auf.
„Der Drachenfürst höchstpersönlich.“
Viras violette Augen blitzten neugierig auf, aber ihre Skepsis war immer noch deutlich zu spüren. „Der Drachenfürst?“, wiederholte sie mit zweifelnder Stimme. „Das ist jetzt … das sechste Mal, dass du diesen Typen erwähnst?
Wer ist er? Du machst immer so eine große Sache um ihn, als wäre er eine Art Gott.“
„Und wie soll ein reicher Mensch uns helfen, ein Bündnis mit so einem Typen zu schließen?“
Quintons Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, doch sein Blick blieb auf den Auktionator gerichtet, der sich der Bühne näherte. Er entschied sich weiterhin, nicht zu erklären, wer dieser mächtige Drachenfürst, über den er so kritisch sprach, wirklich war.
„Weil, meine liebe Vira, dieser Stein mehr ist, als man auf den ersten Blick sieht. Er enthält den Schlüssel zu einer einzigartigen Ressource. Eine, die dem Drachenfürsten helfen könnte, jemanden zu retten, der ihm sehr am Herzen liegt. Und wenn wir ihn in unsere Hände bekommen, haben wir ein Druckmittel. Und wir können uns seine Hilfe sichern.“
Vira blieb still, kniff die Augen zusammen und war eher zufrieden, dass sie nicht ganz überzeugt war, aber dennoch neugierig.
Sie widersprach nicht, sondern seufzte nur und beschloss, Quinton zu glauben.
Der Auktionator, ein großer Mann in einem perfekt sitzenden Anzug und mit einem holografischen Headset, trat auf die Bühne. Seine Stimme hallte durch den Raum, verstärkt durch die Lautsprecheranlage.
„Meine Damen und Herren“, sagte der Auktionator leise, „vielen Dank, dass Sie heute Abend zu diesem seltenen Ereignis gekommen sind.“
Der Auktionator hielt kurz inne, sah sich im Raum um und hob dann die Hand. Mit einem kleinen Nicken an einen der Union-Beamten, der etwas abseits stand, gab er das Zeichen, den ersten Gegenstand hereinzubringen.
Der Beamte, gekleidet in einen eleganten schwarzen Anzug, trat mit einem kleinen Schwebewagen vor, der sanft über den polierten Boden glitt. Darauf stand eine große, aufwendig gestaltete Kiste, deren Oberfläche in einem schimmernden Energiemuster zu vibrieren schien.
Die Kiste selbst bestand aus einem dunklen, reflektierenden Material, das das Licht von oben absorbierte und sie in ein fast ätherisches Leuchten hüllte.
Als der Wagen vor der Bühne zum Stehen kam, öffnete der Beamte die Kiste mit einer Reihe leiser Pieptöne, die von einem Gerät an seinem Handgelenk kamen.
Mit einer fließenden Bewegung öffnete sich der Deckel der Kiste und gab den Blick auf einen kleinen, handflächengroßen Kristall frei, der in einem Kraftfeld schwebte.