Währenddessen…
In der riesigen Zweigstelle der Berserker-Gilde war der Trainingsbereich zu einem Schlachtfeld aus verbogenem Stahl und zerbrochenen Trainingspuppen geworden. Anya, die Gildenmeisterin, stand in der Mitte des Chaos und schlug mit ihren Fäusten mit unglaublicher Kraft und Geschwindigkeit zu.
Sie trug ein enges schwarzes Crop-Top und eine Trainingshose, die sich an ihren Körper schmiegten und ihre definierten Muskeln betonten, während sie jedes Ziel attackierte.
Schweiß glänzte auf ihrer Haut, während ihr violettes Haar um ihre Schultern peitschte und ihre leuchtend roten Augen sich mit jedem Schlag verengten.
„Spade!“, schrie sie und schlug mit ihrer bloßen Faust so hart auf eine Puppe, dass der Metallrahmen zerbrach. „Das wirst du mir büßen!“
Jeder Schlag schleuderte eine Trainingspuppe durch die Luft, Funken sprühten aus den Beschädigungen, und die Sensoren hatten Mühe, die Wucht ihrer Schläge zu registrieren, bevor sie sofort ausfielen. Systemwarnungen ertönten durch den Sparringsraum.
[Systemwarnung: Schadensschwelle überschritten. Reparatur erforderlich.]
[Systemwarnung: Trainingsroboter offline.]
[Systemwarnung: Übermäßige Kraft erkannt. Ausfall der Ausrüstung steht bevor.]
Von der Seitenlinie aus beobachtete Klaus, der Meister der Zweigstelle, mit verschränkten Armen das Geschehen.
Sein kahler Kopf glänzte im Neonlicht des Trainingsraums, und seine dunkelbraunen Augen waren auf Anya gerichtet, die er schweigend beobachtete, während sie die letzten noch verbliebenen Dummies zerfetzte.
Seine Uniform aus schwarzer Lederrüstung mit silbernen Metallakzenten zeigte seinen Rang und leuchtete schwach, als er sein Gewicht verlagerte.
Neben ihm beobachtete die stellvertretende Gildenmeisterin Helena das Geschehen ebenso aufmerksam. Ihre scharfen grünen Augen verfolgten jede Bewegung von Anya, ihr glatter, pechschwarzer Bob lag regungslos an ihrem Kopf, als würde sogar ihr Körper den Atem anhalten. Sie trug eine ähnliche Uniform mit grün leuchtenden Linien und blickte mit intensiver Konzentration auf das Geschehen.
„Bei diesem Tempo wird sie jedes einzelne Teil unserer Ausrüstung kaputt machen“, murmelte Helena mit einem Anflug von Frustration.
„Wie lange wird sie das noch durchhalten?“
Klaus schüttelte den Kopf und atmete tief aus. „Wer weiß? Ich glaube, wir haben sie noch nie so wütend gesehen.“ Sein Blick fiel auf die zertrümmerten Überreste eines Trainingsroboters, aus dessen Seite lose Kabel hingen.
„Dieser ‚Spade‘ hat sie diesmal wirklich über die Kante getrieben.“
„Hoffen wir, dass sie sich bald beruhigt.“
„In der Tat, sonst wird sich unser Bankkonto beruhigen“, sagte Helena, als eine weitere Puppe zu Boden krachte und ihre Schaltkreise Funken sprühten.
Klaus grunzte zustimmend, blieb aber auf Anya konzentriert. Sein Handgelenk-Kommunikator piepste und eine Benachrichtigung erschien.
[Anruf vom Leiter des Alchemisten-Teams.]
Klaus tippte auf den Bildschirm und rief ein holografisches Bild von Marik, einem der Teamleiter der Gilde, auf.
Marik hatte dunkelblaues Haar, das professionell gestylt war, und seine durchdringenden gelben Augen strahlten Intelligenz aus.
Er trug die typische Uniform der Gilde, auf deren Ärmeln ein Flaschensymbol schwach leuchtete.
„Marik“, sagte Klaus mit rauer Stimme. „Hast du gerade Zeit?“
Marik nickte auf der anderen Seite der Kommunikationsverbindung, sein Blick war scharf und konzentriert. „Ja, die Arbeit im Labor ist erledigt. Ich bin bereit, die Untersuchung von Gildenmeisterin Anya durchzuführen.“
Anya hatte um eine Untersuchung ihres Herzens gebeten.
Seit ihrer Begegnung mit Spade ließ schon der bloße Gedanke an ihn ihr Herz schneller schlagen und ihren Körper zappeln. Sie spürte fast seinen Arm auf ihrer Schulter, als er ihr damals sagte, sie solle still stehen bleiben, und der Schauer, der ihr über den Rücken lief, machte sie unruhig und ließ ihre Wangen erröten.
Dieses Gefühl in ihrem Körper hatte sie noch nie zuvor erlebt und sie mochte es nicht.
Sie dachte, er hätte sie vergiftet, aber die Heilung bewies das Gegenteil. Also fragte sie sich, ob es vielleicht was Chronisches war, und beschloss, sich untersuchen zu lassen, um rauszufinden, was mit ihr los war.
„Gut. Mach dich bereit. Sie ist noch am Dampf ablassen, aber ich sag ihr Bescheid, dass es losgeht, also sollte sie in ein paar Minuten bei dir sein.“
Mariks gelbe Augen wanderten zu den Zerstörungen, die im Hintergrund des Anrufs zu sehen waren. Er hob überrascht die Augenbrauen, aber seine Stimme blieb neutral.
„Verstanden, Zweigmeister Klaus. Ich werde warten.“
Das Hologramm verschwand und Klaus wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Sparringsbereich zu. Er wartete auf den richtigen Moment, während Anya einen weiteren Dummy vernichtete und das System vergeblich versuchte, mit den Schäden Schritt zu halten.
„Gildenmeister“, rief Klaus, und seine tiefe Stimme übertönte den Lärm. „Es ist Zeit für deine Überprüfung.“
Anya hielt einen Moment inne, atmete schwer und ballte die Fäuste. Ihr Blick huschte zu Klaus, in ihren Augen glühte noch die letzte Rest ihrer Wut, aber sie widersprach nicht. Stattdessen wandte sie sich genervt dem letzten Dummy zu und biss die Zähne zusammen.
Mit einem letzten Schlag knickte die Puppe unter ihrer Faust ein und fiel zu einem Haufen Schrott zusammen.
Dann schnappte sie sich ein Handtuch, das an einer nahe gelegenen Stange hing, wischte sich den Schweiß von der Stirn und warf es sich über die Schulter. Ohne ein Wort zu sagen, machte sie sich auf den Weg zum Ausgang.
Als sie an Klaus vorbeikam, nickte er ihr zu. „Marik wartet auf dich.“
Anya sagte nichts, warf ihm nur einen Blick zu und ging in Richtung Labor, wobei ihre Schritte im Flur hallten.
Helena, die immer noch neben Klaus stand, betrachtete die Trümmer der Sparringsfläche mit einem Anflug von Verärgerung und Besorgnis im Gesicht.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Wir sind zwar die reichste Gilde, aber selbst für uns wird das eine Delle in unserer Kasse hinterlassen.“
Klaus lachte leise. „Na ja, wir können es immer noch auf Spades Rechnung setzen, sobald wir ihn gefunden haben.“
„Das hättest du gerne. Selbst die Gildenmeisterin selbst war machtlos gegen ihn. Die einzige Möglichkeit, den Kerl zu fassen, ist, wenn alle Zweigmeister aus den Megastädten gemeinsam Jagd auf ihn machen“, sagte Helena mit einem Anflug von Frustration.
„Das ist doch übertrieben. Du tust so, als wäre der Mann ein Sandwurm. Du überschätzt ihn doch, oder?“
„Wer weiß“, zuckte Helena mit den Schultern. „Er hat sich entschieden, keinen unserer Gildenmitglieder zu töten, obwohl er die Macht dazu hatte. Er hat sich also offensichtlich zurückgehalten, und wenn er die Gildenmeisterin nach ein paar Schlägen überwältigen konnte, fragt man sich wirklich, wie stark er wirklich ist.“
Sie standen beide einen Moment lang da und sahen Anya nach, die den verwüsteten Sparringraum mit flackernden Lichtern und kaputter Ausrüstung verließ.
…
Gildenmeisterin Anya schritt durch den schwach beleuchteten Flur, das Echo ihrer Schritte vermischte sich mit dem leisen Summen der Maschinen aus den verschiedenen Räumen. Ihr Handtuch hing locker über ihrer Schulter, der feuchte Stoff saugte den Schweiß ihrer intensiven Sparring-Einheit auf. Aber während sie ging, war es nicht nur das Adrenalin, das durch ihren Körper strömte. Unwillkommene Erinnerungen kamen zurück.
Ihre Gedanken schweiften zurück zu der Veranstaltung „Wasteland Display“ und zu ihrer kurzen, aber ärgerlichen Begegnung mit Spade. Sie konnte noch immer seine Hand auf ihrer Schulter spüren, als er sich zu ihr beugte und mit leiser, ruhiger Stimme flüsterte …
—
„Merke dir diesen Moment, Anya. So sieht wahre Macht aus. Und jetzt bleib für deine nächste Lektion hier und misch dich nicht ein.“
„Die Befehle eines Oberherrn sind absolut. Hast du verstanden?“
—
Die Dreistigkeit, mit der er ihre Stärke abtat, machte sie wütend. Sie wollte ihm sagen, dass das, was er gezeigt hatte, wahre Macht war, aber die Worte kamen ihr nicht über die Lippen, und ihr Körper zuckte unwillkürlich.
Ihr Herz schlug schneller, ihre Muskeln spannten sich an, als könne sie seine Anwesenheit noch immer auf ihrer Haut spüren.