Der Himmel war trüb und grau, Rauch stieg von verschiedenen Stellen der Stadt auf. Überall waren laute Knalle zu hören, die von einer Schlacht kamen, die überall tobte – die Generäle waren in einen blutigen Kampf verwickelt, die Reiter kämpften in der Luft, und das unverkennbare Geräusch von Gebrüll und klirrendem Stahl hallte laut wider.
Alister spürte, wie ihm die Kontrolle über Kaelans Körper entglitt, als wolle der General verstehen, was diese Szene vor ihm bedeutete.
Kaelans Augen weiteten sich, als er den Anblick vor sich sah. Die Stadt lag in Trümmern, und die Schmerzen, die seinen Körper durchzuckten, waren unerträglich. Mit zitternder Stimme murmelte er: „Was … Was ist hier los?“
Na’zehra lachte leise, beugte sich zu ihm hin und sah ihn mit einem Ausdruck von Aufregung und Bösartigkeit an. Ihr grimmiges Lächeln wurde breiter, als sie Kaelans verwirrten Gesichtsausdruck sah.
Sein Helm war bereits zerbrochen und gab den Blick auf sein verängstigtes, zerzaustes Gesicht frei.
„Ah, das kann passieren, wenn man in einer alternativen Realität gefangen ist. Das verwirrt den Verstand, nicht wahr? Aber keine Sorge, ich werde dir erklären, was hier los ist.“
Sie hielt inne, dann zog sie sich plötzlich zurück. „Aber vorher“, sagte sie und neigte den Kopf leicht, während ihr Grinsen noch bösartiger wurde.
„Ich bin nicht zufrieden mit dem, wo wir aufgehört haben. Ich glaube, wir brauchen noch eine Runde.“
Aus dem Nichts schlug Na’zehra mit ihrem Bein zu und rammte Kaelan mit voller Wucht in den Bauch. Er schnappte nach Luft, seine Augen traten hervor, als die Wucht ihm die Luft aus den Lungen drückte. Blut spritzte aus seinem Mund, als er wie eine Stoffpuppe durch die Luft geschleudert wurde und heftig gegen die Trümmer der nahe gelegenen Gebäude prallte. Das Geräusch von zerbrechendem Stein und Metall hallte durch die zerstörte Stadt.
Kaelan lag in den Trümmern, atmete schwer und flach. Er versuchte sich aufzurichten, seine Arme zitterten, als er versuchte, die Kraft zum Aufstehen zu finden.
Aber sein Körper ließ ihn im Stich und er fiel wieder zu Boden. Seine Schuppenpanzerung war nun zerbrochen, Fragmente davon lagen um ihn herum verstreut. Goldenes Blut spritzte aus seinen zahlreichen Wunden und befleckte den Boden unter ihm.
Na’zehra zerstörte mit einer einzigen Handbewegung die Gesetze des Raums. Im nächsten Moment stand sie über ihm, ihre Anwesenheit fühlte sich nun erstickend und bedrückend an.
Sie sah auf Kaelan herab und lächelte höhnisch.
„Oh, sieh dich nur an …“
„Versuchst du etwa, wieder aufzustehen? Du willst wohl unbedingt weiter spielen, was?“
Sie hockte sich neben ihn, neigte den Kopf und untersuchte seinen ramponierten Körper, während sie mit ihrer Hand über seine Brust fuhr.
„Nun“, flüsterte sie mit leiser, bedrohlicher Stimme, „ich werde dir diesen Gefallen gerne tun.“
Kaelans Blick verschwamm, als er versuchte, sich auf sie zu konzentrieren, aber sein Körper wollte nicht mitmachen. Seine Finger zuckten und krallten sich in den Dreck und die zerbrochenen Steine unter ihm, aber er hatte einfach nicht die Kraft, sich hochzuziehen.
Na’zehra stand langsam auf, ohne Kaelan aus den Augen zu lassen, und zog ihn an den Haaren hoch.
„Mal sehen, wie lange du noch durchhältst.“
Na’zehra verstärkte ihren Griff um Kaelans Haare und hob ihn mühelos vom Boden hoch. Mit einem schrillen Lachen begann sie, ihn wiederholt auf den Boden zu schlagen, wobei jeder Aufprall Schockwellen durch die mit Trümmern übersäte Stadt sandte. Kaelans Körper krümmte sich unter den wiederholten Schlägen, Blut spritzte über die zerbrochene Erde.
Mit einem dunklen Lachen hob Na’zehra ihn schließlich hoch, sodass er ihr ins Gesicht sehen musste, ihr Blick war eine verzerrte Mischung aus Freude und Bosheit.
Sie sah ihm in seine benommenen Augen und genoss seinen Schmerz und seine Verwirrung.
„Du hältst immer noch durch?“, verspottete sie ihn mit leiser, spöttischer Stimme.
Plötzlich brach sie das Gesetz der Schwerkraft. Ihre Faust schlug mit voller Wucht in Kaelans Bauch und schleuderte ihn wie eine Stoffpuppe durch die Luft. Sein Körper krachte in die Ruinen entfernter Gebäude, deren Wände unter der Wucht des Aufpralls in einer Staubwolke zusammenstürzten.
Kaelans Sicht verschwamm, sein Bewusstsein flackerte, während er darum kämpfte, wach zu bleiben. Seine Augen flatterten und kämpften gegen die Dunkelheit, aber was er als Nächstes sah, riss ihn zurück in die Realität.
In der Ferne wurde er Zeuge einer schrecklichen Szene – eine Gruppe von Drachenreitern schlachtete gnadenlos eine Drachenmutter und ihr Kind ab.
Die verzweifelten Schreie der Mutter erfüllten die Luft und vermischten sich mit den panischen Schreien des Kindes. Die Reiter zeigten keine Gnade, ihre Klingen schnitten durch Fleisch und Knochen, Blut spritzte über den Boden und die Straßen.
Kaelans Herz pochte in seiner Brust, sein Atem stockte in seiner Kehle.
„W-was… Was ist hier los?“, fragte er mit kaum hörbarer Stimme, während er versuchte, das Grauen vor seinen Augen zu begreifen.
Na’zehra grinste noch fieser und teleportierte sich plötzlich neben ihn. Sie packte ihn wieder an den Haaren, riss seinen Kopf hoch und zwang ihn, das Massaker mit anzusehen.
„Schau“, zischte sie ihm ins Ohr. „Schau dir das Blut an, die Schreie, die Leichen überall um dich herum.“
Kaelan riss vor Schreck die Augen auf, als er das Gemetzel sah. Der Boden war mit Blut getränkt, die Leichen der Drachenwesen lagen verstreut auf dem Schlachtfeld, ihre leblosen Körper waren vor Qualen verkrümmt.
Die Schreie der Sterbenden hallten in seinen Ohren wider, eine Symphonie aus Verzweiflung und Entsetzen.
Sogar Alister, tief in seinem Inneren, spürte die Welle des Grauens, die Kaelans Herz ergriff.
„W-was … Was ist das für ein Wahnsinn?“, Kaelans Stimme zitterte, als er endlich die Kraft fand zu sprechen, seine Worte waren unsicher und voller Angst.
Na’zehra antwortete kalt: „Es ist eine Säuberung“, sagte sie einfach, als wäre es das Natürlichste auf der Welt.
„Eine Säuberung?“, wiederholte er mit brüchiger Stimme.
„Was meinst du damit?“
Na’zehra blieb ausdruckslos, als sie erklärte:
„All diesen Drachenverwandten wurde die Wahl gelassen – sie sollten Lord Hamerion die Treue schwören oder die Konsequenzen tragen. Sie haben sich geweigert. Und wer sich weigert, unserem Herrn zu dienen, muss hingerichtet werden. So einfach ist das.“
Kaelan stockte der Atem, als er eine Drachenmutter und ihr Kind sah, deren Gesichter vor Angst verzerrt waren und die auf ihn zuliefen. Bevor sie ihn erreichen konnten, wurden sie von einem der Reiter niedergestreckt und ihre Körper fielen in einer Lache aus ihrem eigenen Blut zu Boden.
Seine Augen weiteten sich noch mehr, als sich das Grauen dieser Szene in sein Gedächtnis brannte. Er biss die Zähne zusammen, seine Stimme zitterte vor Wut und Verzweiflung.
„Musste das so weit gehen? Ist das nicht zu extrem?“
Na’zehra lachte kalt, ohne jede Wärme oder Mitgefühl.
„Extrem?“, wiederholte sie und neigte den Kopf, als würde sie über das Wort nachdenken. „Nein, wir sind gnädig. Sie hätten für ihren Ungehorsam gefoltert werden sollen, aber stattdessen lassen wir sie glimpflich davonkommen. Sie haben das Angebot abgelehnt, unserem Herrn Kaelan zu dienen. Das ist eine Sünde, die die härteste Strafe verdient.“
Kaelans Herz pochte in seiner Brust, das Gewicht ihrer Worte lastete schwer auf ihm.
Der Anblick des Gemetzels, das Blut, die Schreie – es war zu viel für ihn. Dennoch spürte er, wie Wut und Trauer in ihm aufstiegen, und die Hilflosigkeit angesichts dieser Situation drohte seine Seele zu zerbrechen.
Dies war nicht mehr nur eine Schlacht, es war ein Massaker. Und inmitten all dessen verspürte Kaelan eine erdrückende Verzweiflung, ein Gefühl des Verlusts, das so tief war, dass es ihn zu verschlingen drohte.
Als wäre all das nicht schon genug, hörte er eine Stimme.
„Meine Generäle, mein Volk, ich bin euch dankbar, dass ihr mir euer Vertrauen geschenkt habt. Ich bin dankbar, dass ihr mir eine Chance gegeben habt.“
„Ihr alle habt an mich geglaubt, und doch habe ich euch nicht beschützen können, bevor die Dunkelheit hereinbrach.“
„Ich habe eure Hoffnungen und Träume nicht erfüllt.“
„Ich habe als euer Herr versagt …“
„Ich weiß, dass ich keine Vergebung verdiene.“
„Ich erwarte auch nicht, dass ihr mir Vergebung gewährt.“
„Ich bin nur hier, um mich zu entschuldigen … und mich von euch zu verabschieden …“
Knack.
Die telepathische Botschaft brach plötzlich ab, und gleichzeitig versetzte ein stechender Schmerz alle in den Kopf.